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4.2.2.6 Generalisierbarkeit von Schreibleistungen
ОглавлениеWie oben bereits angedeutet, belegt mittlerweile eine zunehmende Zahl von statistischen Generalisierbarkeitsstudien, dass der Anteil der Varianz in den Messwerten, der auf die jeweilige Methode der Messung – und zwar insbesondere auf die Facetten „AufgabenAufgaben“ und „Beurteilende“ – zurückzuführen ist, zum Teil größer ist als der Anteil, der durch Unterschiede in der Schreibkompetenz bedingt ist (vgl. z.B. Bouwer et al., 2015; Van Steendam, Tillema & Rijlaarsdam, 2012). Insbesondere der starke Effekt von Genre und ThemaThemen auf die Schreibleistung sollte in der unterrichtlichen Prüfungspraxis verstärkt beachtet werden. Geht man von einer weiten Definition von Schreibkompetenz aus, dann reicht es nicht aus, zur Überprüfung nur auf ein einziges Genre und Thema zurückzugreifen.
Außerdem ist noch kritisch anzumerken, dass die beobachteten Aufgabeneffekte nicht notwendigerweise als konstruktirrelevant anzusehen sind. Konzeptualisiert man Schreibkompetenz nicht als eine stabile Disposition, sondern als dynamisches, kontextuell variierendes mehrdimensionales und sich nichtlinear entwickelndes Konstrukt (vgl. z.B. Chalhoub-Deville, 2003; Mislevy & Yin, 2009; Van Steendam, Tillema & Rijlaarsdam, 2012, S. xx; Verspoor, Schmid & Xu, 2012), dann ist in Abhebung von der Generalisierbarkeitstheorie die Varianz, die auf die eingesetzten AufgabenAufgaben zurückgeht, als konstruktrelevant zu interpretieren (vgl. auch Bouwer et al., 2015, S. 96). Folgt man dieser Argumentation, hätte dies allerdings u.a. zur Folge, dass Aussagen zum Stand der Schreibkompetenzen stets einschränkend im Hinblick auf die eingesetzten Aufgaben zu formulieren sind, z.B. als Fähigkeit zum Schreiben argumentativer und deskriptiver Texte (vgl. auch die Ausführungen zum TestkonstruktTestkonstrukt in Kapitel 5).
Abschließend ist noch darauf hinzuweisen, dass die im Zusammenhang mit der ReliabilitätReliabilität mehrfach angesprochene Frage nach der Generalisierbarkeit im Sinne der Gültigkeit der Generalisierungsinferenz nicht zu verwechseln ist mit der Frage, inwieweit ein Test es ermöglicht, anhand der beobachteten Leistungen auf die Fähigkeit zur Bewältigung äquivalenter Schreibaufgaben außerhalb der Testsituation zu schließen. Dieser Schluss, der Generalisierbarkeit normalerweise voraussetzt, wird auch als Extrapolationsinferenz bezeichnet und ist ein Aspekt der im Folgenden besprochenen ValiditätValidität (vgl. z.B. Kane, 2013, S. 10f.; 28f.).