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Markus 9

1 Und er sprach zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch: Es stehen einige hier, die werden den Tod nicht schmecken, bis sie sehen das Reich Gottes kommen mit Kraft.

Mk 8,34–9,1 Von der Nachfolge (Mt 16,24–28; Lk 9,23–27; vgl. Mt 10,32–33; Lk 12,4–9). 8,34–38 Markus betont das hohe Risiko, die Notwendigkeit der Entscheidung, die Gefahr der Verfolgung und den heilbringenden Lohn, Teil der auserwählten Gemeinschaft zu sein. 8,35 Behalten […] verlieren […] verliert […] behalten, Selbsterhaltung kann nicht der höchste Wert sein. 8,38 Dieses ehebrecherische und sündige Geschlecht, wie die, die gegen Mose gemurrt hatten (Dtn 32,20). Ehebruch steht bisweilen als stellvertretende Sünde für Götzendienst (z.B. Jer 3,1–5) oder für die Sünde, Gott gegenüber untreu zu sein (Hos 1). Der Menschensohn ist die Gestalt, die das göttliche Gericht ausführt. 9,1 Es stehen einige hier, abhängig davon, wie die Leserschaft diese Verheißung verstanden hat, kann sie sich entweder auf die Kreuzigung oder auf den Anbruch des eschatologischen Zeitalters beziehen (das vielleicht in der Zerstörung des Tempels 70 u.Z. gesehen wurde). Vgl. auch Mk 13,30–32.

2 Und nach sechs Tagen nahm Jesus mit sich Petrus, Jakobus und Johannes und führte sie auf einen hohen Berg, nur sie allein. Und er wurde vor ihnen verklärt; 3 und seine Kleider wurden hell und sehr weiß, wie sie kein Bleicher auf Erden so weiß machen kann. 4 Und es erschien ihnen Elia mit Mose, und sie redeten mit Jesus. 5 Und Petrus antwortete und sprach zu Jesus: Rabbi, hier ist für uns gut sein; wir wollen drei Hütten bauen, dir eine, Mose eine und Elia eine. 6 Er wusste aber nicht, was er redete; denn sie waren verstört. 7 Und es kam eine Wolke, die überschattete sie. Und eine Stimme geschah aus der Wolke: Das ist mein lieber Sohn; den sollt ihr hören! 8 Und auf einmal, als sie um sich blickten, sahen sie niemand mehr bei sich als Jesus allein.

9 Als sie aber vom Berg herabgingen, gebot ihnen Jesus, dass sie niemandem sagen sollten, was sie gesehen hatten, bis der Menschensohn auferstünde von den Toten. 10 Und sie behielten das Wort und befragten sich untereinander: Was ist das, auferstehen von den Toten?

11 Und sie fragten ihn und sprachen: Sagen nicht die Schriftgelehrten, dass zuvor Elia kommen muss? 12 Er aber sprach zu ihnen: Elia soll ja zuvor kommen und alles wieder zurechtbringen. Wie steht dann geschrieben von dem Menschensohn, dass er viel leiden und verachtet werden soll? 13 Aber ich sage euch: Elia ist gekommen, und sie haben ihm angetan, was sie wollten, wie von ihm geschrieben steht.

