Читать книгу Biblisches Arbeitsbuch für Soziale Arbeit und Diakonie - Группа авторов - Страница 51
Handelnd und verantwortlich
ОглавлениеDas Handeln und ArbeitenArbeit des Menschen zielen auf den Erhalt der natürlichen und sozialen Lebensgrundlagen. Zugleich steht er in Verantwortungen. Er muss Antworten geben. Beide Konstanten spiegeln sich in den Rechtsüberlieferungen des alten Israel. Dazu gehört das kasuistische Konfliktregelungsrecht, dessen ethische Grundlagen evident und dessen Zielsetzung sozial und religiös integrativ sind. Die dahinterstehende Rechtsprechung und deren implizite ↗︎ EthikEthik sowie das damit verbundene Menschenverständnis setzen überschaubare Lebenszusammenhänge ebenso voraus wie eine relative, soziale und gesellschaftliche Homogenität. Mit dem Wachsen sozialer Spannungen in Israel und Juda während des 8. Jhs.v. Chr. unter Jerobeam II. (787–747 v. Chr.) erhalten die israelitischen RechtRechtssätze zunehmend eine explizit theologische Begründung. Die fehlende oder verschwindende Evidenz wird durch den Verweis auf Gott ausgeglichen.
Markant ist dieser Wandel im heutigen Buch Deuteronomium und seiner Programmatik ablesbar. Es überführt die elementare AnthropologieAnthropologie einer bäuerlich-agrarischen Welt des Alten Orients, traditionell um die Institutionen Königtum und Tempel gruppiert, in eine kontrafaktische, theonom begründete Anthropologie. Beruhen bisher RechtRecht, ↗︎ EthikEthik und Anthropologie auf den allgemeinen altorientalischen Traditionen und stabilisieren pragmatisch wie symbolisch den Mikro- und Makrokosmos, so entsteht nun eine Spannung zum Gegebenen. Israel als eine ideal gedachte Sozial- und Glaubensgemeinschaft tritt in ein direktes, allein durch Mose und seine ↗︎ ToraTora vermitteltes Verhältnis zu ↗︎ JHWHJHWH als ihrem Gott (Dtn 4,44–49Dtn4,44–49; 5,1Dtn5,1). Die dieser GemeinschaftGemeinschaft verkündete und dann schriftlich vorliegende Weisung Gottes ruft jeden in die VerantwortungVerantwortung. Immer neu entscheidet sich SegenSegen und Fluch daran (Dtn 27fDtn27f), ob mit der Tora eine kontrafaktisch gesetzte Wirklichkeit gelten gelassen wird oder ob man sich dagegen für die scheinbar gültigen Wirklichkeiten entscheidet.