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5.11.4.2 AKTIVA – Ein Präventionsprogramm zum Erhalt der kognitiven Leistungsfähigkeit
ОглавлениеDas Interventionsprogramm AKTIVA (Aktive kognitive Stimulation – Vorbeugung im Alter) (Tesky 2010) ist ein innovatives Gruppenprogramm für gesunde alte Menschen ab 65 Jahre zur primären Prävention von kognitiven Leistungseinbußen und versteht sich ebenfalls als Anleitung zu einem gesundheitsdienlichen Lebensstil. Die Teilnehmenden werden in strukturierten zweistündigen Sitzungen, sieben Basissitzungen und zwei Auffrischungssitzungen, dazu angeleitet, vermehrt geistig-anregende Freizeitaktivitäten in ihren Alltag zu integrieren. AKTIVA ist als Trainingsmanual verfügbar und bietet somit interessierten Personen z. B. als Gruppenleiter in der Seniorenarbeit die Möglichkeit, selbständig Gruppensitzungen durchzuführen (Tesky und Pantel 2013). Der AKTIVA- Ansatz basiert u. a. auf den Arbeiten von Wilson et al. (2007), die mithilfe retrospektiver Befragungen nachweisen konnten, dass regelmäßig ausgeübte kognitiv-stimulierende Aktivitäten (z. B. Lesen, Schachspielen, Besuche von kulturellen Veranstaltungen, Musizieren) das Risiko von Demenzerkrankungen senken. Es wird postuliert, dass das vermehrte Ausüben dieser Tätigkeiten über eine Beeinflussung des theoretischen Konstrukts der Kognitiven Reserve ( Kap. 5.5) positive Auswirkungen auf das Demenzrisiko aufweist. Personen mit einem hohen Maß an Kognitiver Reserve, können beginnende kognitive Defizite erfolgreicher kompensieren wodurch sich die Zeitspanne verlängern kann, in der pathologische Hirnprozesse, wie sie bei einer Demenz auftreten insoweit kompensiert werden können, dass noch keine eindeutigen Defizite der geistigen Leistungsfähigkeit erkennbar werden (u. a. Stern 2006). Das Ausmaß der Kognitiven Reserve ist u. a. abhängig von geistigen Tätigkeiten, Bildung, beruflichen Fertigkeiten, Sprachvermögen und Sozialleben (Sánchez et al. 2002). Sie ist allerdings nicht als feste Größe anzusehen, sondern kann bis ins hohe Alter hinein durch z. B. kognitiv-stimulierende Aktivitäten und Beschäftigungen beeinflusst werden. Sie stellt somit einen Ansatz dar, das Demenzrisiko durch Eigeninitiative und zahlreiche Tätigkeiten zu modifizieren (Stern 2006).
In den Trainingssitzungen erfolgt zusätzlich die Vermittlung von Wissen über nachlassende kognitive Fähigkeiten im Alter und deren Risiko- und Schutzfaktoren, die Erarbeitung individueller Strategien zur Umsetzung von persönlichen Präventionsansätzen sowie der Aufbau von Änderungsmotivation, um die individuell gesetzten Ziele in Hinblick auf einen demenzpräventiven Lebensstil umzusetzen.
Erste Ergebnisse weisen auf die Wirksamkeit des Interventionsprogramms hin. Es konnten kurzfristige positive Effekte des Trainings auf Teilleistungen dokumentiert werden. So beeinflusste die Teilnahme am AKTIVA-Interventionsprogramm die kognitive Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit bei alten Teilnehmern ab 75 Jahren positiv und führte bei jüngeren Teilnehmern unter 75 Jahren zu Verbesserungen der Einschätzung der individuellen Gedächtnisleistungen. Auch im Verhaltensbereich der Freizeitaktivitäten ließen sich positive Veränderungen aufdecken. Alte Männer ab 75 Jahre modifizierten ihr Verhalten in den Bereichen »Lesen«, »Spazieren gehen« und »soziale Interaktionen mit Freunden«. Alte Frauen (ab 75 Jahre) gaben an, mehr Unternehmungen in Form von Ausflügen z. B. in Museen zu unternehmen und jüngere Teilnehmenden (unter 75 Jahre) sahen weniger häufig Fernsehen (Tesky et al. 2011).
Die Durchführung und Evaluation des AKTIVA-Trainings zeigen, dass bei alten Menschen durchaus Interesse an Interventionen besteht, die auf den langfristigen Erhalt der geistigen und auch körperlichen Gesundheit abzielen. Bei der Umsetzung solcher Maßnahmen ist jedoch darauf zu achten, dass diese strukturell und didaktisch so aufbereitet sind, dass sie von den Teilnehmenden gut angenommen werden. Wichtig ist, dass nicht der Eindruck entsteht, dass sie umerzogen werden sollen (Rössner 1963).