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4.1 Zur Definition von Leben

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„Ein lebendiger Organismus erscheint uns“, so Erwin Schrödinger in seinem klassischen Werk „Was ist Leben?“, „deshalb so rätselhaft, weil er sich dem raschen Verfall in einen unbewegten Gleichgewichtszustand entzieht.“ Lebewesen schaffen Ordnung aus Ordnung. Organismen erhalten sich nicht dadurch, dass sie den „Verfall“ verhindern, sondern dadurch, dass sich die abbauenden (degradierenden) und aufbauenden (synthetischen) Prozesse die Waage halten.

Man spricht in dem Fall von einem zeitunabhängigen stationären Zustand. Er repräsentiert ein hochdynamisches Nichtgleichgewicht und kann nur und ausschließlich unter Aufwand und Verwandlung von Energie aufrechterhalten werden – in Systemen, die Materie und Energie mit der Umgebung austauschen. In der Physik spricht man dann von offenen Systemen.

Die Aufrechterhaltung dieses stationären Zustandes ist die conditio sine qua non für die Existenz lebendiger Systeme, denn im Gleichgewicht wird keine Arbeit geleistet. Das bedeutet, dass jedes Lebewesen, jede einzelne Zelle eines Vielzellers gegen die ständig wirksame, durch den zweiten Hauptsatz der Thermodynamik definierte Tendenz zur Entropiezunahme ankämpfen müssen und Sorge tragen für die Aufrechterhaltung ihres Ungleichgewichtszustandes. Leben ist ein dissipatives Nichtgleichgewichtsphänomen, denn die Energie, die es benötigt, um das Nichtgleichgewicht zu erhalten, wird verbraucht und verteilt, also dissipiert. Und damit wären wir wieder bei einer Definition von Erwin Schrödinger und zugleich bei den besonderen Bedingungen, unter den Leben dann überhaupt nur möglich sein kann.

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