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Die Verbreitung von Infektionserkrankungen wird sowohl von Umweltfaktoren als auch von menschlichem Verhalten beeinflusst. Erreger und Überträger (Vektoren) sind an bestimmte Umweltbedingungen angepasst, doch durch den Klimawandel gerät das natürliche Gleichgewicht in Schieflage. Durch eine Verschiebung oder Erweiterung von Gebieten, in denen Krankheitserreger und ihre Vektoren überleben können, steigt das globale Risiko für Infektionen mit beispielsweise Malaria, Borreliose, Gelbfieber und Dengue (Semenza u. Suk 2018). Die Vorhersage der Veränderung von Infektionsmustern ist komplex und von einer Vielzahl von Faktoren abhängig. Sie ist jedoch Voraussetzung dafür, adäquate Maßnahmen zur Anpassung zu treffen. Bedeutsam für Europa sind aktuell vor allem die von Zecken (Ixodes ricinus) übertragenen Erkrankungen Borreliose und Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), welche sich durch wärmere Winter in immer nördlichere und höher gelegene Gebiete ausbreiten (Semenza u. Suk 2018).

Auch die raumgreifende Lebensweise des Menschen hat auf die Vektoren Einfluss. Abholzung, Einsatz von Pestiziden und zunehmende Nutzung von Flächen als Ackerland wirken sich beispielsweise auf die Verfügbarkeit der Brutstätten von Vektoren wie Mücken aus. Überfischung und die daraus folgende Abnahme von Fressfeinden hat in Teilen Afrikas dazu geführt, dass sich Frischwasserschnecken, welche einen Zwischenwirt für den Bilharziose-Auslöser Schistosomiasis darstellen, stark vermehrt haben – und damit auch die Häufigkeit der Erkrankung in der Region anstieg (Myers u. Frumkin 2020). Ein weiteres eindrückliches Beispiel für solche Wechselwirkungen sind Zoonosen, d.h. Infektionen, die zwischen Menschen und Tieren übertragen werden. Diese Übertragungen werden durch zunehmende Zerstörung von Lebensräumen begünstigt und machen bereits heute einen Großteil der neu auftretenden Infektionserkrankungen (emerging infectious diseases) aus (s. Kap. II.15).

Von der Pest bis zu Ebola und COVID-19, zoonotische Erkrankungen sind seit jeher mit großen Risiken für die globale Gesundheit verbunden, ein tieferes Verständnis für ihre Entstehungs- und Übertragungswege ist daher essenziell.