Читать книгу Wohnwunschermittlung bei Menschen mit Komplexer Behinderung - Группа авторов - Страница 38
Umzug
ОглавлениеAus Sicht der Interviewpersonen mit Behinderung wird der Umzug überwiegend positiv bewertet (IP 2, 3, 4, 6, 8), auch wenn dieser mit vielen Herausforderungen verbunden ist. Berichtet wird von den allgemeinen Anforderungen, wie das Aussortieren und das Packen von Kisten und von damit einhergehenden Emotionen. Insbesondere wiederholte Umzüge können auch Unbehagen auslösen, wie das Zitat mit Blick auf einen bevorstehenden Umzug zeigt: »[…] das Umziehen, das hasse ich langsam« (IP 7). Als herausfordernde Faktoren werden zudem nicht eingehaltene Absprachen, fehlende Hilfsmittel und die Reduzierung des vorhandenen Haushaltes des Bewohners genannt.
Eine Interviewperson äußert sich frustriert über die mangelnde Unterstützung des Bezugsbetreuers und insbesondere seine Abwesenheit am Umzugstag entgegen der vorherigen Absprache. Eine andere Person äußert:
»Ja, ich wäre gerne beim Umzug dabei gewesen. Ne. Also [unverständlich] die haben verladen, die haben die Sachen transportiert […]. Ich war weder beim Einladen noch beim Ausladen dabei« (IP 1).
Eine weitere Herausforderung stellt die Orientierung nach dem Umzug dar, mit dem Wissen:
»[…] und jetzt zu wissen, jetzt ist man irgendwie alleine auf sich gestellt« (IP 3).
Aus Sicht der professionellen Akteur*innen sind für einen reibungslosen Umzug das Zeitmanagement und eine strukturierte Vorbereitung sehr entscheidend. Dies beinhaltet die rechtzeitige Erfassung des Unterstützungsbedarfes, die Organisation der benötigten Hilfsmittel, die Klärung behördlicher Angelegenheiten sowie der finanziellen Mittel für den Umzug, ggf. die Beschaffung neuen Mobiliars sowie die personelle Zusammenstellung für den Umzug selber. Unterstützung erfolge durch Teilhabeberater*innen, die insbesondere in der Vorbereitung involviert waren, Mitarbeitende der Wohneinrichtung – vor allem Bezugsmitarbeitende – sowie Angehörige oder Umzugsunternehmen.
Die Einbeziehung des Menschen mit Behinderung in den gesamten Umzugsprozess sehen die professionellen Akteur*innen als wichtig an. Dabei wird gemeinsam geschaut, was von den vorhandenen Gegenständen/Möbeln noch gebraucht wird, was entsorgt oder was neu besorgt werden muss. Dies scheint dem Menschen mit Behinderung »[…] ein kleines Stückchen Sicherheit in dem Verlust, den ich gerade erlebe […]« (MA 2) zu geben sowie »Zeit, Gelassenheit und Sicherheit. Sein und Geben« (MA 2).
Zur Eingewöhnung werden die Pflege und Aufrechterhaltung bestehender Sozialkontakte sowie eine gute Beziehung zwischen dem Menschen mit Behinderung und der neuen Alltagsbegleitung als bedeutsam genannt. Regelmäßige Kontakte zu ehemaligen Unterstützungspersonen nach dem Umzug unterstützen die Eingewöhnungsphase und gewährleisten, nach Aussage eines Interviewteilnehmenden, einen »ausschleichenden« Abnabelungsprozess aus dem alten Wohnsetting. Fehlende zeitliche Ressourcen verhindern dies jedoch zum Teil. Die Menschen müssen sich mit dem neuen Wohn- und Sozialraum vertraut machen, diesen erkunden und neue Kontakte aufbauen.