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Lukas 7

1 Nachdem Jesus seine Rede vor dem Volk vollendet hatte, ging er nach Kapernaum. 2 Ein Hauptmann aber hatte einen Knecht, der ihm lieb und wert war; der lag todkrank. 3 Da er aber von Jesus hörte, sandte er Älteste der Juden zu ihm und bat ihn, zu kommen und seinen Knecht gesund zu machen. 4 Als sie aber zu Jesus kamen, baten sie ihn inständig und sprachen: Er ist es wert, dass du ihm dies erfüllst; 5 denn er hat unser Volk lieb, und die Synagoge hat er uns erbaut.

6 Da ging Jesus mit ihnen. Als er aber nicht mehr fern von dem Haus war, sandte der Hauptmann Freunde zu ihm und ließ ihm sagen: Ach, Herr, bemühe dich nicht; ich bin nicht wert, dass du unter mein Dach gehst; 7 darum habe ich auch mich selbst nicht für würdig geachtet, zu dir zu kommen; sondern sprich ein Wort, so wird mein Knecht gesund. 8 Denn auch ich bin ein Mensch, der einer Obrigkeit untersteht, und habe Soldaten unter mir; und wenn ich zu einem sage: Geh hin!, so geht er hin; und zu einem andern: Komm her!, so kommt er; und zu meinem Knecht: Tu das!, so tut er‘s.

9 Da Jesus das hörte, wunderte er sich über ihn und wandte sich um und sprach zu dem Volk, das ihm nachfolgte: Ich sage euch: Solchen Glauben habe ich auch in Israel nicht gefunden. 10 Und als die Boten wieder nach Hause kamen, fanden sie den Knecht gesund.

Lk 7,1–10 Der Knecht des Hauptmanns (Mt 8,5–13; vgl. auch Joh 4,46–54). 7,1 Kapernaum, vgl. Anm. zu 4,23. 7,2 Hauptmann, der Befehlshaber über eine Kompanie Soldaten; er ist entweder mit Aufgaben des Steuerwesens im Zuständigkeitsbereich des Antipas betraut oder außer Dienst. Unter Antipas waren keine römischen Truppen in Galiläa stationiert. Zu Hauptmännern im lukanischen Doppelwerk vgl. Lk 23,47; Apg 10,1; 22,25–26; 24,23; 27,43. 7,2 Lieb und wert, gr. entimos, abgeleitet vom Substantiv timē, übers. „Ehre“; deutet auf einen ehrbaren Dienst (Phil 2,29; 1Petr 2,4.6) und wird in den Papyri dieser Zeit verwendet, um den ehrenhaften Einsatz von Soldaten zu beschreiben. 7,5 Die Synagoge hat er uns erbaut, einer von mehreren, nichtjüdischen Mäzenen von Synagogen (z.B. Tation [CIJ 2.738]; Julia Severa [CIJ 2.766]). Dieser Kommentar widerspricht der Aussage von Petrus (Apg 10,28), es sei Juden nicht erlaubt, Umgang mit Nichtjuden zu haben. Tacitus (hist. 3,24) berichtet von Soldaten, die die Religion der Region annahmen, in der sie stationiert waren. 7,9 Auch in Israel nicht, Lukas rühmt die Frömmigkeit dieses Nichtjuden. 7,10 Sie [fanden] den Knecht, bezüglich rabbinischer Heilungen aus der Ferne vgl. z.B. bBer 34b über die Heilung von Kindern durch R. Chanina b. Dosa; vgl. „Jüdische Wundertäter und Zauberei in der Spätzeit des Zweiten Tempels“.

11 Und es begab sich danach, dass er in eine Stadt mit Namen Nain ging; und seine Jünger gingen mit ihm und eine große Menge. 12 Als er aber nahe an das Stadttor kam, siehe, da trug man einen Toten heraus, der der einzige Sohn seiner Mutter war, und sie war eine Witwe; und eine große Menge aus der Stadt ging mit ihr. 13 Und da sie der Herr sah, jammerte sie ihn, und er sprach zu ihr: Weine nicht! 14 Und trat hinzu und berührte den Sarg, und die Träger blieben stehen. Und er sprach: Jüngling, ich sage dir, steh auf! 15 Und der Tote richtete sich auf und fing an zu reden, und Jesus gab ihn seiner Mutter. 16 Und Furcht ergriff sie alle, und sie priesen Gott und sprachen: Es ist ein großer Prophet unter uns aufgestanden, und: Gott hat sein Volk besucht. 17 Und diese Kunde von ihm erscholl im ganzen jüdischen Land und in allen umliegenden Ländern.

