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1.3 Textualität – ein konzentrisch erweiterter Textbegriff1 1.3.1 Text als Satzkette

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In ihrer Anfangsphase (1960er-Jahre) war die Textlinguistik, wie oben schon ausgeführt, von einer satzbezogenen Perspektive dominiert und hatte das Übergreifende wie z.B. die Textbedeutung, das sprachliche Handeln, das Kognitive etc. nur bedingt im Blick. Folgt man diesem „transphrastischtransphrastisch“ genannten Ansatz, so betrachtet man Texte als miteinander verbundene Ketten von Sätzen, die folglich mit demselben Instrumentarium beschrieben werden können, das man auch für Sätze verwendet (siehe ausführlich Kap. 3). Das entspricht in etwa dem Merkmal der KOHÄSION bei Beaugrande/Dressler. Die Autoren nennen als geläufige Mittel der Herstellung von Kohäsion u.a. Tempus, Aspekt, Junktion, Satzperspektive, PronominalisierungPronominalisierung, RekurrenzRekurrenzSemrekurrenzRekurrenz, Parallelismen und geben folgende Definition:

Das erste Kriterium [der Textualität, U.F.] wollen wir KOHÄSION nennen. Es betrifft die Art, wie die Komponenten des OBERFLÄCHENTEXTES, d.h. die Worte, wie wir sie tatsächlich hören oder sehen, miteinander verbunden sind. Die Oberflächenkomponenten hängen durch grammatische Formen und Konventionen voneinander ab, so daß also Kohäsion auf GRAMMATISCHEN ABHÄNGIGKEITEN beruht. (Beaugrande/Dressler 1981: 3f.)

Wie oben schon angesprochen, kann bereits dieses erste Kriterium, verstanden als die grammatische Verknüpfung von Komponenten des Textes auf der Textoberfläche, durchaus unvollkommen realisiert sein, ohne dass wir als Rezipienten auf die Idee kämen, dadurch den Textcharakter der zur Rede stehenden Satzfolge in Zweifel zu ziehen. Denken wir nur an Texte, für die das reine Aneinanderreihen von Wörtern nichts Ungewöhnliches ist, denen morphologisch-syntaktische Elemente der Kohäsion ganz oder teilweise fehlen können, wie das z.B. in Gedichten der Moderne oder in Werbetexten der Fall sein kann. Das Kriterium der KohäsionKohäsion wäre in diesen Fällen nur unvollständig bzw. bei einem engen Verständnis von Grammatik als System morphologischer und syntaktischer Regeln gar nicht erfüllt. Ist ein solcher Text wirklich zwangsläufig nicht-kommunikativ und damit streng genommen kein Text mehr? Hat er uns nichts zu sagen? Das würden wohl alle in unserer Kultur aufgewachsenen und mit Literatur vertrauten Sprachteilnehmer bestreiten. Wir finden die Lösung bei Beaugrande/Dressler selbst. Die Autoren nehmen ihre strikte Feststellung partiell zurück, indem sie deutlich machen, dass sie ‚Textkohäsion‘ wesentlich weiter fassen als das, was man unter ‚Textsyntax‘ oder ‚Textgrammatik‘ versteht.

Diese Erweiterung besteht aus zwei Faktoren: der Operationalisierung syntaktischer oder grammatischer Strukturen in der realen Zeit und der Interaktion der Syntax oder Grammatik mit anderen Faktoren der Textualität. (Beaugrande/Dressler 1981: 87)

Wenn wir wissen, was das ist, was auf der Textoberfläche die Sätze so miteinander verknüpft, dass man sie als Einheit erlebt, haben wir erst den innersten (und auch engsten) Bezirk des TextsortenwissensTextsortenwissen erfasst, seinen – natürlich auch heute noch – unentbehrlichen Kern. Um diesen Kern herum legen sich nun wie Ringe weitere Areale von Wissensbeständen, ohne die man mit Texten auch bei Kenntnis aller Oberflächenverknüpfungen nicht umgehen könnte: Wissen über textsemantische Beziehungen und textthematische Strukturierungen, die die Texteinheit konstituieren und das Handeln mit Texten erst ermöglichen, Wissen über die kommunikative Eingebettetheit der Texte und ihre kognitiven Bezüge, ihren semiotischen Charakter und schließlich über ihre kulturelle Geprägtheit und damit über ihre Textsorten.

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