Читать книгу Das Neue Testament - jüdisch erklärt - Группа авторов - Страница 48
Оглавление1 Und sie kamen ans andre Ufer des Meeres in die Gegend der Gerasener. 2 Und als er aus dem Boot stieg, lief ihm alsbald von den Gräbern her ein Mensch entgegen mit einem unreinen Geist. 3 Der hatte seine Wohnung in den Grabhöhlen. Und niemand konnte ihn mehr binden, auch nicht mit einer Kette; 4 denn er war oft mit Fesseln an den Füßen und mit Ketten gebunden gewesen und hatte die Ketten zerrissen und die Fesseln zerrieben; und niemand konnte ihn bändigen. 5 Und er war allezeit, Tag und Nacht, in den Grabhöhlen und auf den Bergen, schrie und schlug sich mit Steinen. 6 Da er aber Jesus sah von ferne, lief er hinzu und fiel vor ihm nieder, 7 schrie laut und sprach: Was habe ich mit dir zu schaffen, Jesus, du Sohn des höchsten Gottes? Ich beschwöre dich bei Gott: Quäle mich nicht! 8 Denn er hatte zu ihm gesagt: Fahre aus, du unreiner Geist, von dem Menschen! 9 Und er fragte ihn: Wie heißt du? Und er sprach zu ihm: Legion heiße ich; denn wir sind viele. 10 Und er bat Jesus sehr, dass er sie nicht aus der Gegend vertreibe.
11 Es war aber dort am Berg eine große Herde Säue auf der Weide. 12 Und die unreinen Geister baten ihn und sprachen: Lass uns in die Säue fahren! 13 Und er erlaubte es ihnen. Da fuhren sie aus und fuhren in die Säue, und die Herde stürmte den Abhang hinunter ins Meer, etwa zweitausend, und sie ersoffen im Meer.
14 Und die Sauhirten flohen und verkündeten das in der Stadt und auf dem Lande. Und die Leute gingen, um zu sehen, was da geschehen war, 15 und kamen zu Jesus und sahen den Besessenen, der den Geist »Legion« gehabt hatte, wie er dasaß, bekleidet und vernünftig, und sie fürchteten sich. 16 Und die es gesehen hatten, erzählten ihnen, was dem Besessenen widerfahren war und das von den Säuen. 17 Und sie fingen an und baten Jesus, aus ihrem Gebiet fortzugehen.
18 Und als er in das Boot stieg, bat ihn, der zuvor besessen war, dass er bei ihm bleiben dürfe. 19 Aber er ließ es ihm nicht zu, sondern sprach zu ihm: Geh hin in dein Haus zu den Deinen und verkünde ihnen, welch große Dinge der Herr an dir getan und wie er sich deiner erbarmt hat. 20 Und er ging hin und fing an, in den Zehn Städten auszurufen, wie viel Jesus an ihm getan hatte; und jedermann verwunderte sich.
Mk 5,1–20 Der besessene Gerasener und die Legion der unreinen Geister (Mt 8,28–34; Lk 8,26–39) Der Exorzismus auf nichtjüdischem Gebiet ähnelt dem Bericht von Mk 1,21–28: In beiden Szenen erkennen die Dämonen Jesus, er treibt sie durch Befehle aus und die Zuschauer verbreiten eilig, was geschehen ist. Durch seine Handlungen lenkt Jesus erneut den Heiligen Geist Gottes (Mk 1,24; 3,29) gegen die unreinen Geister (V. 2). 5,1 Gerasener, Gerasa liegt etwa 64 km nördlich vom Galliläischen Meer, womit sich die Lokalisierung und das Geschehen in V. 13 widersprechen. Gerasa könnte auf die hebr. Wurzel g.r.sch. anspielen, was „austreiben“ bedeutet. Der Begriff erscheint in biblischen Erzählungen, in denen Gott die Völker aus dem Land treibt (z.B. Ex 23,28), wie hier unreine Tiere verjagt werden (vgl. auch Anm. zu 6,6b–13). 5,2 Unreiner Geist, vgl. Anm. zu 1,22–24. 5,7 Der Geist erkennt Jesus als den Sohn des höchsten Gottes (gr. hypsistos, die LXX-Übersetzung von hebr. ‘elijon, übers. „Höchster“; ein antiker Name für Gott [z.B. Ps 9,3]). 5,9 Wie heißt du, um Engel und Dämonen in Dienst zu nehmen oder sie zu kontrollieren, war die Kenntnis ihrer Namen unentbehrlich. Legion, ein lateinisches Lehnwort, das eine Einheit von bis zu 6000 Soldaten in der römischen Armee bezeichnet. Diese Erzählung wirft einige Fragen auf, ohne sie zu beantworten: Repräsentiert das Schwein die Vertreibung (hebr. gerusch) von unreinen Tieren oder der römischen Armee? Sind die Gerasener aufgrund des Verlusts ihrer Herden zornig? Was bedeutet es, dass ein Nichtjude darum bittet, Jesus nachfolgen zu dürfen? Warum spielt hier das Messiasgeheimnis keine Rolle? 5,20Die Zehn Städte, gr. dekapolis, sind ein Bund von zehn vorwiegend nichtjüdischen Städten östlich des Galiläischen Meeres.
