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DiakonieDiakonie, helfendes Handeln, soziale ArbeitArbeit
ОглавлениеIn den Diakoniewissenschaften ist umstritten, ob bzw. inwiefern es einen Unterschied zwischen diakonischem Handeln im kirchlichen Kontext und sozialer ArbeitArbeit in nichtkirchlichem Kontext gibt. Zentrale neutestamentliche Texte wie Mt 25,31–46Mt25,31–46 oder Lk 10,25–27Lk10,25–27 legen nahe, dass das von Jesus geforderte barmherzige Handeln eine allgemein menschliche helfende Zuwendung zu Mitmenschen in Notsituationen ist. Jesus steht damit in der jüdischen bzw. alttestamentlichen Tradition, gemäß der NächstenliebeNächstenliebe als Nachahmung Gottes geschieht, der alle Menschen so geschaffen hat, dass sie auf gegenseitige partnerschaftliche Unterstützung angewiesen sind und diese auch jeweils geben können. Sowohl die Verletzbarkeit als auch die Fehlbarkeit gehören zum Menschsein dazu und schließen Hilfsbereitschaft und Mitmenschlichkeit nicht aus, sondern machen sie vielmehr erst möglich und notwendig. Im Anschluss an Martin Luther fordert deshalb Ulrich Bach, das helfende Handeln der Christ*innen als ein „weltlich Ding“ ohne religiösen Mehrwert zu verstehen (BACH 2006).
Andererseits wird immer wieder ein Proprium der DiakonieDiakonie gefordert, mit dem impliziten Anspruch oder erklärten Ziel, sich von anderen Angeboten sozialer ArbeitArbeit zu unterscheiden. Doch die Frage, worin konkret das spezifisch diakonische Profil bestehen soll, ist mehr als umstritten und führt oft zu Widersprüchen zwischen Anspruch und Wirklichkeit sowie zur expliziten oder impliziten Abwertung helfenden Handelns anderer Menschen oder Träger. Wenn Annette Noller als Kennzeichen von Diakonie das unbedingte Festhalten an der MenschenwürdeMenschenwürde und die spirituelle Sinndeutungskompetenz benennt (NOLLER 2003: 226 → 3.7 Menschenwürde) oder Heinz Schmidt erwartet, dass „die diakonisch Handelnden […] dank ihrer inneren Beziehung zu Jesus Christus für ihre Klienten zu einer neuen humanen Erfahrung werden“ (SCHMIDT 2016: 148), müsste man – wären damit wirklich exklusive Unterscheidungskriterien benannt – auf die fragwürdige Überzeugung schließen, dass nur die Diakonie, nicht jedoch alle anderen Anbieter ihre Hilfeleistungen ganzheitlich oder mit einer spirituellen Kompetenz anbieten.
Weiterführend ist die Unterscheidung des helfenden Handelns an sich als zutiefst menschliche Reaktion auf eine wahrgenommene Not einerseits und der reflektierenden Deutung dieses Handelns mit Blick auf religiöse oder humane Wirklichkeitsvorstellungen. Dies ermöglicht sowohl die wertschätzende Anerkennung vom helfenden Handeln unabhängig von der jeweiligen Motivation als auch die theologisch-ethische Reflektion des Helfens im christlichen Kontext, die weitere ethische Deutungen in anderen religiösen oder humanistischen oder auch gesellschaftspolitischen Kontexten nicht ausschließt, sondern vielmehr sowohl beim Helfen als auch beim Reflektieren einen Austausch auf Augenhöhe ermöglicht.