Mk 9,2–13 Die Verklärung Jesu und die Weissagungen über Elia (Mt 17,1–13; Lk 9,28–36). Dem Markusevangelium fehlt eine Darstellung des auferstandenen Christus (vgl. Anm. zu 16,8); in der Forschung wird deshalb teilweise gefolgert, dass die Verklärung ursprünglich der Bericht einer Auferstehungserscheinung war (wie diejenigen in Mt 28; Lk 24 und Joh 20), der für die Erzählung nach vorne in Jesu Leben verlagert wurde. Wahrscheinlicher ist, dass es sich um eine Begegnung mit zwei wichtigen Gestalten der Vergangenheit, Mose und Elia (vgl. die Erscheinungen von Jeremia und Onias in 2Makk 15,12–16), handelt. 9,2 Berg, vermutlich der Berg Hermon (vgl. Anm. zu 8,27). 9,3 Hell und sehr weiß, erinnert an die Verwandlung des Mose in Ex 34,29–30. Die Episode ähnelt auch den römischen Darstellungen der Himmelfahrt des Kaisers (Liv. 1,16). 9,4 Elia mit Mose, der Begräbnisort des Mose ist unbekannt (Dtn 34,6); Elia wurde in einem Wettersturm auf einem feurigen Wagen mit feurigen Pferden in den Himmel entrückt. (2Kön 2,1–12). 9,5 Hütten, könnten auf Sukkot, das Laubhüttenfest, verweisen; manche Propheten deuten an, dass Gott an einem der Wallfahrtsfeste – meist an Pesach oder Sukkot – eingreifen würde (Sach 14). Rabbi, hebr. für „mein Erhabener“ oder „Lehrer“ war keine spezielle Bezeichnung für religiöse Anführer, vgl. aber Mt 23,8, wo er offenkundig zu einem solchen Begriff wird. 9,7 Wolke, erinnert an die Wolke der Gegenwart Gottes am Sinai (Ex 24,15–18) sowie die Wolke des Begegnungszeltes (Ex 40,34–38). Mein lieber Sohn, vgl. Anm. zu 1,9–11. 9,8 Mose und Elia sind jetzt verschwunden, während Jesus hinabsteigt und den Weg mit seinen Jüngern fortsetzt.

14 Und sie kamen zu den Jüngern und sahen eine große Menge um sie herum und Schriftgelehrte, die mit ihnen stritten. 15 Und sobald die Menge ihn sah, entsetzten sich alle, liefen herbei und grüßten ihn. 16 Und er fragte sie: Was streitet ihr mit ihnen? 17 Einer aber aus der Menge antwortete: Meister, ich habe meinen Sohn hergebracht zu dir, der hat einen sprachlosen Geist. 18 Und wo er ihn erwischt, reißt er ihn zu Boden; und er hat Schaum vor dem Mund und knirscht mit den Zähnen und wird starr. Und ich habe mit deinen Jüngern geredet, dass sie ihn austreiben sollen, und sie konnten‘s nicht. 19 Er antwortete ihnen aber und sprach: O du ungläubiges Geschlecht, wie lange soll ich bei euch sein? Wie lange soll ich euch ertragen? Bringt ihn her zu mir!

20 Und sie brachten ihn zu ihm. Und sogleich, als ihn der Geist sah, riss er ihn hin und her. Und er fiel auf die Erde, wälzte sich und hatte Schaum vor dem Mund. 21 Und Jesus fragte seinen Vater: Wie lange ist‘s, dass ihm das widerfährt? Er sprach: Von Kind auf. 22 Und oft hat er ihn ins Feuer und ins Wasser geworfen, dass er ihn umbrächte. Wenn du aber etwas kannst, so erbarme dich unser und hilf uns! 23 Jesus aber sprach zu ihm: Du sagst: Wenn du kannst! Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt.[*] 24 Sogleich schrie der Vater des Kindes: Ich glaube; hilf meinem Unglauben!

25 Als nun Jesus sah, dass die Menge zusammenlief, bedrohte er den unreinen Geist und sprach zu ihm: Du sprachloser und tauber Geist, ich gebiete dir: Fahre von ihm aus und fahre nicht mehr in ihn hinein! 26 Da schrie er und riss ihn heftig hin und her und fuhr aus. Und er lag da wie tot, sodass alle sagten: Er ist tot. 27 Jesus aber ergriff seine Hand und richtete ihn auf, und er stand auf.