21 Und als Jesus im Boot wieder ans andre Ufer gefahren war, versammelte sich eine große Menge bei ihm, und er war am Meer. 22 Da kam einer von den Vorstehern der Synagoge, mit Namen Jaïrus. Und als er Jesus sah, fiel er ihm zu Füßen 23 und bat ihn sehr und sprach: Meine Tochter liegt in den letzten Zügen; komm und lege ihr die Hände auf, dass sie gesund werde und lebe. 24 Und er ging hin mit ihm.
Und es folgte ihm eine große Menge, und sie umdrängten ihn. 25 Und da war eine Frau, die hatte den Blutfluss seit zwölf Jahren 26 und hatte viel erlitten von vielen Ärzten und all ihr Gut dafür aufgewandt; und es hatte ihr nichts geholfen, sondern es war nur schlimmer geworden. 27 Da sie von Jesus gehört hatte, kam sie in der Menge von hinten heran und berührte sein Gewand. 28 Denn sie sagte sich: Wenn ich nur seine Kleider berühre, so werde ich gesund. 29 Und sogleich versiegte die Quelle ihres Blutes, und sie spürte es am Leibe, dass sie von ihrer Plage geheilt war. 30 Und Jesus spürte sogleich an sich selbst, dass eine Kraft von ihm ausgegangen war, wandte sich um in der Menge und sprach: Wer hat meine Kleider berührt? 31 Und seine Jünger sprachen zu ihm: Du siehst, dass dich die Menge umdrängt, und sprichst: Wer hat mich berührt? 32 Und er sah sich um nach der, die das getan hatte. 33 Die Frau aber fürchtete sich und zitterte, denn sie wusste, was an ihr geschehen war; sie kam und fiel vor ihm nieder und sagte ihm die ganze Wahrheit. 34 Er aber sprach zu ihr: Meine Tochter, dein Glaube hat dich gesund gemacht; geh hin in Frieden und sei gesund von deiner Plage!
35 Als er noch redete, kamen Leute vom Vorsteher der Synagoge und sprachen: Deine Tochter ist gestorben; was bemühst du weiter den Meister? 36 Jesus aber hörte nicht auf das, was da gesagt wurde, und sprach zu dem Vorsteher: Fürchte dich nicht, glaube nur! 37 Und er ließ niemanden mit sich gehen als Petrus und Jakobus und Johannes, den Bruder des Jakobus.
38 Und sie kamen in das Haus des Vorstehers, und er sah das Getümmel und wie sehr sie weinten und heulten. 39 Und er ging hinein und sprach zu ihnen: Was lärmt und weint ihr? Das Kind ist nicht gestorben, sondern es schläft. 40 Und sie verlachten ihn. Er aber trieb sie alle hinaus und nahm mit sich den Vater des Kindes und die Mutter und die bei ihm waren, und ging hinein, wo das Kind lag, 41 und ergriff das Kind bei der Hand und sprach zu ihm: Talita kum! – das heißt übersetzt: Mädchen, ich sage dir, steh auf! 42 Und sogleich stand das Mädchen auf und ging umher; es war aber zwölf Jahre alt. Und sie entsetzten sich sogleich über die Maßen. 43 Und er gebot ihnen streng, dass es niemand wissen sollte, und sagte, sie sollten ihr zu essen geben.
