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3 Deskriptive Statistik: Ergebnisse der Analyse stadtaffiner Branchen

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Abb. 4 zeigt die wirtschaftliche Relevanz stadtaffiner produzierender Branchen auf. Von den in Deutschland gut vier Millionen Unternehmen ist fast jedes sechste Unternehmen (17,2 %, n = 694 435) nach unserer Nomenklatur stadtaffin. Für NRW liegt der Anteil vergleichbar bei 16,58 %. Dies entspricht einer Zahl von 134 722 Unternehmen bei insgesamt 812 715 Unternehmen in NRW. Gleichzeitig ist auch jede:r sechste Mitarbeiter:in in einem Unternehmen einer stadtaffinen Branche beschäftigt.

Welche Städte in NRW weisen bei Unternehmen und Beschäftigten einen besonders hohen Anteil an stadtaffinen Branchen aus? Zur Beurteilung wird hier der Standortkoeffizient verwendet. Da das diesem Beitrag zugrunde liegende Forschungsprojekt »Gewerbe in der Stadt« neben dem Fallbeispiel Hamburg seinen Analyseschwerpunkt in NRW hat, wird zum einen das Niveau des Bundesgebiets und alternativ das Niveau NRWs als Durchschnittsmaß angesetzt. Abb. 5 zeigt die Standortkoeffizienten für alle kreisfreien Städte in NRW und Hamburg. Hierbei wird der Standortkoeffizient auf Basis der Anzahl der Unternehmen dargestellt, einmal bezogen auf den durchschnittlichen Anteil in Deutschland (blau) und in NRW (hellblau). Zusätzlich sind die Standortkoeffizienten nach der Anzahl der Beschäftigten ausgewiesen, analog im Verhältnis zum gesamtdeutschen Anteil der Beschäftigung in stadtaffinen Branchen (grau) sowie im Verhältnis zum Anteil in NRW (hellgrau).


Abb. 4: Stadtaffine produzierende Branchen in absoluten Zahlen und in Anteilen, gemessen an Unternehmen und Beschäftigten in Deutschland (außen) und NRW (innen) (eigene Darstellung; Daten: FDZ der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder, Unternehmensstatistik 2013, eigene Berechnungen).

Zunächst zeigt sich allgemein, dass die ausgewiesenen Koeffizienten hinsichtlich der Anzahl der Unternehmen bezogen auf die NRW-Gesamtheit größer sind als bezogen auf Deutschland. Dies bedeutet, dass der Anteil stadtaffiner Branchen an allen Unternehmen insgesamt für NRW (16,58 %) etwas geringer ausfällt als in der gesamtdeutschen Betrachtung (17,2 %). Dies gilt gleichermaßen für die Beschäftigung in stadtaffinen Branchen (Deutschland 17,49 %, NRW 16,54 %) ( Abb. 4).

Angeführt wird das Ranking in Abb. 5 durch die Städte des Bergischen Städtedreiecks, Solingen, Remscheid und Wuppertal. Diese und die anderen Städte wie Oberhausen, Mönchengladbach, Krefeld, Köln und Aachen, die einen Standortkoeffizienten größer 1 ausweisen, verfügen über einen überproportionalen Anteil von Unternehmen in stadtaffinen produzierenden Branchen. Im Einzelnen zeigt sich, dass der Standortkoeffizient (gebildet über die Anzahl der Unternehmen) von Wuppertal einen deutlich überproportionalen Anteil von Unternehmen in stadtaffinen Branchen ausweist, Krefeld etwa dem Durchschnitt entspricht, der für Deutschland und NRW recht eng beieinander liegt, und die das Ruhrgebiet vertretenden Städte Dortmund, Duisburg, Bochum und insbesondere Essen deutlich unterproportionale Anteilsverhältnisse der Unternehmen in stadtaffinen Branchen aufweisen.

Wird die Anzahl der Beschäftigten als alternatives Maß der Bestimmung des Standortkoeffizienten für stadtaffine Branchen zugrunde gelegt, verändert sich die Rangfolge deutlich. Dortmund und Krefeld weisen einen überproportionalen


Abb. 5: Standortkoeffizienten für stadtaffine produzierende Branchen nach Anzahl der Unternehmen und nach Beschäftigten der kreisfreien Städte NRWs sowie Hamburg. Die Darstellung ist geordnet nach dem Koeffizienten für die Anzahl der Unternehmen bei der Bezugsgröße Deutschland (eigene Darstellung; Datenquelle: FDZ der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder, Unternehmensstatistik, 2013, eigene Berechnungen).

