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Thematisch

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Das thematische Ordnungsprinzip der ENZYKLOPÄDIE DES MITTELALTERS wird auf dreifache Weise dekliniert:

– Die Einzelartikel folgen einer thematischen Hierarchie. Sie spiegelt sich in den Staffelungen des Inhaltsverzeichnisses und der Kolumnentitel wider. Ihre Leitgedanken werden im Folgenden erläutert.

– Verweise zwischen den Artikeln stellen Querverbindungen jenseits der thematischen Anordnung her. Dabei wird behutsam vorgegangen, um den Textfluß nicht zu zerreißen. Allerdings soll gerade durch die relativ geringe Zahl der Verweise auch die strukturierende Qualität von Vernetzungen, die sich oft zwischen scheinbar weit auseinanderliegenden Aspekten einer Materie spannen lassen, hervorgehoben werden. Ein alphabetisches Register sämtlicher Artikel ermöglicht die rasche Querung der systematischen Gliederung.

– Dem Leser wird mit der ENZYKLOPÄDIE DES MITTELALTERS in Buchform gleichzeitig eine elektronische Kopie zur Verfügung gestellt, damit er durch Volltextsuche eigene Verbindungen erstellen kann. Dies wird nicht nur die schlichte Funktion eines Registers in komplexer Weise erfüllen, sondern es können damit auch Phänomene sichtbar werden, denen kein eigener Abschnitt gewidmet wurde, die indes im Aggregat mehrerer Behandlungsstellen jeweils eigene Konturen gewinnen.

Die thematische Systematik hat forschungsprogrammatische Gründe. Während die Ereignisgeschichte in den jeweiligen Regionen Europas im achten und letzten Abschnitt umrissen wird, werden in den sieben vorangehenden Abschnitten Strukturen und Entwicklungen dargestellt, die einerseits vergleichbar genug sind, um eine einheitliche europäische Perspektive zu rechtfertigen, und die andererseits aber aufgrund ihrer Unterschiede Hinweise auf die Dynamik der Geschichte Europas im Mittelalter und ihre Faktoren geben. Mit der hiermit umrissenen vergleichenden Perspektive ist eine grundsätzliche Hinterfragung der Bedeutung des Nationalstaates für die Geschichte des Mittelalters verbunden. Der sich am Ende des Mittelalters entwickelnde Nationalstaat wird – auf der Gegenstandsebene – als eine Form der politischen Organisation unter vielen betrachtet. Im übrigen wird damit eine bessere Vergleichbarkeit der europäischen Gesellschaft mit den sie umgebenden Gesellschaften erreicht. Es wird dabei die Wichtigkeit des Nationalstaates für die Geschichte Europas und der Welt in der Moderne keineswegs bestritten. Das Gewicht nationaler Traditionen ist in etablierten Disziplinen wie der Mediävistik bis heute spürbar. Im Zeitalter der Globalisierung ist ein Vergleich der Fragestellungen daher besonders dringend. Diese Forderung hat Marc Bloch 1928 auf dem Internationalen Historikerkongreß in Oslo formuliert. Indem sie die Bedeutung des Nationalstaates auch im Hinblick auf historische Fragestellungen hinterfragt, stellt sich die ENZYKLOPÄDIE DES MITTELALTERS bewußt der mit unerhörtem Elan und großer Weitsicht vor achtzig Jahre formulierten Herausforderung des französischen Mediävisten.

Der Gegenstand der ENZYKLOPÄDIE DES MITTELALTERS leitet sich von einer an Bloch orientierten komparatistischen Perspektive ab. Es handelt sich also um einen Forschungsgegenstand und nicht um ein unabhängig von der Arbeit der Mediävisten existierendes Objekt. Allerdings sahen sich schon die ersten Humanisten gerne als von ihren eigenen Zeitgenossen abgesondert und diffamierten all das, was in ihrer Gegenwart nicht zu ihren Vorstellungen paßte, als dem „Mittelalter“ zugehörig. Seitdem hat sich die Illusion eines abgegrenzten Mittelalters, das anders sei als die Moderne, ob unter negativen oder – wie seit der Romantik immer wieder – unter positiven Vorzeichen, nicht selten, wenn auch nicht ausschließlich, unter Gelehrten gehalten. Die komparatistische Perspektive, die der Enzyklopädie zugrunde liegt, verbindet sich also mit dem klaren Bewußtsein ihrer Autoren, daß ihr Gegenstand konstruiert ist. Doch liefe der reflektierte Umgang der Mediävistik mit ihrer eigenen Tradition Gefahr, die Fehler der Vergangenheit zu wiederholen, wenn ihre Vertreter dabei nicht gleichzeitig an eine kritische Öffentlichkeit appelierten.

Enzyklopädie des Mittelalters

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