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5.1 Inzidenz und Prävalenz

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Die Häufigkeiten psychischer Störungen in der Bevölkerung werden mit unterschiedlichen Maßzahlen abgebildet. Zwei grundlegende Kennwerte sind die Inzidenz und die Prävalenz. Die psychiatrische Diagnostik und die Klassifikationssysteme Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM) und die International Classification of Diseases (ICD) wurden weiter entwickelt und für epidemiologische Studien zunehmend valider und reliabler ( Kap. 8). In einem parallelen Prozess haben sich die Erhebungs- und Auswertungsmethoden epidemiologischer Studien hinsichtlich ihrer Repräsentativität und ihrer methodischen Güte verbessert (Rothman et al. 2008; Jacobi et al. 2013; Scheidt-Nave 2012). Es haben sich aber auch die Ergebnisse von Inzidenz- und Prävalenzschätzungen im Laufe der Zeit verändert. Gegenwärtig ist nicht abschließend geklärt, in welchem Ausmaß die Variation gefundener Inzidenzen und Prävalenzen Bipolaler Störungen der veränderten Diagnostik und Erhebungsmethodik geschuldet sind. Darüber hinaus können sich auch relevante Risikofaktoren über die Zeit verändert haben oder regionale Unterschiede aufweisen (Rowland und Marwaha 2018; Johnson und Johnson 2014). Clemente et al. (2015) resümieren in einer Übersichtsarbeit zu insgesamt 25 Bevölkerungsstudien, dass sich nicht abschließend feststellen lässt, ob der Anstieg der Prävalenz Bipolarer Störungen von DSM-III und DSM-III-R zu DSM-IV einer veränderten Diagnostik und deren Operationalisierung geschuldet ist oder auch als Hinweis auf eine Zunahme der Prävalenz über die Zeit zu interpretieren ist. Epidemiologische Studien zeigen zwar heriditäre, individuell biografische und umweltbedingte Risikofaktoren auf, diese können jedoch nicht als spezifisch und kausal für Bipolare Störungen interpretiert werden, sondern eher als generelle Vulnerabilitätsfaktoren für psychische Störungen (Rowland und Marwaha 2018). Die Forschung sollte somit nicht bei der Replikation bekannter Risikofaktoren stehen bleiben, sondern durch Forschungsansätze der Gen-Umwelt Interaktionen erweitert werden ( Kap. 3). Bezüglich der Bipolaren Störung wird zwar eine genetische Prädisposition angenommen, es ist jedoch nicht von einer Erbkrankheit im engeren Sinne auszugehen. Nach gegenwärtigem Kenntnisstand wird angenommen, dass die Entstehung und der Verlauf einer Bipolaren Störung jedoch potenziell beeinflussbar sind. Präventive Maßnahmen sind hierbei in der Regel eher unspezifisch auf die Gesamtheit psychischer Störungen ausgerichtet, während der Verlauf auch durch spezifische, insbesondere medikamentöse, Behandlung beeinflust werden kann ( Kap. 13 und Kap. 14). Eine substanzielle Reduzierung der Prävalenz von Bipolaren Störungen in der Bevölkerung durch Prävention ist vor dem Hintergrund epidemiologischer Daten nicht festzustellen. Allerdings können heutige Therapie- und Behandlungsangebote Krankheitsverläufe positiv beeinflussen und die Folgen der Erkrankung reduzieren. Hierdurch könnte die Lebensqualität von Menschen mit einer Bipolaren Störung in Vergleich zu früheren Zeiten verbessert und Folgeprobleme reduziert werden ( Kap. 22).

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