28 Und als er ins Haus kam, fragten ihn seine Jünger für sich allein: Warum konnten wir ihn nicht austreiben? 29 Und er sprach: Diese Art kann durch nichts ausfahren als durch Beten.[*]

Mk 9,14–29 Die Heilung eines besessenen Knaben (Mt 17,14–21; Lk 9,37–43) 9,14 Der Streit mit den Schriftgelehrten wird nicht erklärt. 9,17–19 Der Misserfolg der Jünger wird dem Mangel an Glauben zugerechnet, wie der Kontrast zwischen dem Vater und dem Versprechen Jesu (V. 23) verdeutlicht. In 2Kön 4,11–37 wird von der fehlgeschlagenen Heilung durch Gehasi, dem Knecht von Elisa, berichtet, die Elisa später gelingt. 9,18 In Mk 6,7.13 haben die Jünger die Macht bekommen, Heilungen zu vollbringen; Mk 6,5–6 deutet allerdings auch an, dass Jesu eigene Kräfte aufgrund des Mangels an Glauben bei den Menschen erlahmten. Hier sind es die Jünger, die außerstande sind, jemanden zu heilen. 9,19 Weil er über dieses Geschlecht verzweifelt (vgl. Anm. zu 8,38), schert Jesus sowohl die, die ihm nachfolgten, als auch andere über einen Kamm (vgl. Dtn 1,34–40; Jes 44,22; Ez 10–11; 43–44; Sach 13,1–2; 14,20–21; 1QS 9,4, BerR 30,1). 9,20 Der Geist, vgl. die Anm. zu 1,21–45 und 2,1–12 sowie 5,1–20. 9,22–24 Wesentlich ist die Rolle des Glaubens, vgl. die Anm. zu 2,1–12.

30 Und sie gingen von dort weg und zogen durch Galiläa; und er wollte nicht, dass es jemand wissen sollte. 31 Denn er lehrte seine Jünger und sprach zu ihnen: Der Menschensohn wird überantwortet werden in die Hände der Menschen, und sie werden ihn töten; und wenn er getötet ist, so wird er nach drei Tagen auferstehen. 32 Sie aber verstanden das Wort nicht und fürchteten sich, ihn zu fragen.

Mk 9,30–32 Die zweite Passionsankündigung (Mt 17,22–23; Lk 9,43–45). Diese kürzere Ankündigung enthält dieselben Bestandteile wie die erste (vgl. Anm. zu 8,27–33). 9,31 Überantwortet, Jes 53,8.

33 Und sie kamen nach Kapernaum. Und als er im Haus war, fragte er sie: Was habt ihr auf dem Weg besprochen? 34 Sie aber schwiegen; denn sie hatten auf dem Weg miteinander besprochen, wer der Größte sei. 35 Und er setzte sich und rief die Zwölf und sprach zu ihnen: Wenn jemand will der Erste sein, der soll der Letzte sein von allen und aller Diener. 36 Und er nahm ein Kind, stellte es mitten unter sie und herzte es und sprach zu ihnen: 37 Wer ein solches Kind in meinem Namen aufnimmt, der nimmt mich auf; und wer mich aufnimmt, der nimmt nicht mich auf, sondern den, der mich gesandt hat.

38 Johannes sprach zu ihm: Meister, wir sahen einen, der trieb Dämonen in deinem Namen aus, und wir verboten‘s ihm, weil er uns nicht nachfolgt. 39 Jesus aber sprach: Ihr sollt‘s ihm nicht verbieten. Denn niemand, der ein Wunder tut in meinem Namen, kann so bald übel von mir reden. 40 Denn wer nicht gegen uns ist, der ist für uns.

41 Denn wer euch einen Becher Wasser zu trinken gibt deshalb, weil ihr Christus angehört, wahrlich, ich sage euch: Er wird nicht um seinen Lohn kommen.

42 Und wer einen dieser Kleinen, die an mich glauben, zum Bösen verführt, für den wäre es besser, dass ihm ein Mühlstein um den Hals gehängt und er ins Meer geworfen würde.

