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Qualitativ konnotierte handlungstheoretische Ansätze in der Kommunikationswissenschaft

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Die oben skizzierten handlungstheoretischen Ansätze lassen sich in verschiedenen Ausprägungen in der Kommunikationswissenschaft finden. Während die Vorformen der modernen Kommunikationswissenschaft den Menschen zunächst mehr oder weniger als ein Objekt medialer Einflüsse untersucht haben, war in den 50er und 60er Jahren eher vom aktiven Mediennutzer die Rede. In beiden Fällen wurden aber meist objektivierte Handlungstheorien als Basis von Kommunikation vertreten, z. B. von Paul F. Lazarsfeld und später vom Uses-and-Gratifications-Ansatz, der die Wichtigkeit mehr oder weniger überdauernde Bedürfnisse empirisch zu belegen versuchte (Rubin 1994), also ein quantitativ konnotierter handlungstheoretischer Ansatz.

Demgegenüber haben sinn- und bedeutungsbezogene Handlungstheorien in den 70er Jahren in die deutsche Kommunikationswissenschaft Einzug gehalten. So wurde der Symbolische Interaktionismus durch zwei Aufsätze von Will Teichert (1972, 1973) in die deutsche Kommunikationswissenschaft eingeführt (vgl. aber auch Rapp 1973); mit dem so genannten Nutzenansatz hat Karsten Renckstorf (1973) versucht, diesen Ansatz mit quantitativen Methoden zu verbinden. Im Laufe der Zeit liegt eine allmählich anwachsende Zahl von Texten dazu vor, von denen hier nur einige genannt werden können (Altheide/Snow 1979; Fritz 1991; Fry/Alexander/ Fry 1989; Höflich 1979; Krotz 2001a; vgl. auch Krotz 2001b). Auch die Verwendung entdeckender empirischer Methoden (Glaser/Strauss 1967; Kleining 1995) nimmt zu.

Auf phänomenologische und auf hermeneutische Forschung bezogene Handlungstheorien finden sich ebenfalls in der deutschen Kommunikationswissenschaft. Zu ihnen sind beispielsweise konversationsanalytische Untersuchungen zu rechnen, wie sie von Angela Keppler (1994) oder Ruth Ayaß (1997, → Ayaß, S. 416 ff.) betrieben werden. Danach manifestiert sich die Bedeutung von Medien primär im Sprechen über ihre Inhalte, das von daher als Untersuchungsobjekt im Vordergrund steht. Im Anschluss daran kann man auch auf die Untersuchungen von Reichertz (1997) und Hitzler (1997) verweisen. Mit der so genannten strukturanalytischen Rezeptionsforschung, die sich des Verfahrens der Objektiven Hermeneutik von Oevermann bedient, haben Michael Charlton und Klaus Neumann-Braun sowie ihre Mitarbeiterinnen (1990) den Medienumgang von kleinen Kindern in ihrer sozialisatorischen Bedeutung untersucht; andere Untersuchungen dieser Art fanden im Bereich der Medienpädagogik und etwa der Computerspiele statt. Ethnographische und am handlungstheoretischen Ansatz der Cultural Studies orientierte Arbeiten (→ Winter, S. 86 ff. und 588 ff.) finden sich etwa von der soziologisch arbeitenden Trierer Forschungsgruppe um Waldemar Vogelgesang, die sich mit (auch) medial konstituierten Jugendszenen beschäftigen (Vogelgesang 1996; Hepp 1998). Zu nennen ist hier auch das im Rahmen der Genderforschung gesammelte empirische und theoretische Wissen, das für qualitativ konnotierte handlungstheoretische Ansätze eine große Rolle spielt (vgl. z. B. Röser 2002), wobei hier aber nicht immer von einer handlungstheoretischen Konzeption ausgegangen wird. Zudem findet sich eine Reihe kommunikationswissenschaftlich angelegter Studien in psychoanalytischen bzw. sonstigen qualitativ konnotierten Bezugssystemen (Hipfl 1997; Holly/Püschel 1993; Zeul 1994).

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