Lk 7,11–17 Der Sohn einer Witwe 7,11 Nain, eine Stadt ca. 37 km südwestlich von Kapernaum. 7,12 Stadttor, Friedhöfe wurden außerhalb von Wohngegenden angelegt. Witwe, ein lukanisches Anliegen (Lk 2,37; 4,26; 18,3; 20,28.47; 21,2–3; Apg 6,1; 9,39–41). Ihre wirtschaftliche Lage wird nicht erwähnt. 7,13 Jammerte, vgl. Lk 15,20. 7,16 Ein großer Prophet, Jesu Heilung erinnert an die, die Elia (1Kön 17,17–24; vgl. Lk 4,25–26) und Elisa (2Kön 4,32–37) zugeschrieben werden.

18 Und die Jünger des Johannes verkündeten ihm das alles. Und Johannes rief zwei seiner Jünger zu sich 19 und sandte sie zum Herrn und ließ ihm sagen: Bist du, der da kommen soll, oder sollen wir auf einen andern warten? 20 Als aber die Männer zu ihm kamen, sprachen sie: Johannes der Täufer hat uns zu dir gesandt und lässt dir sagen: Bist du, der da kommen soll, oder sollen wir auf einen andern warten? 21 Zu der Stunde machte Jesus viele gesund von Krankheiten und Plagen und bösen Geistern, und vielen Blinden schenkte er das Augenlicht. 22 Und er antwortete und sprach zu ihnen: Geht und verkündet Johannes, was ihr gesehen und gehört habt: Blinde sehen, Lahme gehen, Aussätzige werden rein und Taube hören, Tote stehen auf, Armen wird das Evangelium gepredigt; 23 und selig ist, wer sich nicht ärgert an mir.

24 Als aber die Boten des Johannes fortgingen, fing Jesus an, zu dem Volk über Johannes zu reden: Was wolltet ihr sehen, als ihr in die Wüste hinausgegangen seid? Ein Schilfrohr, das vom Wind bewegt wird? 25 Oder was wolltet ihr sehen, als ihr hinausgegangen seid? Einen Menschen in weichen Kleidern? Seht, die herrliche Kleider tragen und üppig leben, die sind an den königlichen Höfen. 26 Oder was wolltet ihr sehen, als ihr hinausgegangen seid? Einen Propheten? Ja, ich sage euch: Er ist mehr als ein Prophet. 27 Er ist‘s, von dem geschrieben steht (Maleachi 3,1): »Siehe, ich sende meinen Boten vor dir her, der deinen Weg vor dir bereiten soll.« 28 Ich sage euch, dass unter denen, die von einer Frau geboren sind, keiner größer ist als Johannes; der aber der Kleinste ist im Reich Gottes, ist größer als er.

29 Und alles Volk, das ihn hörte, und die Zöllner gaben Gott recht und ließen sich taufen mit der Taufe des Johannes. 30 Aber die Pharisäer und die Lehrer des Gesetzes verwarfen für sich Gottes Ratschluss und ließen sich nicht von ihm taufen.

31 Mit wem soll ich die Menschen dieses Geschlechts vergleichen, und wem sind sie gleich? 32 Sie sind den Kindern gleich, die auf dem Markt sitzen und rufen einander zu: Wir haben euch aufgespielt, und ihr habt nicht getanzt; wir haben Klagelieder gesungen, und ihr habt nicht geweint. 33 Denn Johannes der Täufer ist gekommen und aß kein Brot und trank keinen Wein; und ihr sagt: Er ist von einem Dämon besessen. 34 Der Menschensohn ist gekommen, isst und trinkt; und ihr sagt: Siehe, dieser Mensch ist ein Fresser und Weinsäufer, ein Freund der Zöllner und Sünder! 35 Und doch ist die Weisheit gerechtfertigt worden von allen ihren Kindern.