Mk 5,21–43 Die Auferweckung der Tochter des Jaïrus und die Heilung der blutflüssigen Frau (Mt 9,18–26; Lk 8,40–56) Jesus kehrt schnell wieder um, zurück zum westlichen, stärker jüdisch geprägten Ufer. 5,22 Vorsteher der Synagoge, vermutlich kein religiöser Amtsträger, sondern eine bedeutende Persönlichkeit der Gemeinschaft. 5,25 Blutfluss, das jüdische Recht unterschied zwischen menstruierenden Frauen (nidda) und einer Frau, die unter irregulärem und anhaltendem Blutfluss leidet (sava; Lev 15,19–30), worauf sich Markus hier bezieht. Lev 15 behandelt reguläre und irreguläre genitale Ausflüsse. Alle verursachen rituelle Unreinheit, für die allerdings unterschiedliche Reaktionen vorgeschrieben sind. Im Text wird allerdings gar nicht erwähnt, ob eine solche rituelle Unreinheit auch in einem hiesigen Dorf ein Problem gewesen wäre, wo der Zugang zum Tempel keine Rolle spielte. 5,25–34 Häufig wird angenommen, dieses Wunder stelle die Zurückweisung solcher jüdischer Reinheitsvorschriften durch Jesus dar, die als besonders belastend für Frauen angesehen wurden. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass es hier um die Unterscheidung zwischen Krankheit und Heilung aus Glauben geht, wie der Text zweifach bemerkt (V. 28–29; 34). Wie auch in Mk 1,40–45, wo die Reinigung durch Jesus im Mittelpunkt steht, ist das Reich Gottes eine Zeit der Befreiung von Unreinheit, nicht von Reinheitsgesetzen (Sach 13,1–2; 14,20–21). 5,41 Talita kum, die aramäische Fassung von Jesu Worten ist vermutlich der Überrest einer mündlichen Tradition und vielleicht, für die griechisch sprechende Leserschaft von Markus, die Andeutung einer magischen Formel. 5,42 Zwölf Jahre, das Alter des Mädchens entspricht der Leidensdauer der blutflüssigen Frau (V. 25), was ein Verweis auf die Erneuerung des gesamten Israels sein kann, da „zwölf“ für die zwölf Stämme und damit für das gesamte israelitische Volk stehen kann. Es besteht keine Verbindung zum heiratsfähigen Alter.
1 Und er ging von dort weg und kam in seine Vaterstadt, und seine Jünger folgten ihm nach. 2 Und als der Sabbat kam, fing er an zu lehren in der Synagoge. Und viele, die zuhörten, verwunderten sich und sprachen: Woher hat er dies? Und was ist das für eine Weisheit, die ihm gegeben ist? Und solche Taten geschehen durch seine Hände? 3 Ist der nicht der Zimmermann, Marias Sohn und der Bruder des Jakobus und Joses und Judas und Simon? Sind nicht auch seine Schwestern hier bei uns? Und sie ärgerten sich an ihm. 4 Jesus aber sprach zu ihnen: Ein Prophet gilt nirgends weniger als in seinem Vaterland[*] und bei seinen Verwandten und in seinem Hause. 5 Und er konnte dort nicht eine einzige Tat tun, außer dass er wenigen Kranken die Hände auflegte und sie heilte. 6 Und er wunderte sich über ihren Unglauben. Und er zog rings umher in die Dörfer und lehrte.
7 Und er rief die Zwölf zu sich und fing an, sie auszusenden je zwei und zwei, und gab ihnen Macht über die unreinen Geister 8 und gebot ihnen, nichts mitzunehmen auf den Weg als allein einen Stab, kein Brot, keine Tasche, kein Geld im Gürtel, 9 wohl aber Schuhe an den Füßen. Und zieht nicht zwei Hemden an!
10 Und er sprach zu ihnen: Wo ihr in ein Haus geht, da bleibt, bis ihr von dort weiterzieht. 11 Und wo man euch nicht aufnimmt und euch nicht hört, da geht hinaus und schüttelt den Staub von euren Füßen, ihnen zum Zeugnis. 12 Und sie zogen aus und predigten, man sollte Buße tun, 13 und trieben viele Dämonen aus und salbten viele Kranke mit Öl und machten sie gesund.
