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5.1.2 Prävalenz

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Die Prävalenzangaben zu Bipolaren Störungen in der Bevölkerung variierten in früheren Studien zwischen 0,3 und 2 % (Assion und Juckel 2013). Die unterschiedlichen Prävalenzen lassen sich zum Teil dadurch erklären, dass bei geringen Prävalenzen und nicht hinreichend großen Studien die Konfidenzintervalle sehr groß sind und die Bereiche zwischen den Konfidenzintervallen der Studien überlappend sind. Es handelt sich somit in der Regel auch nicht um signifikante Unterschiede zwischen den Prävalenzen. Mit anderen Worten gesagt: die unterschiedlichen Prävalenzen sind möglicherweise zu einem Teil auf statistische Zufallsschwankungen zurückzuführen. Des Weiteren kommen die bereits eingangs ( Kap. 5.1) aufgeführten Ursachen für Prävalenzunterschiede in Betracht. Im Durchschnitt betragen die Prävalenzen ca. 1 % mit einem oberen und unteren Konfidenzintervall von ca. 0,7 %, also einem Wertebereich zwischen 0,3–1,7 %. Niedrigere oder höhere Prävalenzwerte in diesem Bereich zwischen 0,3 und 1,7 % werden bei Nichtbeachtung der Konfidenzintervalle leicht überinterpretiert. Bedeutsam für die Abschätzung von Fallzahlen in der Bevölkerung ist jedoch, dass die Prävalenzenschätzungen im Schnitt deutlich niedriger ausfallen als Schätzungen der kumulativen Inzidenz. Hierfür sind in der psychiatrischen Epidemiologie mehre Ursachen identifiziert und beschrieben worden, die im Folgenden zusammengefassend beschrieben werden: Personen mit einer bipolaren Störung werden oft fälschlicherweise unipolaren Depressionen zugeordnet, insbesondere auch, weil hypomanische Phasen diagnostisch in entsprechenden Surveys nicht hinreichend valide erfasst werden. Zudem betrachten in Bevölkerungsstudien verwendete Diagnoseinstrumente oft den Verlauf und die Abfolge von depressiven und manischen Phasen nicht hinreichend, um bipolare Störungen valide zu erfassen (Angst et al. 2002; Angst et al. 2011; Akiskal und Benazzi 2005; Karam et al. 2014). Ein weiterer Effekt, der zu einer Unterschätzung der Prävalenz in epidemiologischen Querschnittsstudien führt, ist der sogenannte Recall Bias. Hierbei handelt sich um ein Bündel kognitiver Verzerrungen bei retrospektiven diagnostischen Interviews zu psychischen Störungen, die nicht nur auf Vergessen beruhen, sondern auch auf Effekten der veränderten Einschätzung von Symptomen, die viele Jahre zurückliegen (Simon und VonKorff 1995; Karam et al. 2014). Diese methodischen Hürden, valide Lebenszeitdiagnosen für Bipolare Störungen zu ermitteln, haben dazu geführt, dass sich in der psychiatrischen Epidemiologie Prävalenzschätzungen auf der Basis von 12-Monatsdiagnosen durchgesetzt haben. Hierbei wird die etwaige Symptomatik in dem Zeitraum von zwölf Monaten vor dem diagnostischen Interview exploriert. Nur für den Fall, dass die Diagnose es erfordert, wird anschließend auch der Zeitraum davor mit berücksichtig. Für Deutschland wurden zuletzt mit der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1) und dem Modul Psychische Gesundheit (DEGS1-MH) belastbare 12-Monatsdiagnosen zur Bipolaren Störung I und II ermittelt. In DEGS1-MH wurden psychische Störungen mit einer deutschen Version des Composite International Diagnostic Interview (CIDI) erhoben. Hierbei handelt es sich um ein wissenschaftlich anerkanntes und standardisiertes Verfahren der Psychodiagnostik mit dem Diagnosen gemäß DSM-IV-TR erstellt werden können (Jacobi et al. 2013, 2014, 2015, APA 2000). Insgesamt wurde eine für Deutschland repräsentative Stichprobe von 5.303 Erwachsenen im Alter von 18–79 Jahren aus 180 Städten und Gemeinden untersucht. Von den Untersuchten hatten innerhalb der letzten zwölf Monate 1,5 % (KI: 1,1–2,0 %) die diagnostischen Kriterien für eine Bipolare Störung erfüllt, 1,3 % (KI: 0,8–2,0 %) der Männer und 1,7 % (KI: 1,2–2,5 %) der Frauen. Eine Bipolar-I-Störung hatten 1,0 % (KI: 0,7–1,4 %) der Studienteilnehmenden, 0.9 % (KI: 0,5–1,5 %) der Männer und 1,1 % (KI: 0,8–1,7 %) der Frauen. Eine Bipolar II Störung wurde bei 0,6 % (KI: 0,4–1,0 %) der Untersuchten diagnostiziert, bei den Männern waren es 0,5 % (KI: 0,2–1,1 % und bei den Frauen 0,7 % (0,4–1,4 %). Nach Altersgruppen unterteilt war die Bipolare Störung mit 3,3 % (KI: 2,2–4,9 %) am häufigsten bei den 18–34-Jährigen Diagnostiziert worden, sie viel in den weiteren Altersgruppen kontinuierlich ab. Bei den 35–49-Jährigen waren es 1,7 % (KI: 1,0–2,8 %), bei den 50–64-Jährigen 0,7 % (KI: 0,4–1,4 %) und bei den über 65-Jährigen nur noch 0,1 % (0,0–0,2 %). Dieser signifikante Rückgang im Altersverlauf ist kongruent mit den unter Kapitel 5.1.1 berichteten Ergebnissen zu den kumulativen Inzidenzen bei jüngeren Menschen. Anders als bei unipolaren Depressionen lassen sich keine gravierenden Geschlechterunterschiede bei den Prävalenzen feststellen.

Bipolare Störungen

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