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Götterdämmerung in der Bibel

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Schließlich räumen bestimmte biblische Texte radikal mit religiös beliebten Vorstellungen auf: Der Mensch, männlich und weiblich zugleich, repräsentiert Gott in der Welt, nicht etwa Könige oder religiöse Kultbilder (Gen 1,26fGen1,26f). Die Unterordnung der Frau unter den Mann ist die böse Fluchfolge der Freiheit der Menschen, nicht aber Gottes gute Ordnung (Gen 3Gen3). Die Götterbilder, seien sie noch so künstlerisch wertvoll gearbeitet, sind nichts anderes als silberüberzogene Holzscheite, ätzt der unbenannte Prophet im babylonischen Exil, dessen Texte später an das Jesajabuch angefügt werden (Jes 44,15–17Jes44,15–17). Und der MessiasMessias, messianisch, so derselbe Prophet, sei exakt der persische König Kyros II., der religiös nicht einmal ein Jude ist (Jes 44,28–45,4Jes44,28–45,4). Da gibt es genug Stoff zur Diskussion.

Auch das Neue Testament enthält Texte, die auf den ersten Blick merkwürdig erscheinen, auf den zweiten aber in hohem Maße diskursiv sind. Aus den Texten aus ↗︎ QumranQumran (→ 1.2 Was ist die Bibel?) wissen wir, dass die dort beschriebene, endzeitliche orientierte GemeinschaftGemeinschaft des Jachad („Einung“ = Selbstbezeichnung der Gemeinde) eine gemeinsame Kasse kannte, die treuhänderisch verwaltet wurde. Neben dieser Verwaltung (1QS VI, 18–231QSVI, 18–23) wird auch von einem Leitungsgremium von zwölf Laien und drei Priestern berichtet (VIII, 11QSVIII, 1). Man konnte sich die Sache mit dem Eintritt ein Jahr lang gut überlegen. Eine solche Teilhabe, ja Vergemeinschaftung (griech. koinōnía) des Besitzes ist auch in Griechenland gut bekannt: Von Pythagoras stamme laut Aristoteles das Motto „der Besitz der Freunde ist gemeinsam“ (Nikomachische Ethik 1159b).

Nach dem Neuen Testament scheint in der christlichen „Urgemeinde“ dies nicht der Fall zu sein: Als das christliche Ehepaar Hananias und Safira einen Teil des Erlöses für ihr Hab und Gut zur Sicherheit beiseitelegt, wird im Text eine beklemmende Atmosphäre gezeichnet, in der unklar bleibt, warum beide so plötzlich zu Tode kommen, und wer ursächlich dafür verantwortlich ist: der Heilige GeistGeist, die hämisch kommentierenden ApostelApostel, oder die Schuldigen selbst? Die Furcht, die sich über die christliche Gemeinde legt, kommt nicht von ungefähr und bietet Stoff zum Diskurs über das liebe GeldGeld, an dem die Freundschaft endet (Apg 5,1–11Apg5,1–11). Ist die „Urgemeinde“ gar ein Ideal, dass nie das Licht der Wirklichkeit erblickte?

Biblisches Arbeitsbuch für Soziale Arbeit und Diakonie

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