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Der technische Medienbegriff

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Der technische Medienbegriff verweist auf die Materialität der Kommunikation, beginnend bei der Schrift, manchmal auch erst bei der mechanischen Vervielfältigung durch die Druckerpresse (etwa Hiebel u.a. 1999). Zu Verwechselungen kommt es dadurch, dass sowohl Trägermaterialien (CD-ROM) als auch Vervielfältigungsfaktoren (CD-Player) unter diesen Begriff fallen.

Ausgangspunkt aller kommunikationstheoretischen Medienbegriffe ist das technisch-mathematische Modell der Nachrichtenübertragung zwischen technischen Systemen (Shannon/Weaver 1949), das man generell auf die Strukturierung des Problembereichs Kommunikation zu übertragen versuchte. Das informationstechnische Medienmodell sieht (je nach Autor) mindestens vier Elemente vor: Sender, Empfänger, Kanal und Code. Entscheidend für den Medienbegriff ist der Kanal als Übertragungssystem für Signale sowie der Code, also die verwendete Zeichenkonvention. Während es nachrichtentechnisch in erster Linie um die Frage der (Vermeidung von) Kanalstörungen geht, also um Übertragungsfehler, ist medienbegrifflich relevant, dass der Kanal auch den Möglichkeitsraum für Signale und verwendete Codes bestimmt: »Eine Nachricht muss kanalgerecht kodiert werden – das ist die erste Bedingung, die ein technischer Code erfüllen muss. Die Morse-Schrift ist für die Telegrafie ein kanalgerechter Code, sie ist es aber auch für optische und akustische Signale. Dagegen ist eine gesprochene Nachricht für die telegrafische Übertragung nicht kanalgerecht, sie muss umkodiert werden« (Flechtner 1966, S. 21).

Obwohl die Metapher der Übertragung suggeriert, dass der Übertragungsweg (abgesehen von Störungen) keinen Einfluss auf die Inhalte hat, zeigt sich hier, dass er sogar ein bestimmendes Element der Nachrichtenübertragung ist. In Bezug auf neue Medien wird auch deutlich, dass sich jeweils erst ein Code entwickeln oder vereinbart werden muss, um ein Medium kommunikativ zu nutzen.

Zur Beschreibung menschlicher Kommunikation reicht dieses klassische Modell der Kommunikationstheorie nicht aus. Da der Zusammenhang zwischen übertragenen Signalen nicht mitübertragen wird, sind Bedeutungen grundsätzlich nicht mitteilbar, sondern nur generierbar. Begriffe wie »Störung« oder »kanalgerechte Codierung« erfassen weder die zeitliche Dynamik von Kommunikation, noch kann der Sender als ausschließlich aktiv und der Empfänger als ausschließlich passiv modelliert werden, da er Empfänger Sinnstrukturen rekonstruieren (Bedeutungen zuschreiben) muss. Ferner sind Kommunikationsprozesse eingebettet in sich verändernde gesellschaftliche Strukturen und historische Kontexte – Medien können daher nicht unabhängig von der jeweiligen gesellschaftlichen Wirklichkeit gesehen werden (vgl. Baacke 1973, S. 7). Die disziplinär zuständigen Fachwissenschaften haben daher erweiterte und spezielle Medienbegriffe entwickelt.

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