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Handlungstheorien und ihre Bedeutung für qualitative Methoden

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Sozialwissenschaftliche Theorien lassen sich ganz allgemein als aufeinander bezogene Aussagenzusammenhänge begreifen. Als Handlungstheorien werden derartige Theorien bezeichnet, wenn sie von kulturell und gesellschaftlich geprägtem, individuellem Handeln als einer Grundkategorie der Sozialwissenschaft ausgehen, wobei diese Grundkategorie sich empirisch nicht weiter rechtfertigen muss, sondern gesetzt ist. Erleben, Denken, Kommunizieren gelten dann als besondere Formen eines so verstandenen allgemeinen (sozialen) Handelns. Das bedeutet nicht, dass man Handeln und dessen Bedingungen und Konsequenzen nicht empirisch untersuchen kann. Vielmehr rechtfertigt sich jede sozialwissenschaftliche Theorie über empirische Untersuchungen. Aber jede Theorie beruht implizit oder explizit auf grundlegenden, gesetzten Annahmen, und Handlungstheorien beruhen dementsprechend darauf, dass (soziales) Handeln als Fundamentalkategorie angenommen wird.

Sozialwissenschaftliche Theorien, die keine Handlungstheorien sind, lassen sich demgegenüber etwa in Gesellschaftstheorien und Systemtheorien unterscheiden. Gesellschaftstheorien gehen von einer Eigenständigkeit übergeordneter sozialer Phänomene wie etwa dem Begriff der Gesellschaft aus. Systemtheorien stellen ein abstraktes funktionales Prinzip, nämlich das Konzept des Systems in den Mittelpunkt und versuchen, soziales Geschehen von daher zu beschreiben und zu analysieren. Natürlich gibt es auch im Rahmen von Gesellschafts- und Systemtheorien Aussagen darüber, warum und wie Menschen handeln; dann werden aber aus den jeweiligen Basisannahmen abgeleitete oder von irgendwo anders her übernommene Handlungsbegriffe verwendet, denen nur eine abgeleitete Bedeutung zukommt.

Im Rahmen einer Darstellung von empirischen Methoden und Verfahren sind Handlungstheorien wichtig, weil sich qualitative Verfahren vor allem im Zusammenhang mit handlungstheoretischen Konzeptionen sozialer und kultureller Wirklichkeit entwickelt haben und dort auch vor allem angewandt werden. Demgegenüber sind Gesellschafts- und Systemtheorien meist entweder quantitativ orientiert, oder es hängt von der jeweiligen Forschungsperson (oder der Fragestellung) ab, welche Art von Methoden angewandt wird. Allerdings sind natürlich nicht alle handlungstheoretischen Ansätze qualitativ orientiert, wie zu sehen sein wird; wir unterscheiden deshalb methodisch qualitativ konnotierte und quantitativ konnotierte Handlungstheorien.

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