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Bischöfe und Diözesen
ОглавлениеDas Bischofsamt hatte durch die Ausbildung des päpstlichen Primats nicht nur einen Teil seiner universalkirchlichen Bedeutung eingebüßt; auch in ihren Diözesen sahen sich die Bischöfe mit einzelnen Kirchen und Ordensgemeinschaften, die ihrer Kontrolle entzogen waren, mit Streitparteien, die unmittelbar an den Papst appellierten, oder auch mit den Eingriffsmöglichkeiten päpstlicher Legaten konfrontiert. Gleichwohl blieb das bischöfliche Amt das zentrale Amt der Kirche, das die Sakramentenspendung, die Seelsorge und die kirchliche Rechtspraxis leitete und organisierte und die Aufsicht über den Klerus führte. Die konkrete Amtsausübung der Bischöfe war allerdings in Europa ebenso vielfältig wie Geschichte und Zuschnitt der verschiedenen Diözesen: Die Bandbreite reichte von der kleinteiligen Diözesanstruktur der romanisch geprägten Länder, deren Bischöfe häufig einen persönlich überschaubaren Zuständigkeitsbereich innehatten, bis zu den riesigen Diözesen im deutschen Reich westlich des Rheins.
Auch nach dem Wormser Konkordat unterschieden sich die deutschen Bischöfe wesentlich von den meisten ihrer europäischen Amtskollegen. Gerade durch die Trennung von geistlichen und weltlichen Aspekten entwickelten sich die Reichsbischöfe zu Reichsfürsten, deren herausgehobene Stellung ein Vorbild für die entsprechende Differenzierung unter den weltlichen Fürsten darstellte. Die 1122 garantierte kanonische Wahl verhinderte auch nicht, dass bei der Auswahl und Erhebung der Bischöfe weiterhin weltlich-herrschaftliche Aspekte eine wichtige Rolle spielten. Denn auch die Domkapitel, die sich als Wahlgremien etablieren konnten, wurden durch verwandtschaftliche, zumeist regional geprägte Bindungen zum Hochadel beeinflusst, und bei herausragenden Positionen wie denen der Erzbischöfe von Mainz, Köln und Trier konnte auch der König immer wieder seinen Einfluss geltend machen. Die Italienpolitik Friedrich Barbarossas mit ihren aufwendigen Kriegszügen wurde zumindest in den ersten beiden Jahrzehnten von Bischöfen aus allen Teilen des Reichs unterstützt, und die Erzbischöfe Christian (Mainz) und Rainald von Dassel (Köln), der zuvor als Kanzler die kaiserliche Politik wesentlich mitbestimmt hatte, wendeten die ganze Leistungskraft ihrer Diözesen für den Reichsdienst auf.
Die starke Beanspruchung gerade der deutschen Bischöfe durch ihre herrschaftlichen Funktionen hatte aber keine Vernachlässigung der kirchlichen Aufgaben zur Folge, denn im Zuge fortschreitender Institutionalisierung wurde die Delegation bischöflicher Zuständigkeiten seit dem 11. Jahrhundert immer weiter differenziert und rechtlich verfestigt. Eine wichtige Rolle spielten die Archidiakone, die in ihren jeweiligen Bezirken etwa die disziplinarische Kontrolle und die Amtseinweisung der Pfarrer übernahmen oder das Sendgericht abhielten. Fragen der Disziplin, lokale Angelegenheiten oder wichtige Rechtsfälle wurden auch auf den Diözesansynoden behandelt, die ein- bis zweimal im Jahr stattfanden, häufig unter Vorsitz des Bischofs.