Mk 6,1–13 Die zweite Ablehnung in Jesu Heimatstadt und die Aussendung der Zwölf (Mt 10,1–14; 13,53–58; Lk 4,16–30; 9,1–6). 6,3 Bruder […] Schwestern, die christliche Tradition hat diese Geschwister teilweise als Söhne Josefs mit einer anderen Frau als Maria erklärt, bzw. als Cousins und Cousinen. Die hebräischen, aramäischen und griechischen Worte für „Bruder“ und „Schwester“ können jedoch auch einfach „Verwandter“ bedeuten (Tob 7,9). Der Kontext legt nahe, dass es sich um nahe Familienmitglieder handelt; die Jungfrauengeburt Jesu wird bei Mk nicht erwähnt (Mt 1,18–25; Lk 1,34–35). Das Wesentliche ist, wie auch in Mk 3,19b–30, dass die Familie und Heimatstadt Jesu ihn ablehnten (vgl. Einleitung). 6,4 Ein Prophet gilt nirgends weniger als in seinem Vaterland, der hebräische Ausdruck aus der Renaissance, ein navi be‘iro, könnte von diesem Vers abgeleitet sein. 6,5–6a Der Mangel an Glauben beschränkt Jesu Macht. 6,6b–13 Jesus verleiht den Jüngern seine Gewalt über unreine Geister; wie mBer 5,5 überliefert: „der Beauftragte eines Menschen ist wie dieser selbst.“ 6,7 Je zwei und zwei, vielleicht, damit es immer mindestens zwei Zeugen gemäß Dtn 19,15 gäbe, was für das Zeugnis von V. 11 von Bedeutung sein könnte. 6,13 Salbten […] mit Öl, eine übliche, medizinische Praxis (Jes 1,6; Jos.Bell. 1,657).
14 Und es kam dem König Herodes zu Ohren; denn der Name Jesu war nun bekannt. Und die Leute sprachen: Johannes der Täufer ist von den Toten auferweckt worden, und darum wirken solche Kräfte in ihm. 15 Andere aber sprachen: Er ist Elia; wieder andere: ein Prophet wie einer der Propheten. 16 Als es aber Herodes hörte, sprach er: Es ist Johannes, den ich enthauptet habe, der ist auferweckt worden.
17 Denn er, Herodes, hatte ausgesandt und Johannes ergriffen und ins Gefängnis geworfen um der Herodias willen, der Frau seines Bruders Philippus; denn er hatte sie geheiratet. 18 Johannes aber hatte zu Herodes gesagt: Es ist nicht erlaubt, dass du die Frau deines Bruders hast. 19 Herodias aber stellte ihm nach und wollte ihn töten und konnte es nicht. 20 Denn Herodes fürchtete Johannes, weil er wusste, dass er ein gerechter und heiliger Mann war, und hielt ihn in Gewahrsam; und wenn er ihn hörte, wurde er sehr unruhig; doch hörte er ihn gern.
21 Und es kam ein gelegener Tag, als Herodes an seinem Geburtstag ein Festmahl gab für seine Großen und die Obersten und die Vornehmsten von Galiläa. 22 Da trat herein seine Tochter, die von Herodias, und tanzte, und sie gefiel Herodes und denen, die mit zu Tisch lagen. Da sprach der König zu dem Mädchen: Bitte von mir, was du willst, ich will dir‘s geben. 23 Und er schwor ihr feierlich: Was du von mir bittest, will ich dir geben, bis zur Hälfte meines Königreichs.
24 Und sie ging hinaus und fragte ihre Mutter: Was soll ich bitten? Die sprach: Das Haupt Johannes des Täufers. 25 Da ging sie sogleich eilig hinein zum König, bat ihn und sprach: Ich will, dass du mir gibst, jetzt gleich auf einer Schale, das Haupt Johannes des Täufers. 26 Und der König wurde sehr betrübt. Doch wegen der Eide und derer, die mit zu Tisch lagen, wollte er sie nicht abweisen. 27 Und alsbald schickte der König den Henker hin und befahl, das Haupt des Johannes herzubringen. Der ging hin und enthauptete ihn im Gefängnis 28 und trug sein Haupt herbei auf einer Schale und gab‘s dem Mädchen, und das Mädchen gab‘s seiner Mutter. 29 Und da das seine Jünger hörten, kamen sie und nahmen seinen Leichnam und legten ihn in ein Grab.