43 Wenn dich aber deine Hand verführt, so haue sie ab! Es ist besser für dich, dass du verkrüppelt zum Leben eingehst, als dass du zwei Hände hast und fährst in die Hölle, in das Feuer, das nie verlöscht.[*] 45 Und wenn dich dein Fuß verführt, so haue ihn ab! Es ist besser für dich, dass du lahm zum Leben eingehst, als dass du zwei Füße hast und wirst in die Hölle geworfen.[*] 47 Und wenn dich dein Auge verführt, so wirf‘s von dir! Es ist besser für dich, dass du einäugig in das Reich Gottes eingehst, als dass du zwei Augen hast und wirst in die Hölle geworfen, 48 wo ihr Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht verlöscht.

49 Denn jeder wird mit Feuer gesalzen werden. 50 Das Salz ist gut; wenn aber das Salz nicht mehr salzt, womit werdet ihr‘s würzen? Habt Salz bei euch und habt Frieden untereinander!

Mk 9,33–50 Die Aufnahme von Jüngern (Mt 18,1–9; Lk 9,46–50) 9,34–37 Diener, eine Ermahnung, sich auf eine Position niedrigeren Status vorzubereiten, gefolgt von einem Beispiel. Das Kind repräsentiert sowohl Unschuld, aber auch eine untergeordnete soziale Stellung. Symbolisch gesprochen entspricht die Annahme eines Kindes in meinem Namen der Aufnahme von Jesus als den von Gott Gesandten (Mk 10,13–16). 9,38–41 Vgl. Anm. zu 13,6. 9,41 Christus, oder Messias; vgl. Mk 1,1; 8,29; 14,61–62. 9,42 Zum Bösen verführt, bedeutet hier, Menschen davon abzubringen, innerhalb der Bewegung zu bleiben. 9,43 Hölle, gr. gehenna aus dem hebr. ge’hinom, bezeichnet eigentlich das Tal der Söhne Hinnoms südlich von Jerusalem. Dieser rituelle Kultort wird in Jer 7,31 verflucht und schließlich zum Begriff für die Hölle (Mt 5,22; Lk 12,5). Die Bilder, wie etwa das des Ertränkens (V. 42), stehen für Zerstörung (Ertrinken, Verbrennen und von Würmern verzehrt zu werden, all das zerstört den Körper). 9,43–47 Hand […] Fuß […] Auge, sind die Mittel, um sündhafte Werke auszuführen (Diebstahl, Begierde usw.); sollten speziell sexuelle Sünden gemeint sein, könnten hier Anspielungen auf die hebr. Worte für „Fuß“ (als Euphemismus für die Genitalien [Jes 7,20]) bzw. „Auge“ (als Übertretung sexueller Grenzziehungen [Lev 20,17–21]) vorliegen. 9,45 Hölle, vgl. Anm. zu V. 43. Man ging davon aus, dass das Gericht dort stattfinden würde; vgl. Mt 23,33. 9,48 Jes 66,24. 9,49 Mit Feuer gesalzen, bedeutet vielleicht durch eine Strafe, die selbst bereits einer Vernichtung nahe kommt, vor einem schlimmeren Schicksal bewahrt zu werden.

Markus 10

1 Und er machte sich von dort auf und kam in das Gebiet von Judäa und jenseits des Jordans. Und abermals lief das Volk in Scharen bei ihm zusammen, und wie es seine Gewohnheit war, lehrte er sie abermals.

2 Und Pharisäer traten hinzu und fragten ihn, ob es einem Mann erlaubt sei, sich von seiner Frau zu scheiden, und versuchten ihn damit. 3 Er antwortete aber und sprach zu ihnen: Was hat euch Mose geboten? 4 Sie sprachen: Mose hat zugelassen, einen Scheidebrief zu schreiben und sich zu scheiden. 5 Jesus aber sprach zu ihnen: Um eures Herzens Härte willen hat er euch dieses Gebot geschrieben; 6 aber von Anfang der Schöpfung an hat Gott sie geschaffen als Mann und Frau. 7 Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und wird an seiner Frau hängen, 8 und die zwei werden ein Fleisch sein. So sind sie nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch. 9 Was nun Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht scheiden.

