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Das biopsychosoziale Rahmenmodell der Medizin
ОглавлениеSeit den 1970er-Jahren steht die medizinische Forschung stark unter dem Einfluss des »biopsychosozialen Modells«, eines mehrdimensionalen integrativen Rahmenkonzepts (Engel 1977). Es erklärt das Zusammenwirken biologischer, psychischer und sozialer Faktoren in Gesundheit und Krankheit. Die Kausalanalyse erfolgt systemisch, d. h. mit Blick auf mehrere Organisationsebenen des Menschen: Moleküle, Zellen, Organe, Organismen, Familie, Gesellschaft etc. (Egger 2005). Dieses Modell dient als Leitkonzept zur Gestaltung psychosozialer Hilfen. Allerdings dominiert seit den 1990er-Jahren die biologische Perspektive, bedingt durch die Entwicklung neuer molekularbiologischer Methoden. Heute sind materialistische Konzepte verbreitet, die sowohl das »Psychische« wie auch das »Soziale« neurobiologisch erklären wollen. Dies mündet im Bild des hirnzentrierten »Homo neurobiologicus«. Als Gegenmodell wird im Folgenden die systemische Medizin bzw. Psychosomatik dargestellt (vgl. Tretter 1989; Ahn et al. 2006a, b).