Lk 7,18–35 Jesus und Johannes der Täufer (Mt 11,2–19) 7,18 Johannes, bei Lukas fehlt an dieser Stelle der Hinweis, das Johannes inhaftiert wurde (Lk 3,20; vgl. Mt 11,2–9). 7,19 Der da kommen soll, Mt 11,3, der Messias. Der gr. Ausdruck (ho erchomenos, wörtl. „der, der kommt/der Kommende“) taucht in Ps 117,26[LXX] [MT Ps 118,26] auf („Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn“). 7,21 Zu der Stunde machte Jesus viele gesund, jüdische Quellen sprechen üblicherweise nicht vom Messias als Wundertäter. 7,22 Lässt Lk 4,18–19 anklingen und erinnert an Jes 26,19; 29,18; 42,18; vgl. auch Jes 35,5–6; 61,1; es wird kein Hinweis auf die Befreiung von Gefangenen gegeben (Lk 4,18). Jesus beantwortet die Frage der Johannesjünger nicht direkt (vgl. Anm. zu 5,14; Lk 22,70; 23,3). 7,27 Mal 3,1; hier wird eine Verbindung zwischen Johannes und der Rolle des Elia hergestellt (Mal 3,23). 7,29 Zöllner, vgl. Anm. zu 3,12. 7,30 Pharisäer und die Lehrer des Gesetzes, die stereotypen Gegner Jesu (Lk 11,39.42–43.53; 12,1 u.a.; bezüglich ihrer Ablehnung des Johannes vgl. Lk 20,5). 7,31 Geschlecht, Lukas stellt die Menschen aus Jesu Generation in zunehmend schlechterem Licht dar, von unzufrieden bis „ungläubig[…] und verkehrt[…]“ (Lk 9,41). 7,33 Aß kein Brot, im Judentum kannte man Fasten als spirituelle Praxis, Askese wurde allerdings nicht beworben. Er ist von einem Dämon besessen, als Erklärung für sein eigenwilliges Verhalten. 7,34 Menschensohn, vgl. Anm. zu 5,24. Fresser und Weinsäufer, erinnert an den widerspenstigen Sohn, der mit dem Tod bestraft wird (Dtn 21,18–21). 7,35 Weisheit, gr. sophia, hebr. chochma; an diese Stelle personifiziert; vgl. Spr 1–9; Weish 7,22–8,11. Gerechtfertigt, gr. dikaiō, nachweislich im Recht.

36 Es bat ihn aber einer der Pharisäer, mit ihm zu essen. Und er ging hinein in das Haus des Pharisäers und setzte sich zu Tisch. 37 Und siehe, eine Frau war in der Stadt, die war eine Sünderin. Als die vernahm, dass er zu Tisch saß im Haus des Pharisäers, brachte sie ein Alabastergefäß mit Salböl 38 und trat von hinten zu seinen Füßen, weinte und fing an, seine Füße mit Tränen zu netzen und mit den Haaren ihres Hauptes zu trocknen, und küsste seine Füße und salbte sie mit dem Salböl.

39 Da aber das der Pharisäer sah, der ihn eingeladen hatte, sprach er bei sich selbst und sagte: Wenn dieser ein Prophet wäre, so wüsste er, wer und was für eine Frau das ist, die ihn anrührt; denn sie ist eine Sünderin. 40 Jesus antwortete und sprach zu ihm: Simon, ich habe dir etwas zu sagen. Er aber sprach: Meister, sag es! 41 Ein Gläubiger hatte zwei Schuldner. Einer war fünfhundert Silbergroschen schuldig, der andere fünfzig. 42 Da sie aber nicht bezahlen konnten, schenkte er‘s beiden. Wer von ihnen wird ihn mehr lieben? 43 Simon antwortete und sprach: Ich denke, der, dem er mehr geschenkt hat. Er aber sprach zu ihm: Du hast recht geurteilt.