10 Und im Haus fragten ihn die Jünger abermals danach. 11 Und er sprach zu ihnen: Wer sich scheidet von seiner Frau und heiratet eine andere, der bricht ihr gegenüber die Ehe; 12 und wenn die Frau sich scheidet von ihrem Mann und heiratet einen andern, bricht sie die Ehe.

13 Und sie brachten Kinder zu ihm, damit er sie anrühre. Die Jünger aber fuhren sie an. 14 Als es aber Jesus sah, wurde er unwillig und sprach zu ihnen: Lasset die Kinder zu mir kommen und wehret ihnen nicht, denn solchen gehört das Reich Gottes. 15 Wahrlich, ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht empfängt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen. 16 Und er herzte sie und legte die Hände auf sie und segnete sie.

Mk 10,1–16 Ehe, Scheidung und Kinder (Mt 19,1–15; Lk 18,15–17). 10,1 Jesus zieht nach Judäa, wo auch Jerusalem liegt. 10,2–9 Wie in Mk 2,25–26 wird die originelle und kluge Antwort (V. 9) auf die Herausforderung durch die Pharisäer (V. 2) durch einen auf die Schrift bezogenen, rechtlichen Argumentationsgang (V. 3–8) untermauert. Hier wird eine größere Strenge als in der Tora empfohlen (vgl. Mt 5,20.31–32; 23,1–3): das Gebot, das die Scheidung erlaubt (Dtn 24,1–4), wurde nur aufgrund des Herzens Härte gegeben. Markus besteht darauf, dass das Verbot der Scheidung auf die Schöpfung zurückgeht (Gen 1,27; 2,24), ein juristischer Schachzug, der der paulinischen Argumentation in Gal 3,17 ähnelt, die ebenfalls nach dem Vorrang verschiedener Schriftstellen fragt. Auch andere neutestamentliche Texte überliefern das Scheidungsverbot (Mt 5,32; 1Kor 7,10–11), das vermutlich von Jesus selbst stammt. Die Behauptung, es sei zum Schutz von Frauen eingeführt worden, damit diese nicht verlassen werden können, wird durch keinen dieser Texte gestützt. Die Qumrangemeinschaft verbot Scheidung mit demselben Schriftargument: Die Institution der Ehe wurde bei der Schöpfung eingesetzt (CD 4,19–5,2). Unter den Anhängern Jesu könnte das Scheidungsverbot an diejenigen gerichtet gewesen sein, die sich für ein zölibatäres Leben trennen wollten (Mt 19,10–12; Lk 18,29–30; 1Kor 7,5; vgl. auch Weish 4,1–9). 10,11–12 Das biblische Recht erlaubte nur Männern, eine Scheidung einzuleiten (Dtn 24,1–4), aber in jener Zeit forderten auch Frauen – in Übereinstimmung mit dem römischen Recht – Scheidungen, was Markus und Paulus andeuten. 10,13–16 Das Reich Gottes […] wie ein Kind [empfangen], ohne Rücksicht auf die eigene Position darin.

17 Und als er hinausging auf den Weg, lief einer herbei, kniete vor ihm nieder und fragte ihn: Guter Meister, was soll ich tun, damit ich das ewige Leben ererbe? 18 Aber Jesus sprach zu ihm: Was nennst du mich gut? Niemand ist gut als der eine Gott. 19 Du kennst die Gebote: »Du sollst nicht töten; du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht falsch Zeugnis reden; du sollst niemanden berauben; du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren.« 20 Er aber sprach zu ihm: Meister, das habe ich alles gehalten von meiner Jugend auf. 21 Und Jesus sah ihn an und gewann ihn lieb und sprach zu ihm: Eines fehlt dir. Geh hin, verkaufe alles, was du hast, und gib‘s den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben, und komm, folge mir nach! 22 Er aber wurde betrübt über das Wort und ging traurig davon; denn er hatte viele Güter.

