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Gott als Vater und Mutter
ОглавлениеDie Bezeichnung Gottes als Vater begegnet im Alten Testament nur selten und häufig als Vergleich (z.B. Spr 3,12Spr3,12; Ps 103,13Ps103,13, vgl. 2 Sam 7,142Sam7,14). Sie setzt die soziale Institution der FamilieFamilie und die spezifischen Handlungsrollen des Vaters (bzw. der Mutter) in der antiken vorderorientalischen Gesellschaft voraus und überträgt sie auf das Verhältnis zwischen Gott und Israel bzw. dem Einzelnen. Dies wird besonders deutlich, wenn die kindliche Verpflichtung, die Eltern zu ehren (vgl. Mal 1,6Mal1,6), oder umgekehrt die VerantwortungVerantwortung des Vaters für die ErziehungErziehung des Sohnes (vgl. Spr 3,12Spr3,12) zu Gott in Beziehung gesetzt werden. Analog kann das Sonderverhältnis Israels zu seinem Gott in das familiäre Beziehungsgefüge von Vater bzw. Sohn gefasst werden, um die besondere emotionale Nähe Gottes zu seinem Volk auszudrücken (vgl. Ps 103,13Ps103,13; Jes 63,16Jes63,16). In Ps 68,6Ps68,6 findet sich der gleiche Gedanke zugespitzt auf die personae miserae, die hier durch die WaisenWaisen (resp. WitwenWitwen) vertreten werden. Schließlich wird auch die genealogische Beziehung zwischen Vater und Sohn bzw. KindKind auf das Gottesverhältnis übertragen, wenn die Prädikation Gottes als Vater mit Schöpfungsaussagen verbunden ist (vgl. Dtn 32,6Dtn32,6; Jes 64,7Jes64,7 und den Personennamen Abija „JHWHJHWH ist mein Vater“).
Die Rede von Gott als Vater gewinnt im antiken Judentum an Popularität und ist im Neuen Testament breit belegt (vgl. die Rolle des pater familias in der hellenistischHellenismus, hellenistisch-römischen Kultur). Im Vaterunser (Mt 6,9–13Mt6,9–13 ⫽ Lk 11,2–4Lk11,2–4) spricht sich vielleicht eine gesteigerte, individualisierte Zugehörigkeit zu Gott aus, die christologisch vermittelt ist: die Anteilgabe an der Gottessohnschaft Jesu begründet die Gotteskindschaft der Gemeinde (→ 2.3 Ansätze neutestamentlicher Christologie).
Die mütterlichen Züge im biblischen Gottesbild partizipieren an der gleichen Metaphorisierung familiärer Handlungsmuster wie die Rede von Gott als Vater, was sich bereits daran zeigt, dass beide miteinander verschmelzen können (vgl. Jes 45,9–11Jes45,9–11; Hos 11,3fHos11,3f). Neben schöpfungstheologischen Aussagen (vgl. Num 11,12Num11,12) dominieren bei der mütterlichen Handlungsrolle im Gottesbild vor allem die Aspekte der Tröstung und der FürsorgeFürsorge (besonders gegenüber dem Säugling).