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1921 zog der 16-jährige Elias Canetti von Zürich, wo er fünf Jahre verbracht hatte, mit seiner Mutter nach Deutschland – sehr widerwillig. Später aber schrieb er: «Es ist wahr, dass ich, wie der früheste Mensch, durch die Vertreibung aus dem Paradies erst entstand.»1 Zehntausende von Menschen aus europäischen Ländern hatten in der Schweiz Zuflucht vor dem Krieg gefunden, darunter auch einfach vom Kriegsausbruch überraschte Reisende wie Alexander Schaichet. Viele nahmen die Arbeitsstellen militärisch einberufener Ausländer ein. Besonders in Zürich wurde die Kulturszene international belebt. 1919/20 kehrte ein grosser Teil freiwillig oder unfreiwillig in die jeweilige Heimat zurück.

War die Schweiz nicht nur in Canettis Bildungswelt ein (ereignisloses) Paradies? Das Land hatte den Krieg militärisch unversehrt überlebt, sah sich als Insel im stürmischen Meer, während es auch die Abhängigkeit vom internationalen Umfeld empfindlich gespürt hatte. Der Handel wurde durch die Kriegsparteien kontrolliert, zunehmende Versorgungsschwierigkeiten verschärften zusammen mit den Lasten des Militärdienstes die Not breiter unterer Schichten. Im Landesstreik im November 1918 kulminierten die sozialen und politischen Spannungen; nach dessen Abbruch unter dem Druck der eingesetzten Armee blieben Verbitterung auf der einen und Umsturzangst auf der anderen Seite (die Russische Revolution wirkte noch lange als Schock und als politisch eingesetztes Schreckgespenst). Die Spanische Grippe forderte 1918/19 rund 24 500 Todesopfer – in Zürich diente die Tonhalle als eines der Lazarette. Nicht zu übersehen ist aber auch eine Kontinuität, sei es im bürgerlichen Leben, in der Stadtentwicklung oder in anderen Bereichen.

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