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4.4 Stress und kritische Lebensereignisse

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Wenn es um den Zusammenhang zwischen kritischen Lebensereignissen und Stress einerseits und Symptomen andererseits geht, ist zwischen unabhängigen und abhängigen Lebensereignissen zu differenzieren. Letztere werden zumindest teilweise durch die Person oder ihre Symptomatik bedingt (z. B. reizbares, konfrontatives Verhalten und Kündigung, depressive Prokrastination und Nicht-Bestehen einer Prüfung). Dies macht selbst in qualitativ hochwertigeren Längsschnittstudien eine genaue Kontextanalyse erforderlich. Es stellt sich auch die Frage, wie lange das kritische Intervall zwischen dem Ereignis und dem Auftreten von Symptomen sein darf (z. B. 1, 3, 6 oder 12 Monate) (Alloy et al. 2019). Hinzu kommt, dass Stress als subjektive Bewertung verstanden werden kann, also, inwieweit eine Person denkt, mit einer bestimmten Situation adäquat umgehen zu können, z. B. kann die Planung einer Hochzeit von einer Person als Stress beschrieben werden und von einer anderen als aufregend und schön (Lazarus 1995).

Trotz dieser methodischen Fragen ist es gerechtfertigt zu sagen, dass kritische Lebensereignisse, wie z. B. Heirat, Umzug oder Jobwechsel, einen Einfluss auf den Verlauf bipolarer Störungen haben (z. B. Lex et al. 2017). In einem frühen narrativen Review beschreiben Johnson und Roberts (1995), dass für den Zeitraum vor affektiven Episoden mehr kritische Lebensereignisse berichtet werden als für euthyme Phasen oder als gesunde Kontrollpersonen. Stessoren stehen auch in Zusammenhang mit dem Erstauftreten der Störung (Kessing et al. 2004). Es gibt Hinweise, dass manie-auslösende Effekte von Lebensereignissen im frühen Krankheitsverlauf stärker zum Tragen kommen als bei späteren Episoden (Tsuchiya et al. 2003), wobei immer auch die Frage ist, inwieweit »search for meaning« bei den frühen Episoden die Erinnerung fördern, da Betroffene versuchen im Nachhinein zu verstehen, wie das alles passieren konnte. Hinzu kommt, dass es Hinweise gibt, dass im späteren Verlauf auch weniger einschneidende Ereignisse (daily hassles) oder eine Anhäufung mehrerer Belastungen (z. B. Arbeitsvolumen, plus Schwangerschaft der Partnerin, unerwartete Reparaturkosten) genügen, um affektive Episoden auszulösen (Bender und Alloy 2011; Hlastala et al. 2000; Weiss et al. 2015). Wie bereits zuvor im Kontext mit psychologischen Modellen erwähnt, können negative Life Events depressiven und manischen Phasen vorausgehen, während positive Life Events eher im Zusammenhang mit manischen Phasen stehen (Alloy et al. 2019).

Kritische Lebensereignisse beeinflussen also Erstmanifestation und Verlauf der bipolaren Störungen. Möglicherweise erhöhen Ereignisse, die soziale und zirkadiane Rhythmen verändern, wie die Geburt eines Kindes (Lex et al. 2017; Tsuchiya et al. 2003), oder die mit der Erreichung (oder Nichterreichung) eines persönlichen Ziels zu tun haben, das Risiko für affektive Episoden (Alloy 2019; Proudfoot et al. 2011).

Frühe Traumata, wie emotionaler, verbaler oder sexueller Missbrauch und Gewalterfahrungen in der Kindheit, spielen ebenfalls eine Rolle. Z. B. geben laut Erten et al. (2014) 61 % der Patienten mit Bipolar-I-Störung, auch im euthymen Zustand, Missbrauchserfahrungen in der Kindheit an. Eine sorgfältig durchgeführte Meta-Analyse über 30 Studien ergab, dass traumatische Erfahrungen in der Kindheit klinisch schwerere affektive Episoden sowie psychotische Symptome voraussagten. Sie waren auch prädiktiv für ein früheres Ersterkrankungsalter, rapid cycling, häufigere Phasen, mehr Suizidversuche sowie für vermehrte komorbide psychische Störungen und Suchtprobleme (Agnew-Blais und Danese 2016; Aas et al. 2016; Garno 2005).

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