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DIE SCHWEIZ, DER GARTEN EUROPAS

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Vor dem Hintergrund der Romantik und der aufblühenden Naturphilosophie avancierte die Schweiz im 18. Jahrhundert zu einem der beliebtesten Reiseziele für Naturliebhaber aus ganz Europa. Die unwegsamen Gebirge mit eisbedeckten Gletschern wurden nicht mehr als Schreckbilder und öde Wildnis empfunden. Gemeinsam mit den tiefen Tälern, waldbedeckten Hügeln und unzähligen Flüssen, Bächen und Seen mit ihren Auen- und Uferlandschaften wurde die schweizerische Landschaft zunehmend als eine Art weltliches Paradies gedeutet. So hielt der deutsche Arzt und Geograf Johann Gottfried Ebel gegen Ende des Jahrhunderts in seinem Reisehandbuch über die Schweiz fest:


Abb. 1: Wild-romantische Schweizer Natur. Ein Stich aus einem Buch des deutschen Reisenden Christian Hirschfeld von 1776.

«Es gibt zuverlässig kein Land, keinen Teil unsers Erdbodens, der in so vielen Rücksichten merkwürdig und interessant wäre als die Schweiz […]. Alles Grosse, Ausserordentliche und Erstaunenswürdige, alles Schreckliche, Reizende, Heitere, Ruhige, Süsserquickende, was in der ganzen Natur zerstreut ist, scheint sich hier in einen kleinen Raum vereinigt zu haben, um dies Land zu dem Garten von Europa zu bilden, wohin alle Anbeter der Natur pilgern und wo sie für ihre Opfer in dem vollsten, reinsten Masse Belohnung und Befriedigung erhalten sollten.»3

Der Ruf der Schweiz als Naturparadies wurde vor allem in den grossen europäischen Metropolen gefestigt. So nannte man in Paris einen im Jahr 1794 neu eröffneten Landschaftspark mit Tiergehegen und damit einen der ersten öffentlichen zoologischen Gärten der Welt schlicht la vallée suisse.4 Doch auch in der Schweiz selber lernten wohlhabende Bürger ihr Land mit anderen Augen sehen. Eine besondere Rolle spielten dabei die Naturalienkabinette, wie etwa der deutsche Universalgelehrte Christian Cajus Lorenz Hirschfeld im Jahr 1777 erläuterte:

«Man kann den Schweizern das Lob nicht entziehen, dass sie nicht nur auf die Merkwürdigkeiten ihres Landes sehr aufmerksam sind, sondern auch den Fremden mit Vergnügen vorzeigen. Selbst viele Prediger in den entlegenen Berggegenden fangen an, sich aus der Sammlung und Untersuchung der Naturalien ihres Vaterlandes eine eben so nützliche als angenehme Beschäftigung zu machen.»5

Die gelehrten Reisenden fanden Naturalienkabinette nicht nur in den grossen Städten wie Basel, Bern, Zürich, Genf, Lausanne, Neuchâtel oder Luzern, sondern ebenso in kleineren Ortschaften wie Schaffhausen, Solothurn, Yverdon, Altdorf, Glarus oder La Ferrière. Ihre Besitzer waren Professoren, Ärzte, Apotheker, Pfarrer, Schullehrer, Künstler. Auch manch vermögender Bankier oder Fabrikbesitzer pflegte eine kleine Sammlung von Naturgegenständen.6 Andere spezialisierten sich gar auf den Handel mit Naturalien und Naturgegenständen. Das Sammeln, Handeln und Tauschen von Naturalien war aber nicht bloss eine vergnügliche Freizeitbeschäftigung. Die Sammlungen bildeten die unerlässliche Grundlage für das Studium der Natur. Dies geht aus dem Eintrag zu den Naturalienkabinetten in der Encyclopédie von Diderot und d’Alembert aus dem Jahr 1752 hervor:

«Die Wissenschaft der Naturgeschichte macht Fortschritte in dem Masse, wie sich die Kabinette vervollständigen; das Bauwerk wächst aber nur durch die Materialien, die es beherbergt, und es wird kein Ganzes bilden, bevor alle seine wesentlichen Bestandteile zusammengebracht sein werden […]. Erst in diesem Jahrhundert hat man sich mit dem notwendigen Eifer der Naturgeschichte angenommen und derart grosse Fortschritte in diesem Unternehmen gemacht. Es ist auch unser Jahrhundert, das sich durch die Gründung der vortrefflichsten Einrichtungen auszeichnet, der Naturhistorischen Kabinette.»7

Die ungezählten Naturalienkabinette, die im 18. Jahrhundert zumeist in den städtischen Räumen der damaligen Schweiz entstanden, waren in privatem Besitz. Sie für Studienzwecke zu verwenden, war meist ihren Besitzern vorbehalten.8 Doch Sammlungen einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen, war ein Gebot der Zeit, wie etwa die britische Schriftstellerin und Dichterin Helen Maria Williams (1761-1827) bei ihrem sechsmonatigen Aufenthalt in der Schweiz im Jahr 1794 bemerkte:

«Unter den Merkwürdigkeiten der Schweiz, welche die Aufmerksamkeit von Reisenden verdienen, sind die Naturhistorischen Kabinette nach der Meinung der Einheimischen von besonderem Rang. […] ein beachtliches und wertvolles Museum könnte einst aus diesen Sammlungen hervorgehen, wenn diese zusammengeführt und in den Dienst der Öffentlichkeit gestellt würden.»9

Die Naturforschenden

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