Читать книгу Biblisches Arbeitsbuch für Soziale Arbeit und Diakonie - Группа авторов - Страница 22
Griechische Schriften des antiken Judentums im Christentum (1.–2. Jh.n. Chr.)
ОглавлениеDie Sammlung griechischer Bücher des antiken Judentums entstammt in ihrem Kern einer Übersetzung der ToraTora in der jüdischen Diasporagemeinde Alexandrias aus dem 3. Jh.v. Chr. Diese wurde nach und nach um die Prophetenbücher, Weisheitsschriften und Psalmen erweitert, aber erst im frühen Christentum als Werk zusammengefasst. Dies zeigen die antiken Kodizes mit Vollbibeln (CodexKodex, Codex Sinaiticus, C. Vaticanus, C. Alexandrinus).
Auch die Anordnung der Bücher ändert sich mit der christlichen Rezeption. Zwei der „Festrollen“ werden neu eingeordnet: Das Buch Rut (zum Erntefest Schawuot gelesen) wird historisierend vor das Richterbuch gestellt, da Rut die Großmutter Davids ist. Das Buch der Klagelieder, am Trauertag der Tempelzerstörung gelesen, wird nach der vermuteten Autorschaft dem Jeremiabuch nachgeordnet. Ester (zum Purimfest), Hoheslied (zum Pessachfest), und Kohelet („Prediger Salomo“, zum Laubhüttenfest Sukkot gelesen) verbleiben bei den „Schriften“, die aber nicht mehr den Abschluss bilden. Die sog. „hinteren Propheten“ werden in der griechischen Sammlung ans Ende gestellt und damit direkt zum ersten Buch des Neuen Testaments (Matthäusevangelium) anschlussfähig. In antiken Kodizes erscheint dies sogar ohne besondere Markierung (SCHMID/SCHRÖTER 2020: 50). Das ist theologisch aus frühchristlicher Sicht so intendiert, beziehen sich die neutestamentlichen Schriften doch auf die prophetischen Texte, deren Messiashoffnung nun auf Jesus hin ausgedeutet wird. So wurde diese Sammlung als „Altes Testament“ bewusst um alle Schriften erweitert, die als authentische Zeugnisse von Jesus Christus als „Neues Testament“ akzeptiert wurden. „Altes“ Testament ist dabei nicht abwertend gemeint, waren doch die jüdischen heiligen Schriften die Heilige Schrift der ersten, noch primär jüdisch geprägten christlichen Gemeinden. Dieser grundlegende Bezug wird noch in dem um 100 n. Chr. entstandenen 2. Timotheusbrief thematisiert (2Tim 3,14–172Tim3,14–17).
Die griechische Sammlung alttestamentlicher Schriften wird zur primären Textfassung im Christentum. Die hebräischen Schriften treten zunächst dahinter zurück. Bereits in der lateinischen Übersetzung des Hieronymus (der Vulgata, Ende 4. Jh.n. Chr.) wurde aber begonnen, die Texte des Alten Testaments, wo vorhanden, wieder aus dem Hebräischen zu übersetzen. In der Reformationszeit (16. Jh.) wird dies im evangelischen Bereich zum Standard, da man damals die hebräischen und aramäischen Texte als ursprünglicher ansah. Die Reihenfolge der Bücher der griechisch-lateinischen Texttradition blieb aber bis in die modernen Bibelausgaben im Wesentlichen erhalten. Im Osten des Römischen Reiches und den aus ihm hervorgegangenen orthodoxen Kirchen blieb die griechische Bibel bis in die Gegenwart hinein verbindlich. In der heutigen Forschung wird das Verhältnis der griechischen und hebräisch-aramäischen Texttradition sehr differenziert betrachtet. Die seit Augustinus (5. Jh.) sogenannte SeptuagintaSeptuaginta („Bibel der 70 Gelehrten“, daher lat. ↗︎ LXXLXX) muss aus bibelwissenschaftlicher Sicht als eine z.T. eigenständige Texttradition der alttestamentlichen Schriften gelten.