Anteil aus, während absteigend Duisburg, Bochum, Essen und Wuppertal unterproportional vertreten sind. Die Information über die relative Anzahl der Unternehmen und der Beschäftigten lässt Schlüsse auf die Größenstruktur der Unternehmen in den Städten zu und unsere Ergebnisse lassen sich wie folgt interpretieren: Wuppertal verfügt – verglichen mit den anderen Städten – über eine kleinteiligere Unternehmensstruktur in den stadtaffinen produzierenden Branchen. Gleiches gilt für die Städte Solingen und Remscheid, in denen eine relativ hohe Unternehmensanzahl einer relativ niedrigen Beschäftigungsanzahl gegenüber steht. Die Unternehmen aus stadtaffinen Branchen haben also in diesen Städten einen eher geringen Arbeitsplatzeffekt. Demgegenüber verfügen die Städte Krefeld und Dortmund über einen hohen Beschäftigtenanteil in den stadtaffinen Branchen bei einem durchschnittlichen Anteil stadtaffiner Unternehmen. Hier verbinden sich mit den Unternehmen aus stadtaffinen Branchen besonders starke Arbeitsplatzeffekte. Die höchste Beschäftigungsintensität bei durchschnittlichem Unternehmensanteil in stadtaffinen produzierenden Branchen zeigt Aachen.

Es werden nun die Anteile der Unternehmen und der Beschäftigten gegenübergestellt. Diese vergleichende Betrachtung gibt Aufschluss über die Beschäftigungswirksamkeit der einzelnen stadtaffinen Branchen, die wir bislang in Summe betrachtet haben ( Abb. 5). So stellen sich insbesondere die Spitzentechnologie und die hochwertigen Technologien als beschäftigungsstark dar. Bei der Spitzentechnologie liegen die Anteile der Beschäftigten mit 5 % (NRW) respektive 8 % (Deutschland) deutlich über den Unternehmensanteilen von 1 % respektive 2 %. Im Bereich der hochwertigen Technologien stehen Unternehmensanteilen von 4 % (NRW) respektive 3 % (Deutschland) Beschäftigungsanteile von 14 % respektive 15 % gegenüber. Deutlich beschäftigungsschwach zeigt sich der Bereich der Kreativwirtschaft sowohl in NRW als auch im Bundesdurchschnitt mit einem fast viermal geringeren Anteil an Beschäftigung (4 %) im Vergleich zum Anteil der Unternehmenszahl (15 %), was die bekannte Kleinteiligkeit in diesem Wirtschaftssegment bestätigt. Das größte Segment der stadtaffinen Branchen stellt das Handwerk dar, was sich sowohl bei der Unternehmensanzahl (69 % in NRW und bezogen auf Deutschland) wie der Anzahl der Beschäftigten (NRW: 63 %, Deutschland: 57 %) zeigt. Bezüglich des Beschäftigungsanteils fällt auf, dass dieser in NRW um sechs Prozentpunkte höher liegt als im Bundesdurchschnitt. Dieser statistische Wert unterstreicht die Bedeutung des Handwerks in der Betrachtung stadtaffiner produzierender Branchen im Land NRW. Zudem bestätigen die Zahlen die Kleinteiligkeit der Unternehmensstruktur und eine geringe Arbeitsplatzwirksamkeit, wie es für das Handwerk typisch ist.

Wie stellen sich die kreisfreien Städte in NRW hinsichtlich der einzelnen stadtaffinen Branchen dar? Ein überproportionales (unterproportionales) Gesamtmaß über alle stadtaffinen Branchen, wie es in Abb. 5 analysiert wurde, bedeutet nicht zwangsläufig eine Überproportionalität (Unterproportionalität) in allen Branchen. Über die Anteilsverteilung der einzelnen stadtaffinen produzierenden Branchen aller kreisfreien Städte in NRW plus Hamburg gibt Abb. 6 Aufschluss. Sie zeigt die Anzahl der Unternehmen der Wirtschaftsbereiche IKT, Spitzentechnologie, hochwertige Technologie, Gesundheitswirtschaft und Kreativwirtschaft bezogen auf die Gesamtzahl aller Unternehmen in der jeweiligen Stadt.3 Die Abbildung dient primär dazu, eine Rangfolge der Städte untereinander hinsichtlich der Unternehmensanzahl innerhalb der einzelnen stadtaffinen Branchen aufzuzeigen. Herausragend ist hierbei die Stadt Aachen, in allen Bereichen. Sie weist die höchsten Anteile in den Technologiebereichen sowie in der Gesundheitswirtschaft auf und nimmt bei der Kreativwirtschaft den 4. Rang ein, der sich immer noch deutlich von der Masse abhebt. Die Abbildung zeigt weiter, wie unterschiedlich sich die Anteile in den einzelnen stadtaffinen Branchen über alle kreisfreien Städte in NRW und damit über die Rangfolgen der Städte darstellen.

Insgesamt zeigen die Ergebnisse, dass zwischen den Städten eine enorme Varianz in der Ausstattung und der anteiligen Zusammensetzung stadtaffiner Branchen existiert. Zudem weisen die Ergebnisse auf den wesentlichen Einfluss des Handwerks in unserer Messung hin. Dies unterstreicht die Notwendigkeit einer gesonderten Studie für den Wirtschaftsbereich des Handwerks. Weitere empirische Auswertungen finden sich in Piegeler/Spars (2019).


Abb. 6: Anzahl der Unternehmen einer einzelnen stadtaffinen Branche bezogen auf die Gesamtzahl der Unternehmen in der Stadt (eigene Darstellung; Datenquelle: FDZ der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder, Unternehmensstatistik 2013, eigene Berechnungen).

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