Mk 6,14–29 Die Enthauptung von Johannes dem Täufer (Mt 14,1–12; Lk 9,7–9). Der jüdische Historiker Josephus deutet an (Ant. 18,116–19), dass Johannes der Täufer eine berühmte und geschätzte Persönlichkeit war (Mk 11,30–32). Markus stellt Johannes als Propheten dar, der Herodes (V. 16) Antipas verurteilt, weil dieser, indem er die Frau seines [noch lebenden] Bruders heiratete (V. 18), die Tora übertreten hatte (Lev 18,16). 6,15 Elia, Mk 8,28. 6,16 Johannes […] ist auferweckt worden, Herodes fühlt sich an Johannes den Täufer erinnert, da ihre Predigten ähnlichen Inhalts waren und beide große Menschenmengen anzogen. Die Vorstellung einer Auferstehung Vieler war verbreitet, aber kein allgemein gültiger jüdischer Glaubensinhalt (Ez 37; Dan 12,2; 2Makk 7,12–14; Mk 12,18). Ungewöhnlich ist jedoch die Vorstellung, dass eine Einzelperson von den Toten auferweckt wurde, ohne dass es sich um den Teil eines umfassenderen Vorgangs handelt. Hier wird dies jedoch nur als Vermutung des Herodes angeführt. Der Bericht fußt vermutlich auf der tatsächlichen Hinrichtung von Johannes, obwohl Josephus (Ant. 18,116–119) eine davon leicht abweichende Darstellung bietet, bei der die Tötung in einer Festung am Toten Meer (Machaerus) stattfindet.
30 Und die Apostel kamen bei Jesus zusammen und verkündeten ihm alles, was sie getan und gelehrt hatten. 31 Und er sprach zu ihnen: Geht ihr allein an eine einsame Stätte und ruht ein wenig. Denn es waren viele, die kamen und gingen, und sie hatten nicht Zeit genug zum Essen. 32 Und sie fuhren in einem Boot an eine einsame Stätte für sich allein. 33 Und man sah sie wegfahren, und viele hörten es und liefen aus allen Städten zu Fuß dorthin zusammen und kamen ihnen zuvor. 34 Und Jesus stieg aus und sah die große Menge; und sie jammerten ihn, denn sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben. Und er fing eine lange Predigt an.
35 Da nun der Tag fast vergangen war, traten seine Jünger zu ihm und sprachen: Die Stätte ist einsam, und der Tag ist fast vergangen; 36 lass sie gehen, damit sie in die Höfe und Dörfer ringsum gehen und sich etwas zu essen kaufen. 37 Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Gebt ihr ihnen zu essen! Und sie sprachen zu ihm: Sollen wir denn hingehen und für zweihundert Silbergroschen Brot kaufen und ihnen zu essen geben? 38 Er aber sprach zu ihnen: Wie viele Brote habt ihr? Geht hin und seht nach! Und als sie es erkundet hatten, sprachen sie: Fünf, und zwei Fische. 39 Und er gebot ihnen, dass sich alle lagerten, tischweise, auf das grüne Gras. 40 Und sie setzten sich, in Gruppen zu hundert und zu fünfzig.
41 Und er nahm die fünf Brote und zwei Fische und sah auf zum Himmel, dankte und brach die Brote und gab sie den Jüngern, dass sie sie ihnen austeilten, und die zwei Fische teilte er unter sie alle. 42 Und sie aßen alle und wurden satt. 43 Und sie sammelten die Brocken auf, zwölf Körbe voll, und von den Fischen. 44 Und die die Brote gegessen hatten, waren fünftausend Männer.
