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1 Vielfalt der Sprachen
ОглавлениеMax Müller ging von der Vielfalt der Sprachen aus und hatte dabei einen Goethe-Satz im Kopf, vermutlich diesen: »Wer fremde Sprachen nicht kennt, weiß nichts von seiner eigenen.«2 Das übertrug er dann auf die Religionen. Auch auf Sprachen bezogen, passt sein Satz auf Südamerika. Schier unendlich ist die Vielfalt der hier schon vor der europäischen Konquista heimischen Sprachen, sogar heute noch, nachdem viele ausgestorben sind. Es existiert keine gemeinsame südamerikanisch-indianische Sprachfamilie, und selbst innerhalb einer einzelnen der vielen Sprachfamilien finden sich bisweilen ganz verschiedene Grammatiken. So umfasst die Tupí-Guaraní-Sprachfamilie mehrheitlich Sprachen des synthetischen (mit zahlreichen Affixen arbeitenden) Sprachtypus, daneben aber auch das Aché, das typologisch, fast ohne Affixe, dem isolierenden (oder analytischen) Typus etwa des Chinesischen nähersteht.
Die überwiegende Mehrzahl der südamerikanischen Sprachen voreuropäischen Ursprungs wird jeweils nur von kleinen und kleinsten Gruppen gesprochen, manchmal von nicht mehr als 50 Menschen. Nur drei haben mehr als 100.000 Sprecher: Quechua, Aymara und Guaraní (in seiner paraguayischen Variante, Guaraní paraguayo). Dabei ist aber Guaraní insofern ein Sonderfall, als es die Umgangssprache nicht allein indigener Guaraní ist, sondern auch eines Großteils der nicht-indigenen Paraguayer. Nur so erklärt sich die große Anzahl seiner Sprecher. Muttersprache von Millionen Indigenen sind nur Quechua und Aymara, beide in den Zentralanden.
Karte 1: Die größten südamerikanischen Sprachfamilien (Münzel 1976:171)