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a) Begriffsbestimmung

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Es ist keinesfalls selbstverständlich, dass eine Unterscheidung zwischen Ein- und Mehrsprachigkeit getroffen werden kann, denn die setzt einen Begriff von ›Sprachigkeit‹ voraus, also die Vorstellung, es gebe einheitliche, klar voneinander unterscheidbare und damit ›zählbare‹ Sprachen (ArndtArndt, Susan/NaguschewskiNaguschewski, Dirk/StockhammerStockhammer, Robert, »Einleitung«, 26). Diese Vorstellung ist nicht nur Ergebnis komplexer historischer Prozesse, sondern überdies in systematischer Hinsicht für illusorisch erklärt worden.

Für die Untersuchung literarischer Mehrsprachigkeit ist die genaue historische wie systematische Beschreibung der jeweils gegebenen Auffassungen von Ein- oder Mehrsprachigkeit bzw. von Sprachigkeit im allgemeinen vor dem Hintergrund des jeweiligen sozialen, politischen und kulturellen Rahmens unabdingbar. Einschlägig ist insbesondere das von der Forschung so benannte neuzeitliche »monolingual paradigm« (YildizYildiz, Yasemin, Beyond the Mother Tongue, 2), also die Auffassung, es sei natürlich, dass jedem Individuum genau eine Sprache eigen sei und dass es daher natürliche Sprachgemeinschaften gebe, die wiederum als Grundlage staatspolitischer Einheitenbildung genutzt werden können. Vor dem Hintergrund dieser Auffassung ist Mehrsprachigkeit nichts weiter als die Vervielfältigung von Einsprachigkeit. Nicht nur angesichts der Einsicht in die historische Gebundenheit des Einsprachigkeitsparadigmas, sondern auch aus systematischen Gründen ist es aber geboten, weitere Begriffe von Sprachvielfalt zu erschließen und genau zu verstehen, wie und auf welchen Grundlagen die neuzeitliche Politik der Einsprachigkeit funktioniert.

Literatur und Mehrsprachigkeit

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