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Etablierte Sozialdemokraten

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Politisch unterschied sich die Lage in der Stadt von der gesamtkantonalen erheblich. Die Bauernpartei war konsequenterweise nicht präsent, es fehlte auch eine andere betont konservative Gruppierung. Schon 1910 waren vier von neun Mitgliedern des Stadtrats Sozialdemokraten, drei waren Freisinnige und zwei Vertreter der Demokratischen Partei. Diese stellte von 1917 bis 1928 auch den Stadtpräsidenten, Hans Nägeli. Der ausgebildete Theologe war ein erfahrener Mann der Verwaltung und seit 1907 Stadtrat; als guter Repräsentant und Interessenvertreter der Stadt gelobt, scheint er sich politisch sonst nicht besonders profiliert zu haben.43 In der Zusammensetzung der Exekutive nach Parteien kam es in dieser Zeit nur zu kleineren Veränderungen.

Seitens der Sozialdemokraten kamen trotz aller kämpferischen Rhetorik vor allem solche Personen zum Zug, die bereit waren, die begrenzten kommunalen Handlungsmöglichkeiten für unmittelbare Verbesserungen zugunsten der breiten Bevölkerungsschichten zu nutzen und sich auch für andere städtische Aufgaben zu engagieren. Die SP-Mitglieder des Stadtrats in der Zwischenkriegszeit waren vor ihrer Wahl alle im öffentlichen Dienst tätig gewesen (als Beamte, Lehrer, Richter usw.).44 Es gab zwar programmatische Überlegungen, die «Kommune zu einer der Urzelle der sozialistischen Gesellschaft zu machen»;45 der «Gemeindesozialismus» konnte aber den «kapitalistischen» Rahmen nicht sprengen und war eher eine Art Versorgungsetatismus. Dem vormaligen Pfarrer Paul Pflüger (Stadtrat von 1910 bis 1923) schwebte eine «alma mater» vor, die für alle und speziell auch für die Bedürftigen sorgt.46 Im Vordergrund standen indes Infrastrukturen, Wohnungen und Sozialversicherungen.

Prägend war als gestaltungswillige und integrationsfähige Person Emil Klöti, Lehrersohn aus Töss (Winterthur), Jurist, nach einigen Jahren in der kantonalen Verwaltung 1907 im Alter von dreissig Jahren in den Stadtrat gewählt, lange Zeit Bauvorstand, von 1928 bis 1942 Stadtpräsident, zudem 36 Jahre im eidgenössischen Parlament.47 Ein Sonderfall war Alfred Traber, Vertreter des linken Flügels. Gegen seinen Willen Polizeivorstand geworden, sah er sich dem Vorwurf der Passivität ausgesetzt, als im Juni 1919 Demonstranten das Bezirksgefängnis zu stürmen versuchten, wobei mehrere Personen ihr Leben verloren. Wegen Amtspflichtverletzung wurde er zu sechs Tagen Haft unbedingt verurteilt. Laut seiner Lebenserinnerungen48 kam es im Kollegium immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen Sozialdemokraten und Bürgerlichen; er selbst vertrat seine Minderheitsposition allenfalls auch im Parlament und bekannte sich durchaus zu «mangelnder Amtsbruderschaft». 1921 zur KP übergetreten, wurde er 1922 nicht mehr gewählt.

Auch die bürgerlichen Mandatsträger entsprachen nicht durchwegs dem polaren Schema. Der Freisinnige Gustav Kruck zum Beispiel trug die kommunalwirtschaftliche Politik aktiv mit.49 Eine interessante Figur war im Weiteren sein Parteikollege Hermann Häberlin, der 1920, im vierten Anlauf von seiner Partei nominiert, in den Stadtrat gelangte.50 Wegen seiner «thurgauischen» Sparsamkeit wurde er gelobt und gehasst. Er verfocht in einer Haushaltskrise die Privatisierung städtischer Betriebe, war allerdings in gewisser Hinsicht – als Arzt mit Berufserfahrung in den USA – ein sozialer Modernisierer (so fragwürdig heute seine schon erwähnten Theorien zum Geburtenrückgang sind). Häberlin war auch Mitglied des Internationalen Friedensbüros und engagierte sich stark für den Beitritt zum Völkerbund. Im gleichen Jahr wurde übrigens Ulrich Ribi in den Stadtrat gewählt, der letzte Grütlianer und später der erste Vertreter der EVP.

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