44 Und er wandte sich zu der Frau und sprach zu Simon: Siehst du diese Frau? Ich bin in dein Haus gekommen; du hast mir kein Wasser für meine Füße gegeben; diese aber hat meine Füße mit Tränen genetzt und mit ihren Haaren getrocknet. 45 Du hast mir keinen Kuss gegeben; diese aber hat, seit ich hereingekommen bin, nicht abgelassen, meine Füße zu küssen. 46 Du hast mein Haupt nicht mit Öl gesalbt; sie aber hat meine Füße mit Salböl gesalbt. 47 Deshalb sage ich dir: Ihre vielen Sünden sind vergeben, denn sie hat viel geliebt; wem aber wenig vergeben wird, der liebt wenig. 48 Und er sprach zu ihr: Dir sind deine Sünden vergeben. 49 Da fingen die an, die mit zu Tisch saßen, und sprachen bei sich selbst: Wer ist dieser, der auch Sünden vergibt? 50 Er aber sprach zu der Frau: Dein Glaube hat dir geholfen; geh hin in Frieden!

Lk 7,36–50 Der Pharisäer und die Frau, die viel geliebt hat 7,36 Mit ihm zu essen, die erste der drei Mahlgemeinschaften mit Pharisäern (vgl. Lk 11,37; 14,1). 7,37 Sünderin, es wird keine spezielle Sünde benannt und es muss auch nicht auf eine spezifische geschlossen werden. Alabastergefäß mit Salböl, deutet auf einen Luxusgegenstand hin; Lukas äußert sich nicht zum Preis (im Gegensatz zu den Salbungsszenen in Mt 26,9; Mk 14,5; Joh 12,5). 7,38 [Sie] trat von hinten zu seinen Füßen, Jesus lag zu Tisch. [Trocknete] mit den Haaren ihres Hauptes, eine intime und wohl eher unübliche Handlung. Offenes Haar zeigte Trauer, Dankbarkeit, Besänftigung eines Gottes oder eine flehende Haltung an und muss deshalb nicht erotisch verstanden werden. Salbte, vgl. Mt 26,6–13; Mk 14,3–9; Joh 12,1–8. Spätere Traditionen assoziierten diese namentlich nicht benannte Frau mit Maria Magdalena (Lk 8,2). 7,44 Du hast mir kein Wasser gegeben, eine Verletzung der Etikette. 7,49 Sünden vergeben, vgl. Anm. zu 5,20. 7,50 Dein Glaube hat dir geholfen, vgl. Lk 8,48; 17,19; 18,42. Der Glaube, auch wenn er nicht näher beschrieben wird, deutet den Glauben an Jesus als Herrn an und damit an die Vergebung, die er gewährt. Geh hin in Frieden, eine traditionelle Verabschiedung (Gen 44,17; Ex 4,18, Ri 18,6; 1Sam 1,17 u.a.).

Lukas 8

1 Und es begab sich danach, dass er von Stadt zu Stadt und von Dorf zu Dorf zog und predigte und verkündigte das Evangelium vom Reich Gottes; und die Zwölf waren mit ihm, 2 dazu etliche Frauen, die er gesund gemacht hatte von bösen Geistern und Krankheiten, nämlich Maria, genannt Magdalena, von der sieben Dämonen ausgefahren waren, 3 und Johanna, die Frau des Chuza, eines Verwalters des Herodes, und Susanna und viele andere, die ihnen dienten mit ihrer Habe.

Lk 8,1–3 Jesu Mäzeninnen 8,1 Evangelium, vgl. Anm. zu 1,19. Reich Gottes, vgl. Anm. zu 4,43. 8,2 Etliche Frauen, vgl. Lk 23,49. Gesund gemacht, nur Lukas beschreibt Jesu Nachfolgerinnen als Empfängerinnen von Heilung. Magdalena, vgl. Anm. zu 7,38. Magdala (Tarichéai) war ein Fischerdorf an der westlichen Küste des Galiläischen Meeres; vgl. „Geschlecht und Geschlechterrelation“. 8,3 Die Frau […] eines Verwalters des Herodes, deutet Kontakte zur Elite an. Dienten mit ihrer Habe, Frauen waren Mäzeninnen verschiedener Individuen und Gruppen, auch in Synagogen und unter den Pharisäern (vgl. Anm. zu 7,5). Lukas nennt sie hier nicht explizit „Jüngerinnen“ (vgl. dagegen Apg 9,36).

