Читать книгу Wohnwunschermittlung bei Menschen mit Komplexer Behinderung - Группа авторов - Страница 35
Realisierung des Wohnwunsches
ОглавлениеDie befragten Personen mit Behinderungen berichten von zum Teil hohen Anforderungen, die an sie gestellt werden. So benennen zwei der Befragten ein nicht weiter definiertes Maß an Selbstständigkeit als Voraussetzung für einen Umzug in eine andere (ambulante) Wohnmöglichkeit. Des Weiteren sind behördliche Vorgänge, wie das Einholen eines Wohnberechtigungsscheins, zu beachten und können die Realisierung eines Wohnwunsches beeinflussen.
Hinzu kommt der Einfluss anderer Personen, die sich zu dem Umzugswunsch äußern:
»Also, natürlich kriegt man von allen Seiten gesagt ›pass auf, nee, es könnte sein.‹ Und, und, und« (IP 3).
Dabei wird von der Erfahrung berichtet, dass der eigene Wohnwunsch nicht immer von anderen Personen beachtet wird, weil z. B. Familienangehörige andere Vorstellungen bezüglich der angestrebten Wohnform haben, was zu Differenzen führt, so dass eine Interviewperson äußert:
»[…] ich glaube noch nicht einmal, dass man mit den Leuten reden muss, die es betrifft, sondern erst mit den Leuten reden, (.) die Angehörige sind. […] Weil die sich das überhaupt nicht vorstellen können« (IP 4).
Es wird aber auch beschrieben, wie Angehörige und Mitarbeitende die Realisierung des Wunsches mit ihrem Engagement positiv unterstützen und hier sehr hilfreich sind (IP 2). Aus Sicht der professionellen Akteur*innen müssen für die Umsetzung von Wohnwünschen Ressourcen aktiviert und in Anspruch genommen werden. Dabei werden neben den Bewohner*innen selbst weitere Personen, wie Mitbewohner*innen aus dem neuen Wohnangebot, Leitungen und Mitarbeitende aus dem alten und neuen Wohnangebot, rechtliche Betreuer*innen, Teilhabeplaner*innen und ggf. Mitarbeitende aus Beratungsstellen einbezogen. Sie berichten auch davon, dass die rechtlich Betreuenden »halt auch gewisse Vorstellungen« (MA 6) haben und dadurch den Prozess beeinflussen oder der Realisierung eines Wohnwunsches entgegenstehen können. Professionelle Unterstützung wird realisiert, indem
1. die Interessen der Bewohner*innen gegenüber Mitarbeitenden und Trägern vertreten werden,
2. ihre Ressourcen durch Motivation und Stärkung der Selbstständigkeit unterstützt und gefördert werden (bspw. selbstständiges Einkaufen ermöglichen) und
3. die Inneneinrichtung des neuen Wohnangebotes gemeinsam geplant wird.
Als förderlich für die Realisierung eines Wohnwunsches wird von den professionellen Akteur*innen ein Verselbstständigungstraining als Vorbereitung auf das neue Wohnangebot (bspw. ein Fahr- und Einkaufstraining) und die gemeinsame Erkundung des neuen Sozialraumes genannt sowie die Unterstützung zur Wahrung der Rechte bei unterschiedlichen Einschätzungen von Angehörigen und Menschen mit Behinderung.