23 Und Jesus sah um sich und sprach zu seinen Jüngern: Wie schwer werden die Reichen in das Reich Gottes kommen! 24 Die Jünger aber entsetzten sich über seine Worte. Aber Jesus antwortete wiederum und sprach zu ihnen: Liebe Kinder, wie schwer ist‘s, ins Reich Gottes zu kommen! 25 Es ist leichter, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, als dass ein Reicher ins Reich Gottes komme. 26 Sie entsetzten sich aber noch viel mehr und sprachen untereinander: Wer kann dann selig werden? 27 Jesus sah sie an und sprach: Bei den Menschen ist‘s unmöglich, aber nicht bei Gott; denn alle Dinge sind möglich bei Gott.

28 Da fing Petrus an und sagte zu ihm: Siehe, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt. 29 Jesus sprach: Wahrlich, ich sage euch: Es ist niemand, der Haus oder Brüder oder Schwestern oder Mutter oder Vater oder Kinder oder Äcker verlässt um meinetwillen und um des Evangeliums willen, 30 der nicht hundertfach empfange: jetzt in dieser Zeit Häuser und Brüder und Schwestern und Mütter und Kinder und Äcker mitten unter Verfolgungen – und in der kommenden Welt das ewige Leben. 31 Viele aber werden die Letzten sein, die die Ersten sind, und die Ersten sein, die die Letzten sind.

Mk 9,33–10,31 Lehrhafte Abschnitte zu sozialen Fragen Jesu Nachfolgerinnen und Nachfolger verstanden sich, wie die meisten religiösen Erneuerungsbewegungen, als Anhänger eines höheren ethischen Standards. Die Einheit beginnt (Mk 9,33–35) und endet (Mk 10,31) mit Hinweisen darauf, dass die Ersten die Letzten und die Letzten die Ersten sein werden. Vgl. die Anm. zur „inclusio“ (Mk 8,22–10,52).

Mk 10,17–31 Reichtum und das Eingehen in Gottes Reich (Mt 19,16–30; Lk 18,18–30). 10,18 Was nennst du mich gut, Jesu Antwort basiert auf der Tora, die der junge Mann sein Leben lang gekannt hat; er braucht keine neue Lehre. 10,19–20 Gebote, die Gebote stammen aus der zweiten Hälfte des Dekalogs (Ex 20,1–17), die zwischenmenschliche Beziehungen thematisiert. 10,21 Den Armen, viele biblische Perikopen ordnen die Unterstützung von Armen an (Dtn 24,13–22; Am 2,6; Ps 85,12; 89,15; Spr 10,2; 19,17; Tob 4,5–7; Sir 7,29–36), ebenso auch die Rabbinen (vgl. tPea 4,19; WaR 3,1); das Weggeben des gesamten Besitzes allerdings wird nie in der rabbinischen Tradition empfohlen, da dies die eigene Familie gefährden würde. Neutestamentliche Texte sprechen sich teilweise für eine intensivere Praxis des Almosengebens aus (Apg 2,43–47; 4,32–5,11; 2Kor 8–9; Jak 2,1–7). 10,25 Anders als in einer häufig zitierten mittelalterlichen Legende gibt es in Jerusalem kein enges „Nadelöhrtor“. Im Talmud (bBer 55b) wird ebenfalls das Bild eines Nadelöhrs und eines Elefanten verwendet, um ein ähnliches Argument vorzutragen. 10,28–31 Dieses Gespräch zwischen Jesus und Petrus findet direkt vor der letzten der drei Passionsankündigungen statt (vgl. Einleitung; Anm. zu 8,22–10,52) und steht damit nah am Ende eines langen Bogens zwischen dem Wirken in Galiläa (Mk 1–8,26) und der Passion (Mk 11,1–16,8). 10,29–30 Haus oder Brüder oder Schwestern, in neuen religiösen Bewegungen verlassen die Nachfolger oft ihre Heimat und entledigten sich ihrer familiären Bindungen, werden aber mit fiktiven Verwandten und neuen Haushalten entschädigt. Hier bilden die Anhängerinnen und Anhänger Jesu die neue Familie. Gott wird ihr neuer Vater sein (vgl. Anm. zu 3,31–35 und 11,25 und 14,36).

