Читать книгу Das Neue Testament - jüdisch erklärt - Группа авторов - Страница 62
Оглавление1 Es begab sich aber, als sich die Menge zu ihm drängte, zu hören das Wort Gottes, da stand er am See Genezareth. 2 Und er sah zwei Boote am Ufer liegen; die Fischer aber waren ausgestiegen und wuschen ihre Netze. 3 Da stieg er in eines der Boote, das Simon gehörte, und bat ihn, ein wenig vom Land wegzufahren. Und er setzte sich und lehrte die Menge vom Boot aus.
4 Und als er aufgehört hatte zu reden, sprach er zu Simon: Fahre hinaus, wo es tief ist, und werft eure Netze zum Fang aus! 5 Und Simon antwortete und sprach: Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen; aber auf dein Wort hin will ich die Netze auswerfen. 6 Und als sie das taten, fingen sie eine große Menge Fische und ihre Netze begannen zu reißen. 7 Und sie winkten ihren Gefährten, die im andern Boot waren, sie sollten kommen und ihnen ziehen helfen. Und sie kamen und füllten beide Boote voll, sodass sie fast sanken. 8 Da Simon Petrus das sah, fiel er Jesus zu Füßen und sprach: Herr, geh weg von mir! Ich bin ein sündiger Mensch. 9 Denn ein Schrecken hatte ihn erfasst und alle, die mit ihm waren, über diesen Fang, den sie miteinander getan hatten, 10 ebenso auch Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, Simons Gefährten. Und Jesus sprach zu Simon: Fürchte dich nicht! Von nun an wirst du Menschen fangen. 11 Und sie brachten die Boote ans Land und verließen alles und folgten ihm nach.
Lk 5,1–11 Der große Fischfang (Mt 13,1–3a; 4,18–22; Mk 1,16–20; 4,1–2; Joh 21,4–7) 5,1 See Genezareth, das Galiläische Meer, im Tanach auch „Kinneret“ genannt (Num 34,11; Dtn 3,17; Jos 13,27). Wort Gottes, die Tora, wie sie von Jesus interpretiert wurde. 5,5 Meister, gr. epistatēs, das lukanische Äquivalent für Rabbi (vgl. Lk 9,33 // Mk 9,5). 5,8 Herr, vgl. Anm. zu 1,17. Sündig, Lukas beschreibt die Übertretungen des Petrus nicht näher. Ein Sündenbekenntnis ist keine übliche Reaktion auf ein Wunder, vgl. Lk 5,32. 5,11 Verließen alles, die Familien eingeschlossen (vgl. Lk 5,28; 8,21; 9,61; 18,29 und 1Kön 19,20).
12 Und es begab sich, als er in einer der Städte war, siehe, da war ein Mann voller Aussatz. Als der Jesus sah, fiel er nieder auf sein Angesicht und bat ihn und sprach: Herr, willst du, so kannst du mich reinigen. 13 Und er streckte die Hand aus, rührte ihn an und sprach: Ich will‘s tun, sei rein! Und sogleich wich der Aussatz von ihm. 14 Und er gebot ihm, dass er‘s niemandem sagen sollte. Geh aber hin und zeige dich dem Priester und opfere für deine Reinigung, wie Mose geboten hat, ihnen zum Zeugnis.
15 Aber die Kunde von ihm breitete sich immer weiter aus, und es kam eine große Menge zusammen, zu hören und gesund zu werden von ihren Krankheiten. 16 Er aber entwich in die Einöde und betete.
Lk 5,12–16 Die Heilung des Mannes mit Aussatz (Mt 8,1–4; Mk 1,40–45) Vgl. Lev 13–14; Num 12,9–15; 2Kön 5,1–14; Lk 4,27; 17,11–19; Jos.Ant. 3,264. 5,12 Aussatz, bezeichnet allgemein Hautkrankheiten, nicht Morbus Hansen. Du [kannst] mich reinigen, geheilt und damit rituell rein. 5,13 Rührte […] an, Josephus (Apion 1,281) deutet an, dass, wer eine aussätzige Person berührt, ebenso „nicht als rein [gilt]“; dies wird in den biblischen Texten zwar angedeutet, aber nicht benannt; in der rabbinischen Literatur steht es explizit (mSav 5,6). Kein Gesetz verbietet jedoch einen solchen Kontakt; rituelle Unreinheit ist ein normaler Teil des Lebens. Indem Jesus den Mann heilt, stärkt er die Reinheitsgesetze eher, als dass er sie abschafft: In seinem Reich wird keine Unreinheit sein. 5,14 Niemandem sagen, dieses „Messiasgeheimnis“ ist eher im MkEv vorherrschend. Als Begründung wurde vorgeschlagen, dass die Lehre mehr als die Wunder betont werden sollten, die Aufmerksamkeit von Antipas vermieden werden sollte (Lk 8,56; vgl. auch Lk 7,22; 22,70; 23,3) oder es sich um eine Erklärung dafür handelt, warum die meisten Jüdinnen und Juden Jesus nicht nachfolgten. Zeige dich dem Priester, der Priester muss ihn für rein erklären (Lev 13). Wie Mose geboten hat, vgl. Lev 14,1–57. 5,16 Betete, vgl. Anm. zu 3,21.
