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Kindheit aus gestalttherapeutischer Sicht
Оглавление1978 veröff entlichte Oaklander Windows to our Children, welches in Deutsch unter dem Titel Gestalttherapie mit Kindern und Jugendlichen bekannt wurde. Ihr und ihren MitarbeiterInnen kommt der Verdienst zu, das Modell der Gestalttherapie auf die psychotherapeutische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen übertragen zu haben. Die Gestalttherapie mit Kindern und Jugendlichen als ein vergleichsweise junges Forschungsgebiet ist gut verankert in der langen Geschichte der Gestalttherapie-Theorie und Gestaltpsychologie. Bereits 1921 beschäftigte sich Koffka mit der Verbindung von kindlicher Entwicklung und Gestaltthemen, entwarf erste Modelle einer entwicklungstheoretisch fundierten Gestaltpsychologie. (vgl. Wheeler 2002, 11 in: Baulig/Baulig 2002). Der Gestalttheoretiker Metzger veröffentlichte für die Praxis relevante Arbeiten über Erziehung zur Reinlichkeit und frühkindlichen Trotz (1956).
Fritz und Lore Perls beschäftigten sich in ihrem ersten Buch Ego, Hunger und Aggression (1942/1947) unter anderem mit den Themen Aggression und Selbstbehauptung in der kindlichen Entwicklung. Die Entwicklung der Zähne und die Auswirkung auf die Qualität der menschlichen Beziehung war eine der ursprünglichen Ideen zu Beginn der Gestalttherapie. Die frühe Gestalttherapie orientierte sich am psychoanalytischen Phasenmodell der Entwicklung, wobei die Aggression bereits der oralen Phase, nicht der analen zugeordnet wurde. Wheeler weist darauf hin, dass die beiden Perls dem starken Individualismus des Freud’schen Modells verhaftet blieben, in dem sie selbst unterrichtet wurden. Es ging ihnen wie Freud um die Entwicklung fester Persönlichkeitsgrenzen, einer reifen Autonomie und Selbstbestimmung und um eine Überwindung prä-ödipaler Abhängigkeit. Somit blieb der frühe gestalttherapeutische Blick auf die Kindheit psychoanalytisch geprägt. Kindheit wurde bei Freud als eine Art »gefährliches Leiden« (Wheeler 2002, 13) betrachtet, von dem man sich ein Leben lang erholen musste. F. Perls dürft e das nicht viel anders gesehen haben. Im Gegensatz dazu beschäftigte sich Laura Perls sehr früh mit entwicklungstheoretischen Themen, auch angeregt durch die Auseinandersetzung mit ihren beiden Kindern. Goodman, ein weiterer Begründer der Gestalttherapie, war gleichsam Bewunderer Freuds und Kritiker der ödipalen Theorie. Sein Blick auf die Kindheit war ein durchaus positiver: Kinder hatten Freude an Spiel, Spontaneität und Gemeinschaft. Dies sollten auch erstrebenswerte Ziele für Erwachsene sein.