Читать книгу Indigene Religionen Südamerikas - Группа авторов - Страница 8

2 Zwei Hauptregionen

Оглавление

Die Zentralanden sind, ähnlich wie in sprachlicher Hinsicht, überhaupt auch kulturell relativ einheitlich, zumindest im Vergleich zu dem vielfältigen Kaleidoskop der Kulturen östlich der Anden. Das erklärt sich historisch durch Vereinheitlichungen im zentralen Andenraum, die getragen wurden von großen Reichen wie dem Inkareich oder zumindest von überregionalen politisch-ökonomischen Zusammenhängen schon Jahrhunderte vor den Inka.

In der Ethnologie ist die Grobunterscheidung zwischen andinen und extra-andinen Kulturen üblich, auch wenn solche schematische Gliederungen im Einzelnen selten ganz zu stimmen pflegen. Immerhin gab es auch östlich der Anden in voreuropäischer Zeit intensive überregionale Querkontakte, wie sich aus der Verbreitung von Keramikstilen archäologisch ablesen lässt. Auf der anderen Seite war die kulturelle Vereinheitlichung des zentralandinen Raumes nie vollständig, und zerfallen auch die Großsprachen Quechua und Aymara in zahlreiche regionale Varianten. Aber für die Orientierung ist das Schema nützlich: In den Zentralanden zwei schon voreuropäisch weit verbreitete Landessprachen und eine gewisse kulturelle Einheit; östlich davon selten eine politische Einheit über das Dorf hinaus, allenfalls gelegentliche Bündnisse mehrerer Dörfer. In den Nordanden (vor allem Kolumbien) lassen sich politische Gebilde historisch nachweisen, die zwar nicht Reichweite und Zentralisierungsgrad des Inkareiches besaßen, aber immerhin so etwas wie Regionalfürstentümer darstellten. In den Südanden (Chile, östlich daran angrenzende andine Teile Argentiniens) haben die Mapuche zwar kein Reich oder Fürstentum gebildet, aber Zusammenschlüsse in Kriegszeiten.

Gemeinsam ist allen heutigen südamerikanischen Religionen voreuropäischen Ursprungs, dass sie keine zentralen Instanzen besitzen, keine Kirchenorganisation, die eine religiöse Vereinheitlichung durchsetzen könnte. In voreuropäischer Zeit gab es zumindest Ansätze religiöser Zentralgewalt im Zentralandenraum, der ja auch politisch einer Vereinheitlichung unterworfen war, doch hat die europäische Konquista diese eigenständige Zentralisierung durch einen christlichen Zentralismus europäischer Herkunft ersetzt, der die indigenen Eigenentwicklungen nur überdacht und beeinflusst, aber nicht ersetzt. Heute gilt für die Religionen voreuropäischen Ursprungs, ob in den Anden oder östlich davon, dass individuelle Weiterentwicklungen nicht von einer Kirche kontrolliert werden, sondern von der jeweiligen kleinen Gemeinschaft.

Indigene Religionen Südamerikas

Подняться наверх