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6.6 Chancen und Risiken der Früherkennung, Resümee

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Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat bereits 2004 konstatiert, dass die Entwicklung und Stärkung präventiver Maßnahmen bei einer immer noch limitierten Effektivität der Behandlung manifester psychischer Erkrankungen in Bezug auf die Wiederherstellung bzw. Erhaltung der psychosozialen Funktionsfähigkeit die einzigen Möglichkeiten darstellen, die enormen gesellschaftlichen und individuellen Herausforderungen zu meistern, die durch psychische Erkrankungen erwachsen, auch in Hinsicht auf die damit verbundene somatische Komorbidität. Deshalb hat die Implementierung von Früherkennung und Frühintervention in die psychiatrische Regelversorgung laut WHO, der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) und der Europäischen Union (EU) höchste Priorität. Dies gilt insbesondere auch für die Prävention bipolarer Störungen, die sich, wie dargestellt, meist früh im Leben manifestieren und mit häufig langwierigen und beeinträchtigenden Konsequenzen einhergehen. Trotz der zugeschriebenen Priorität sind insbesondere niedrigschwellige, altersübergreifende und interdisziplinäre Früherkennungsangebote unter den aktuellen Rahmenbedingungen in Deutschland nicht finanziert, was dringend einzufordern bleibt. Die Erforschung von Risiko- und protektiven Faktoren sowie von Frühinterventionsmöglichkeiten hat Fahrt aufgenommen und so werden frühe diagnostische, beratende und therapeutische Angebote eine bessere Evidenzbasierung erhalten, was auch das Risiko einer fehlerhaften Prognose und damit u. U. vermeidbar gewesenen Stigmatisierung mindern kann. Die Aufklärungsarbeit zur Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen an sich muss zusätzlich zur Schaffung niedrigschwelliger Anlaufstellen genutzt werden, um Barrieren für Hilfesuchende abzubauen.

Zusammenfassend seien in Kasten 6.3 Grundsätze im Bereich der Früherkennung und Frühintervention bipolarer Störungen wiedergegeben.

Kasten 6.3: Grundsätze im Bereich der Früherkennung und Frühintervention

• Ziel: Abbau von Barrieren, um Hilfesuchenden Erstkontakt zu erleichtern

• Aufklärung, Vermittlung des Risikobegriffs

• Beratung über sich möglicherweise entwickelnde Erkrankung mit Behandlungsmöglichkeiten

• Aufklärung über symptom- und präventiv-orientierte Therapieoptionen

• Nachbeobachtungszeit unbedingt über mehrere Jahre

• Schaffung einer ausreichenden Evidenzbasierung: Weiterentwicklung der diagnostischen Instrumente zur Früherkennung sowie randomisierte, kontrollierte Studien zu frühen Therapieansätzen

• Fortwährende Diskussion von Chancen und Risiken der Früherkennung und frühen Intervention

Bipolare Störungen

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