32 Sie waren aber auf dem Wege hinauf nach Jerusalem, und Jesus ging ihnen voran; und sie entsetzten sich; die ihm aber nachfolgten, fürchteten sich. Und er nahm abermals die Zwölf zu sich und fing an, ihnen zu sagen, was ihm widerfahren werde: 33 Siehe, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und der Menschensohn wird überantwortet werden den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten, und sie werden ihn zum Tode verurteilen und den Heiden überantworten, 34 und die werden ihn verspotten und anspeien und geißeln und töten, und nach drei Tagen wird er auferstehen.

35 Da gingen zu ihm Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, und sprachen zu ihm: Meister, wir wollen, dass du für uns tust, was wir dich bitten werden. 36 Er sprach zu ihnen: Was wollt ihr, dass ich für euch tue? 37 Sie sprachen zu ihm: Gib uns, dass wir sitzen einer zu deiner Rechten und einer zu deiner Linken in deiner Herrlichkeit. 38 Jesus aber sprach zu ihnen: Ihr wisst nicht, was ihr bittet. Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinke, oder euch taufen lassen mit der Taufe, mit der ich getauft werde? 39 Sie sprachen zu ihm: Ja, das können wir. Jesus aber sprach zu ihnen: Ihr werdet zwar den Kelch trinken, den ich trinke, und getauft werden mit der Taufe, mit der ich getauft werde; 40 zu sitzen aber zu meiner Rechten oder zu meiner Linken, das zu geben steht mir nicht zu, sondern das wird denen zuteil, für die es bestimmt ist.

41 Und als das die Zehn hörten, wurden sie unwillig über Jakobus und Johannes. 42 Da rief Jesus sie zu sich und sprach zu ihnen: Ihr wisst, die als Herrscher gelten, halten ihre Völker nieder, und ihre Mächtigen tun ihnen Gewalt an. 43 Aber so ist es unter euch nicht; sondern wer groß sein will unter euch, der soll euer Diener sein; 44 und wer unter euch der Erste sein will, der soll aller Knecht sein. 45 Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und sein Leben gebe als Lösegeld für viele.

Mk 10,32–45 Die dritte Passionsankündigung (Mt 20,17–28; Lk 18,31–34; 22,24–27) 10,37 Sitzen […] zu deiner Rechten und […] deiner Linken in deiner Herrlichkeit, Jakobus und Johannes sehen Jesus bereits bei Gott thronen – vielleicht als Richter des kommenden Zeitalters – und wollen an seine Seite gesetzt werden. Den Hintergrund dafür bildet Ps 110,1, aber auch äthHen 45,3 und Offb 4–5 übertragen dieses Motiv in einen apokalyptischen Zeitrahmen. 10,38 Kelch, eine Metapher für Konsequenzen, die zu tragen sind; steht meist für Leiden aufgrund von Sünde (Ps 75,9; vgl. Jes 51,17.22); Jesu Metapher deutet an, dass er den Kelch an der Stelle anderer annimmt, vgl. Anm. zu 14,36. Taufe, bezeichnet hier die besondere Bestimmung Jesu. 10,40 Denen […], für die es bestimmt ist, vielleicht den Patriarchen Abraham, Isaak und Jakob auf der Grundlage von Mt 8,11; Lk 13,28 (vgl. Mk 12,24–27). 10,42–45 Eine präzise Beschreibung des politischen Systems Roms. Wie die beiden vorangegangenen Kapitel andeuten, sollen die Nachfolger Jesu eine alternative Gemeinschaft aufbauen. 10,42 Die Mächtigen, Mk 9,33–37. 10,45 Dienen, vgl. Jes 52,13. Lösegeld, vgl. „Jesu Tod als Lösegeld“.

Das Neue Testament - jüdisch erklärt

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