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Prüfstein der Religion: die reale Welt

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Es gibt kaum eine Szene, die in der Bibel ausgelassen wird. Die biblischen Texte haben so viel Kraft, dass sie nicht einmal die religiöse Pietät achten. Sie sind schonungslos ehrlich. Die Wirklichkeit ist der Prüfstein aller Religion und Frömmigkeit. Es ist geradezu schockierend, wie kritisch in den biblischen Texten das Thema der MachtMacht aufgegriffen wird. Es gibt kaum Respekt vor den Königen Israels und Judas – die unter dem Vorzeichen der unbedingten kultischen und ethischen Treue zum Gott ↗︎ JHWHJHWH redigierte Geschichtsschreibung in den Büchern Josua bis 2. Könige (die Fachleute die deuteronomistische nennen) macht nicht Halt vor dem AmtAmt, Ämter und der WürdeWürde der altorientalischen Potentaten. Die Texte atmen den GeistGeist der kreativen Prophetie. Es gibt durchweg die Option für die Armen, Geschändeten und Ausgegrenzten. Diese dürfen wohl auch Rachephantasien haben. Das Neue Testament mutet uns die absurde, aber auch revolutionäre Vorstellung eines gekreuzigten und daher mitleidenden Gottes zu. Die Paradoxie wird vollkommen auf die Spitze getrieben: Der, dem Wind und Wellen gehorchen (Mk 4,41Mk4,41), kann nicht vom Kreuz herabsteigen (Mk 15,30Mk15,30). Das muss man diskutieren.

Wie der TodTod gedanklich durchbrochen wird, lässt sich gut am Beispiel der neutestamentlichen Figur des Zweifelnden und Glaubenden zeigen. Unser „Zwilling“ will mutig mit Jesus sterben, verpasst das Wunder und will die Finger in die Wunde legen. Ich glaube eben nur das, was ich begreifen kann. Daraus resultiert das christliche Grundbekenntnis: mein Herr und mein Gott (Joh 20,24–28Joh20,24–28 → 6.2 Glaube und Zweifel). Die biblischen Texte sprechen also von Erfahrung und laden dazu ein, die eigene Erfahrung einzubringen. Diese Subjektorientierung ist für soziales und diakonisches Handeln grundlegend.

Biblisches Arbeitsbuch für Soziale Arbeit und Diakonie

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