Mk 6,30–44 Die Speisung der Fünftausend (Mt 14,13–21; Lk 9,10–17; Joh 6,1–13) Markus schildert zwei wundersame Speisungen, eine in vorwiegend jüdischem und die andere (Mk 8,1–10) in einem überwiegend nichtjüdischen Gebiet. Matthäus übernimmt beide, während Lukas und Johannes jeweils nur einen Bericht bieten. Die Erzählung erinnert an den Exodus und auch an die Wunder von Elisa (Ex 16–18; 2Kön 4,42–44). 6,33 Es ist unwahrscheinlich, dass die Menge sie mit dem Boot wegfahren sieht, aus allen Städten weitere Personen aufnimmt, vorauseilt und dennoch vor ihnen an der einsamen Stätte ankommt (vgl. auch die Menschenmenge in Mk 3,7–12). Diese Beschreibung hebt die wundersame Natur des Königreiches hervor. 6,34 Schafe, die keinen Hirten haben, 1Kön 22,17. Wie Mose wird auch Jesus aus der von ihm bevorzugten Abgeschiedenheit (V. 31) aufgrund seines Mitgefühls für die Menschen herausgerufen (z.B. Ex 3–4), die ihn aber letztendlich im Stich lassen werden. Hirte, Num 27,17; Jes 40,11. 6,41 Nahm […] dankte […] brach […] gab, die Formulierungen ähneln den Worten des letzten Abendmahls sehr (Anm. zu 14,22–25); die wundersame Speisung verweist so nach vorne auf die Eucharistie, während sie gleichzeitig an das Mahl von Jes 25,6 erinnert (vgl. 1QM 2,11–22; äthHen 10,18–19). 6,43 Zwölf Körbe, ein Verweis auf die zwölf Jünger und die eschatologische Sammlung der zwölf Stämme (Lk 22,28–30).
45 Und alsbald trieb er seine Jünger, in das Boot zu steigen und vor ihm hinüberzufahren nach Betsaida, bis er das Volk gehen ließe. 46 Und als er sich von ihnen getrennt hatte, ging er hin auf einen Berg, um zu beten.
47 Und am Abend war das Boot mitten auf dem Meer, und er war an Land allein. 48 Und er sah, dass sie sich abplagten beim Rudern – denn der Wind stand ihnen entgegen –, da kam er um die vierte Nachtwache zu ihnen und wandelte auf dem Meer und wollte an ihnen vorübergehen. 49 Als sie ihn aber auf dem Meer wandeln sahen, meinten sie, es wäre ein Gespenst, und schrien; 50 denn sie sahen ihn alle und erschraken. Aber sogleich redete er mit ihnen und sprach zu ihnen: Seid getrost, ich bin‘s; fürchtet euch nicht! 51 Und er stieg zu ihnen ins Boot, und der Wind legte sich. Und sie entsetzten sich über die Maßen; 52 denn sie waren um nichts verständiger geworden angesichts der Brote, sondern ihr Herz war erstarrt.
Mk 6,45–52 Der Gang auf dem Wasser (Mt 14,22–33; Joh 6,15–21). Alle Speisungswunder bei Markus sind mit einem Wasserwunder verbunden, was auf den Exodus anspielt (z.B. die Teilung des Wassers durch Gott [Ex 14,19–31], Gottes Speisung des Volks in der Wüste [Ex 16,13–21]). 6,49 Ein Gespenst, gr. phantasma, eine undeutliche Erscheinung. 6,52 Das Unverständnis der Jünger ist ein bedrohlicher Zustand, der mit dem Unverständnis des Pharaos, der die Israeliten unterdrückt hatte (Ex 7–11), verwandt ist. Herz war erstarrt, wie das des Pharaos (z.B. Ex 7,14), aber auch bei anderen Menschen (Ex 17,1–7; Ps 95,8).
53 Und als sie hinübergefahren waren ans Land, kamen sie nach Genezareth und legten an. 54 Und als sie aus dem Boot stiegen, erkannten ihn die Leute alsbald 55 und liefen im ganzen Land umher und fingen an, die Kranken auf Tragen überall dorthin zu bringen, wo sie hörten, dass er war. 56 Und wo er in Dörfer, Städte oder Höfe hineinging, da legten sie die Kranken auf den Markt und baten ihn, dass diese auch nur den Saum seines Gewandes berühren dürften; und alle, die ihn berührten, wurden gesund.
Mk 6,53–56 Eine zusammenfassende Darstellung (Mt 14,34–36). Vgl. Anm. zu 1,29–34. 6,56 Saum seines Gewandes, die blauen Fäden (hebr. zizit), die die männlichen Israeliten auf Gottes Geheiß an den Zipfeln ihrer Gewänder tragen mussten (Num 15,37–40; Dtn 22,12). Jesus befolgt die Tora.