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2.6 Artensterben

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In geologischen Dimensionen hat der Verlust an Biodiversität rasante Ausmaße angenommen. Seit Beginn des Ackerbaus vor 11.000 Jahren hat sich die Biomasse terrestrischer Vegetation halbiert (Erb et al. 2018). Dabei sind 20 Prozent der Biodiversität verloren gegangen. In den letzten 500 Jahren ist das Aussterben von mehr als 700 Wirbeltier- und 600 Pflanzenarten dokumentiert worden (Díaz et al. 2019; Humphreys et al. 2019), noch weitaus mehr sind unbemerkt verschwunden (Tedesco et al. 2014). Die Populationsgrößen haben in den letzten Jahren um mehr als zwei Drittel abgenommen, einige davon so schnell (Leung et al. 2020), dass ihr Aussterben letztlich bevorsteht (Ceballos et al. 2020). Rund 1 Million von insgesamt 7–10 Millionen eukaryoter Spezies sind in naher Zukunft vom Aussterben bedroht, rund 40 Prozent der Pflanzenarten gelten als bedroht. Mehr als zwei Drittel der Ozeane sind bereits betroffen durch irgendeine Form menschlicher Aktivität (Halpern et al. 2015). So haben sich die Korallenpopulationen in den letzten 200 Jahren halbiert, und die mit Seegras bedeckte Fläche im letzten Jahrhundert pro Dekade um 10 Prozent reduziert (Díaz et al. 2019). Die Kelpwälder, dicht mit Algen bewachsene Uferregionen in gemäßigten Breiten, haben um 40 Prozent abgenommen, die Biomasse großer Raubfische beträgt nur noch weniger als ein Drittel im Vergleich zum letzten Jahrhundert (Christensen et al. 2014).


Von den 0,17 Gigatonnen lebender Biomasse terrestrischer Wirbeltiere sind 60 Prozent Nutztiere, 36 Prozent Menschen und nur 5 Prozent wilde Säugetiere, Vögel, Reptilien und Amphibien (Bar-On et al. 2018).

Mit dieser Dominanz des Menschen geht der anthropogene Insektenschwund einher (van Klink et al. 2020; Wagner 2020). Da Nahrungsketten zusammenbrechen, hat der massive Verlust der biologischen Vielfalt schwerwiegende Folgen nicht nur für die Ökosysteme selbst, sondern auch für die Menschen, sowohl ökonomisch als auch gesundheitlich.

Die wichtigsten Gründe für den Verlust an Biodiversität sind die Zerstörung der Habitate durch Landwirtschaft, Klimakrise, invasive Spezies und Überfischung. Hinzu kommen die Versauerung, Erwärmung, Sauerstoffmangel, Eutrophierung und Verschmutzung der Ozeane. Angesichts der weiteren Zunahme der Weltbevölkerung und des damit einhergehenden Mehrbedarfs an Nahrung um 70–100 Prozent bis 2060, besteht die Gefahr, dass diese Effekte weiterhin zunehmen (Tilman et al. 2017). Diese Entwicklung konnte durch die Konvention zur Artenvielfalt von 2002 bislang nicht aufgehalten werden (Butchart et al. 2010).

In zwei Punkten ist der Verlust von Biodiversität für den Menschen bereits deutlich spürbar: Für 35 Prozent der globalen Nahrungsmittelproduktion werden bestäubende Insekten benötigt, 87 wichtige Nutzpflanzen und bis zu 40 Prozent der Spurenelemente hängen ebenfalls davon ab (Eilers et al. 2011). In Deutschland wurde selbst in Schutzgebieten seit 1990 ein Rückgang der Biomasse fliegender Insekten um mehr als 75 Prozent festgestellt (Hallmann et al. 2017). Diese weltweit beachtete Studie zeigt exemplarisch, dass Insektenschwund für eine große geografische Region Mitteleuropas ein flächendeckendes Phänomen ist. Sie leisten nicht nur einen wichtigen Beitrag für die Nahrungsmittelsicherheit, sondern sind darüber hinaus essenziell für die Biodiversität und Stabilität von Ökosystemen. Als wesentliche Gründe dafür werden die Landnutzung in der Umgebung und der Einsatz von Pestiziden angeführt. Eine weitere Reduktion geschieht durch den Flächenverbrauch. In Deutschland gehen für Insekten derzeit etwa 56 Hektar Lebensraum täglich verloren (siehe https://www.destatis.de/DE/Themen/Branchen-Unternehmen/Landwirtschaft-Forstwirtschaft-Fischerei/Flaechennutzung/_inhalt.html).

Wasserqualität und Biodiversität sind wechselseitig voneinander abhängig. So ist die Abnahme der Fischbestände ebenfalls zu einem globalen Problem geworden, 90 Prozent der Fischgründe sind an der Grenze zu Überfischung oder bereits überfischt (FAO 2014). Bis zum flächigen Ausbau von Kläranlagen ab den 70er- und 80er-Jahren waren die Gewässer durch organische Verunreinigungen und Giftstoffe stark belastet. Aufgrund von Sauerstoffmangel und der Belastung größerer Abschnitte mit Chemikalien verschwanden viele Arten. Der Verlust an Biodiversität selbst trägt zu einer weiteren Abnahme der Wasserqualität bei.

Monokulturen z.B. bei Muscheln können zwar Auswirkungen erhöhter Nährstoffbelastung kompensieren. Nimmt ihr Bestand aber aufgrund äußerer Einflüsse, z.B. eines Parasiten ab, kann ihr Beitrag nicht durch andere Arten, die gegenüber diesen Parasiten widerstandsfähiger wären, kompensiert werden. Positiv hingegen wirkte sich die Zusammensetzung von Algenarten durch die Reduktion des Nährstoffgehalts nach der Einführung phosphatfreier Waschmittel und Eliminierung von Phosphat durch Kläranlagen aus. Dadurch hatten Algenarten wieder einen Vorteil, die auch Bakterien als Nahrungsquelle nutzen konnten; deren Nährstoffe standen dann weiteren Arten zur Verfügung. Obwohl der Nährstoffeintrag verringert wurde, nahm die Biomasse nicht ab und die Wasserqualität zu. Beide Beispiele verdeutlichen, dass Biodiversität auch eine Versicherung gegen Krisen darstellt.

Die Zunahme der Weltbevölkerung erfordert eine Zunahme der landwirtschaftlichen Produktion. Demgegenüber steht die durch Erosion, Ungleichgewicht der Elemente, Versauerung, Versalzung und durch einen Biodiversitätsverlust zunehmende Abnahme der Bodenqualität, ein Prozess, der innerhalb einer Generation nicht rückgängig gemacht werden kann. Diese Entwicklung kann allerdings durch eine auf Restauration ausgerichtete Landnutzung umgekehrt werden. Neben der Minimierung von Erosion, Verbesserung der strukturellen Stabilität und dem Schaffen positiver Kohlenstoff- und natürlicher Stickstoff-Bilanzen müssen Aktivität und Artenvielfalt der Bodenorganismen von der Mikro- bis zur Makroebene erhöht werden (Lal 2015).

Auch wenn zwischen einzelnen Regionen zwar große Unterschiede bestehen und für viele Spezies das Risiko des Aussterbens bislang gar nicht adäquat erfasst wurde – die großen globalen Trends sind offensichtlich. Der Rückgang der Artenvielfalt ist für viele Regionen in der Welt dokumentiert, die politischen Möglichkeiten zu deren Schutz und damit der Aufrechterhaltung ihrer Bestäubungsleistung werden derzeit bei weitem nicht ausgeschöpft (Potts et al. 2016).

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