17 Und es begab sich eines Tages, als er lehrte, dass auch Pharisäer und Lehrer des Gesetzes dasaßen, die gekommen waren aus allen Dörfern in Galiläa und Judäa und aus Jerusalem. Und die Kraft des Herrn war mit ihm, dass er heilen konnte. 18 Und siehe, einige Männer brachten einen Menschen auf einem Bett; der war gelähmt. Und sie versuchten, ihn hineinzubringen und vor ihn zu legen. 19 Und weil sie wegen der Menge keinen Zugang fanden, ihn hineinzubringen, stiegen sie auf das Dach und ließen ihn durch die Ziegel hinunter mit dem Bett mitten unter sie vor Jesus. 20 Und als er ihren Glauben sah, sprach er: Mensch, deine Sünden sind dir vergeben.
21 Und die Schriftgelehrten und die Pharisäer fingen an zu überlegen und sprachen: Wer ist der, dass er Gotteslästerungen redet? Wer kann Sünden vergeben als allein Gott? 22 Als aber Jesus ihre Gedanken erkannte, antwortete er und sprach zu ihnen: Was denkt ihr in euren Herzen? 23 Was ist leichter, zu sagen: Dir sind deine Sünden vergeben, oder zu sagen: Steh auf und geh umher? 24 Damit ihr aber wisst, dass der Menschensohn Vollmacht hat auf Erden, Sünden zu vergeben – sprach er zu dem Gelähmten: Ich sage dir, steh auf, nimm dein Bett und geh heim!
25 Und sogleich stand er auf vor ihren Augen und nahm das Bett, auf dem er gelegen hatte, und ging heim und pries Gott. 26 Und sie entsetzten sich alle und priesen Gott und wurden von Furcht erfüllt und sprachen: Wir haben heute seltsame Dinge gesehen.
Lk 5,17–26 Die Heilung des gelähmten Mannes (Mt 9,1–8; Mk 2,1–12) 5,17 Pharisäer, vgl. „Strömungen innerhalb des Judentums in neutestamentlicher Zeit“. Lehrer des Gesetzes, Apg 5,34; 1Tim 1,7; eher ein christlicher als ein jüdischer Begriff. Die Kraft des Herrn, vgl. Num 14,17; 2Kön 3,15; vgl. auch Ri 14; eine solche Macht kann nicht immer anwesend sein und manifestiert sich auf unterschiedliche Weise, meist durch ungewöhnliche Handlungen. 5,19 Ziegel, Markus beschreibt ein Lehmputzdach während Lukas das Haus aufwertet. 5,20 Deine Sünden sind dir vergeben, die Bemerkung impliziert eine Verbindung zwischen Gebrechlichkeit und Sünde (Ex 34,7; Joh 9,2). Auch im Judentum wurde angenommen, dass Dämonen Krankheiten verursachen (vgl. Anm. zu 4,39) und Krankheit eine Prüfung der Rechtschaffenen (v.a. Hiob) und ein Teil des Lebens ist. 5,21 Schriftgelehrte, hebr. soferim. Gotteslästerungen, ein Kapitalverbrechen (Lev 24,14–16), obwohl Jesus hier nicht blasphemisch spricht, indem er den göttlichen Namen benutzt. Hätte er tatsächlich gotteslästerlich geredet, würden seine Gegner mehr tun, als es nur in [ihren] Herzen zu bewegen (V. 22). In 4QOrNab vergibt ein jüdischer Exorzist die Sünden eines erkrankten Mannes. 5,24 Menschensohn, die Selbstbezeichnung Jesu, die sowohl auf Menschen (Ez 2,1; Ps 8,5) als auch auf einen apokalyptischen Erlöser (Dan 7,13–14; äthHen 71) verweisen kann. 5,25 Pries Gott, oder gab Gott die Ehre (oder rühmte); vgl. Lk 18,43. Lukas stellt Jesus zwar nicht mit Gott gleich, aber die Leserschaft konnte diese Verbindung ziehen (vgl. Anm. zu 4,8).