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4.2 Medienforschung in der strategischen Kommunikation

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Anders stellt sich die Auftragsforschung ethisch dar, wenn sie als ein Instrument strategischer Öffentlichkeitsarbeit dient. In diesem Fall ist der Auftraggeber nicht oder nicht nur an einer möglichst genauen und wissenschaftlich korrekten Erforschung des jeweiligen Objekts oder Problembereichs interessiert. Vielmehr soll die Berechtigung einer bestimmten, meist im politischen Kontext formulierten Position des Auftraggebers nachgewiesen werden. Ethisch relevant ist dabei nicht nur die Frage, ob diese Ergebnisse nach den methodischen Regeln des wissenschaftlichen Forschens entstanden sind, sondern auch, ob die zu stützenden Positionen des Auftraggebers ethisch vertretbar sind. Dies mag unproblematisch sein, wenn es um Tatsachenbehauptungen geht, z. B. bestimmte Medienprodukte seien nicht gewaltverherrlichend oder der inhaltsanalytisch zu erhebende Anteil bestimmter Programmgenres (z. B. Information, Unterhaltung und Bildung) habe eine bestimmte Größe. Ethisch relevant wird es dann, wenn die wissenschaftlichen Ergebnisse eingebettet sind in strategische Forderungen. In diesem Fall muss der Forschende abwägen, ob er sich in den Dienst bestimmter, z. B. medienpolitischer Interessen nehmen lässt.

Allerdings kann grundsätzlich jede veröffentlichte wissenschaftliche Position aufgegriffen und normativ interpretiert werden. Im Gegensatz zu dieser klassischen Form der »Finalisierung« (Böhme/Daele/Krohn 1973) wissenschaftlicher Forschung ist die Auftragsforschung in strategischer Absicht jedoch häufig nicht in der Lage, ihre Ergebnisse eigenständig, z. B. in wissenschaftlichen Organen, zu veröffentlichen. Die Publikation wissenschaftlicher Forschung im Kontext strategischer Öffentlichkeitsarbeit steht immer im Konflikt zwischen Objektivität und Parteilichkeit. Diesen Konflikt gegenüber dem Auftraggeber zu formulieren und gegenüber der Öffentlichkeit auflösen zu können, ist eine zentrale ethische Aufgabe der Auftragsforschung. Dabei ist es zunächst gleichgültig, ob die betroffenen Forscher als kompetente Bürger die zu stützende Position des Auftraggebers teilen. Hier verschiebt sich der Schwerpunkt zwischen Experte und Bürger im Gegensatz zur inhouse-Forschung. Als Wissenschaftler sind sie verpflichtet, auf eine objektive, sachliche und vor allem differenzierte Darstellung ihrer Ergebnisse zu drängen, auch wenn auf dem »Markt der Meinungen« die griffige Formel, das verkürzende Schlaglicht häufig die angemessene Form zu sein scheint.

Qualitative Medienforschung

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