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6.4 Aktuelle Entwicklungen zur Qualitätsorientierung in der Schulpsychologie: Zusammenfassung und Ausblick

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Die Einführung eines umfassenden Qualitätsmanagementkonzeptes in der Schulpsychologie stellt weiterhin eine komplexe Herausforderung dar, die auch eine an Kosten und Nutzen orientierte institutionelle Verankerung erfordert (vgl. Temme & Jeck, 2007). Dennoch hat die deutsche Schulpsychologie in den letzten Jahren auf verschiedenen Ebenen erfreuliche Entwicklungen vorzuzeigen.

Zum Beispiel veröffentlichte 2013 die Senatsverwaltung in Berlin einen Handlungsrahmens für den Schulpsychologischen Dienst, der anhand des Modells der European Foundation for Quality Management (EFQM) entwickelt wurde. U. a. auf Basis dieser Grundlage kam es zu einer institutionellen Weiterentwicklung, die ihren vorläufigen Abschluss im Qualitäts- und Handlungsrahmen der schulpsychologischen und inklusionspädagogischen Beratungs- und Unterstützungszentren (SIBUZ) von 2019 gefunden hat. Qualitätsentwicklung im Sinne einer lernenden Organisation, interne und externe Evaluation sind ein Teil der Gesamtkonzeption. Darüber hinaus stellt die multiprofessionelle Unterstützung von Schulen eine dauerhafte Herausforderung für die Qualitätsentwicklung in der Schulpsychologie dar.

Weitere Bundesländer haben zugunsten der Qualitätssicherung Standards für die schulpsychologische Tätigkeit definiert (z. B. Schleswig-Holstein 2017, Hessen 2017) und erheben systematisch Anzahl und Art der Beratungsfälle oder planen dies zu tun. Das Pädagogische Landesinstitut Rheinland-Pfalz beispielsweise veröffentlichte in seinem Jahresbericht 2019 differenzierte Statistiken mit Zahlen ab 2017 zur schulpsychologischen Einzelfall-, Schul- und Krisenberatung. Neben den o. g. Kompetenzzentren der Schulpsychologie in Hessen und Baden-Württemberg ( Abschnitt 6.3) wurden weitere Unterstützungsstrukturen geschaffen wie die Landesstelle Schulpsychologie und schulpsychologisches Krisenmanagement in Nordrhein-Westfalen.

Zusätzlich zu den o. g. strukturellen Entwicklungen, trägt auch die evaluative Grundhaltung jeder einzelnen Schulpsychologin und jedes einzelnen Schulpsychologen zur kontinuierlichen Qualitätsorientierung der schulpsychologischen Arbeit bei (Atria, Reimann & Spiel, 2006). Ausgehend von der berufsethischen Selbstverpflichtung, professionell nach dem aktuellen Stand der psychologischen Wissenschaft zu handeln, bedarf es in der alltäglichen Arbeit notwendiger Freiräume, um dies gewährleisten zu können. Neben Fortbildung und Supervision sollten Schulpsychologinnen und Schulpsychologen noch mehr als bisher systematisch die Qualität der eigenen Beratungsarbeit hinterfragen, dokumentieren und für den fachlichen und wissenschaftlichen Diskurs zur Verfügung stellen. Wie Warschburger (2009) betont, »gibt es viele gute Gründe für den Praktiker seine praktische Arbeit ständig zu evaluieren. Es hilft ihm, seine Behandlung zu verbessern, klinisch bedeutsame wissenschaftliche Erkenntnisse zu sammeln und seiner ethischen Verantwortung gegenüber dem Klienten und der Gesellschaft gerecht zu werden« (S. 50).

Ein weiterer Anhaltspunkt kann in diesem Sinne der konstruktive Austausch mit verwandten Beratungsbranchen und Qualitätsinitiativen sein. Ein Beispiel hierfür ist das Projekt »Wir EB 2.0«, dass die »Erarbeitung einer dauerhaften, wirkungsorientierten Qualitätsentwicklung der Beratungsprozesse in den Hilfen zur Erziehung« anstrebt (www.wireb.de). Schon durch die erste Version dieses Projekts, an der bundesweit knapp 150 Beratungsstellen beteiligt waren, wurden insbesondere positive Veränderungen bei den Grundbefähigungen junger Menschen durch Erziehungs- und Familienberatung erreicht (Arnold, 2020).

Zusammengenommen beschreibt Qualitätssicherung innerhalb der schulpsychologischen Arbeit sowohl das Überprüfen des Erreichens vorab festgelegter Ziele und Standards innerhalb eines jeden Beratungsprozesses als auch die kontinuierliche Dokumentation und Reflexion der Beratungstätigkeiten im Rahmen von Fort- und Weiterbildungen zur Sicherung fachlicher Kompetenzen basierend auf aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen. In Anlehnung an Donabedians Modell ( Abschnitt 6.1.3) kann an zahlreichen strukturellen, prozessualen und ergebnisorientierten Aspekten angesetzt werden, um auf individueller, Team- oder Systemebene zur kontinuierlichen Optimierung und Weiterentwicklung schulpsychologischer Angebote beizutragen. Dies setzt jedoch eine klare und trennscharfe Definition der zu erfassenden Strukturen, Prozesse und Ergebnisse voraus – eine Mammutaufgabe im heterogenen Beratungsfeld der Schulpsychologie, die zu bewältigen allein bereits einem Qualitätssicherungsprozess gleichkommt. In diesem Sinne ist die Evidenzbasierung in kontinuierlicher Zusammenarbeit aus Forschung und Praxis unabdingbar, um Standards und Leitlinien entwickeln zu können.

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