Читать книгу Gestalttherapie mit Kindern und Jugendlichen - Группа авторов - Страница 61
Zusammenfassung
ОглавлениеKindheit hat sich sicherlich verändert: So, wie wir selbst aufgewachsen sind, wachsen die heutigen Kinder und Jugendlichen nicht auf, anders eben. Die Bedingungen haben sich geändert, Überforderung macht sich bei allen Beteiligten breit. Die Eltern haben wenig Zeit, die Aufrechterhaltung der Alltagsroutine ist sehr aufwendig, berufliche Flexibilität ist gefordert. Dies geht häufig auf Kosten von Zeit, Beziehungszeit mit den Kindern und den Partnern. Die LehrerInnen wollen auch nicht für alles herhalten, der Erwartungsdruck ist enorm, sie sollen die Kinder erziehen, die sich gar nicht erziehen lassen, sich eher entziehen. Hinzu kommen noch außerordentliche Stressfaktoren für das Kind, wenn ein Elternteil psychisch krank ist oder trinkt, wie im Beispiel von Anatol ausgeführt. Wenn die Stressfaktoren beim Kind oder im Umweltfeld noch stärker werden, etwa wenn Kindeswohlgefährdung vorliegt, dann haben Jugendämter alle Hände voll zu tun, die kinderpsychiatrischen Abteilungen und die kinder- und jugendpsychotherapeutischen Wohngemeinschaften nehmen ihre Arbeit auf. Auch zu uns KinderpsychotherapeutInnen kommen dann die Telefonanrufe, wir sollen nun Antwort geben auf schier unlösbare Problemkonstellationen. Es können aber immer nur vorläufige Antworten sein und unrealistische Aufträge nehmen wir lieber erst gar nicht an. Wir müssen uns bescheiden lernen, dürfen uns nicht für alles zuständig erklären und glauben, wir müssen Eltern, Lehrern und Sozialarbeitern immer sagen, was zu tun ist. Aus gestalttherapeutischer Sicht gehen wir davon aus, dass Menschen mit uns in Beziehung treten und wir auf dem Hintergrund unserer Ausbildung, Erfahrung und unseres eigenen Ringens als Menschen hilfreich sein wollen. Wir haben keine Rezepte, aber wir sind gemeinsam auf dem Weg mit den uns anvertrauten Kindern, Jugendlichen und deren Angehörigen. Wir versuchen dabei, verlässliche Bündnispartner zu sein und kontinuierliche Beziehungserfahrungen anzubieten. Uns geht es um Authentizität, um Unmittelbarkeit und wir stellen uns in unserer ehrlichen Begrenztheit zur Verfügung. Kinder und Jugendliche spüren dies sofort, wenn sie es nicht spüren, bleiben sie weg. Wir sind nicht aktionistisch um der Aktion willen, es geht uns um spielerisch geprägte Begegnung. Wir versuchen, Tempo herauszunehmen und Leistungsdruck, bei den Kindern, ihren Angehörigen und auch bei uns selbst. Es geht uns um ganzheitliche Erfahrungen, um das Einbeziehen unseres Körpers, den wir nicht funktionalisieren, sondern mit dem wir Zwiesprache halten. Wir nutzen unsere Sinne, die uns unterstützen und uns lebendigen Austausch mit der Umwelt erst ermöglichen. Wir wollen stützend wirken, gerade so viel Unterstützung wie nötig geben, damit Selbstbestimmung und Selbstverantwortlichkeit bei Kindern, Jugendlichen und ihrer Umgebung aktiviert wird. Dies sind einige wesentliche Haltungen, wie wir sie in der Gestalttherapie mit Kindern einnehmen, diese Haltungen wirken heilsam, führen zu bemerkenswerten psychotherapeutischen Erfolgen.
Am wichtigsten ist die Authentizität, die Echtheit im Sinne eines Bestrebens, das zu tun, was wir sagen und das zu sagen, was wir tun. Gestalttherapie mit Kindern erfordert umfassende Selbstreflexion über Handlungsschritte und persönliche Motivationen. Gestalttherapie lebt von persönlicher Haltung und Glaubwürdigkeit, das Ringen um diese Haltung hört nie auf.