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Sehr gerne habe ich zugesagt, für dieses Buch zu Ehren von Alexander Schaichet und seinem 1920 gegründeten ersten Kammerorchester der Schweiz das Vorwort zu schreiben. Es gab nämlich einen direkten Zusammenhang zwischen dem grossen Musiker und Pädagogen und meiner Familie: Mein Grossvater väterlicherseits war vor dem Ersten Weltkrieg in Warschau als junger Kapellmeister tätig gewesen und musste nach Ausbruch des Kriegs in die Schweiz zurückkehren. Als Musikdirektor im aargauischen Wohlen veranstaltete er mit dem Orchester Wohlen und dem gemischten Chor Harmonie ganze Saisonprogramme. Zum Auftakt der Saison 1924/25 hatte er als Solisten das Ehepaar Irma und Alexander Schaichet eingeladen!

Als Alexander Schaichet 1914 bei einem Ferienaufenthalt in der Schweiz vom Ausbruch des Ersten Weltkriegs überrascht wurde und deshalb eine Rückkehr nach Jena nicht mehr möglich war, existierte das Tonhalle-Orchester als erstes Berufsorchester der Schweiz bereits seit 46 Jahren. Der aufgrund seiner grossen kulturellen Erfahrung in den verschiedensten Ländern und Funktionen tätig gewesene Musiker erkannte rasch, dass es neben dem grossen Orchester ein kleineres Ensemble mit anderer Ausrichtung brauchte. Dank seinem unermüdlichen Schaffen und seiner Überzeugungskraft erreichte er dieses Ziel.

Für einen solchen Schritt benötigt es immer Persönlichkeiten, die Mut und Unternehmertum an den Tag legen. Die Person Alexander Schaichet verfügte vermutlich nicht zuletzt wegen seiner Biografie über beides. Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs konnte der Immigrant weder nach Deutschland noch nach Russland zurück und blieb – glücklicherweise – in der Schweiz. Nicht nur war er ein begnadeter Pädagoge und das Tonhalle-Orchester profitierte von Musikerinnen und Musikern, die durch ihn ausgebildet wurden. Es war Alexander Schaichet auch ein grosses Anliegen, Schweizer Komponisten zu fördern und deren Werke zur Aufführung zu bringen.

Diesem Bestreben leben heute sicherlich alle Orchester auf dem Platz Zürich nach. Die Frage lautet höchstens: Ist das Publikum in den Bereichen Klassik und E-Musik noch so neugierig wie damals?

Unbestritten braucht es auch heute noch Persönlichkeiten wie Alexander Schaichet, um kulturelle Werte zu schaffen und zu vermitteln. Hoffen wir, dass Vorbilder, wie er eines war, auch in Zukunft junge Leute ermutigen, in seinem Sinne fortzufahren. Dieses Buch leistet seinen Beitrag dazu.

Martin Vollenwyder, Präsident der

Tonhalle-Gesellschaft, Zürich

Ein Verzeichnis der aufgeführten Konzerte des Kammerorchesters Zürich von 1920 bis 1943 findet sich unter www.schaichet.ch/konzertverzeichnis

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