4 Als nun eine große Menge beieinander war und sie aus jeder Stadt zu ihm eilten, sprach er durch ein Gleichnis: 5 Es ging ein Sämann aus zu säen seinen Samen. Und indem er säte, fiel einiges an den Weg und wurde zertreten, und die Vögel unter dem Himmel fraßen‘s auf. 6 Und anderes fiel auf den Fels; und als es aufging, verdorrte es, weil es keine Feuchtigkeit hatte. 7 Und anderes fiel mitten unter die Dornen; und die Dornen gingen mit auf und erstickten‘s. 8 Und anderes fiel auf das gute Land; und es ging auf und trug hundertfach Frucht. Da er das sagte, rief er: Wer Ohren hat zu hören, der höre!

9 Es fragten ihn aber seine Jünger, was dies Gleichnis bedeute. 10 Er aber sprach: Euch ist‘s gegeben, zu wissen die Geheimnisse des Reiches Gottes, den andern aber ist‘s gegeben in Gleichnissen, dass sie es sehen und doch nicht sehen und hören und nicht verstehen.

11 Das ist aber das Gleichnis: Der Same ist das Wort Gottes. 12 Die aber an dem Weg, das sind die, die es hören; danach kommt der Teufel und nimmt das Wort von ihrem Herzen, damit sie nicht glauben und selig werden. 13 Die aber auf dem Fels sind die: Wenn sie es hören, nehmen sie das Wort mit Freuden an. Sie haben aber keine Wurzel; eine Zeit lang glauben sie, und zu der Zeit der Anfechtung fallen sie ab. 14 Was aber unter die Dornen fiel, sind die, die es hören und gehen hin und ersticken unter den Sorgen, dem Reichtum und den Freuden des Lebens und bringen keine Frucht zur Reife. 15 Das aber auf dem guten Land sind die, die das Wort hören und behalten in einem feinen, guten Herzen und bringen Frucht in Geduld.

Lk 8,4–15 Das Gleichnis des Sämanns (Mt 13,1–23; Mk 4,1–20) 8,9 Was dies Gleichnis bedeute, dieses Gleichnis bedarf einer allegorischen Entschlüsselung (Lk 15,7; 18,1). 8,10 Eine Paraphrase von Jes 6,9 (vgl. auch Jer 5,21; Ez 12,2). Bei Lukas fehlt allerdings die markinische Begründung (Mk 4,12), dass die Parabeln Bekehrung und Vergebung verhindern. Geheimnisse, verschleierte Hinweise auf Gottes Plan (Dan 2,18–19.44–47[LXX]; 1Kor 2,1–7). 8,15 Herzen, vgl. Anm. zu 6,45.

16 Niemand aber zündet ein Licht an und bedeckt es mit einem Gefäß oder setzt es unter eine Bank; sondern er setzt es auf einen Leuchter, auf dass, wer hineingeht, das Licht sehe. 17 Denn es ist nichts verborgen, was nicht offenbar werden wird, auch nichts geheim, was nicht bekannt werden und an den Tag kommen wird.

18 So seht nun darauf, wie ihr hört; denn wer da hat, dem wird gegeben; wer aber nicht hat, dem wird auch das genommen, was er meint zu haben.

Lk 8,16–18 Unterweisungen für die Mission (Mt 5,15; 10,26; 13,12; Mk 4,21–25) 8,16–17 Vgl. Lk 12,1–2; alle Geheimnisse werden offenbar werden (Lukas gibt zu verstehen, dass die Wiederkunft Christi die Offenbarung auslöst). 8,18 Dem wird auch das genommen, vgl. Lk 19,26; diejenigen, die Jesus nicht nachfolgen, werden eschatologischen Schaden davon tragen.

19 Es kamen aber seine Mutter und seine Brüder zu ihm und konnten wegen der Menge nicht zu ihm gelangen. 20 Da wurde ihm gesagt: Deine Mutter und deine Brüder stehen draußen und wollen dich sehen. 21 Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Meine Mutter und meine Brüder sind diese, die Gottes Wort hören und tun.

Lk 8,19–21 Jesu Familie (Mt 12,46–50; Mk 3,31–35) 8,19 Brüder, Mk 6,3 zählt vier Brüder auf und erwähnt Schwestern. 8,21 Bei Mk 3,20–21.33 wird die Distanz zwischen Jesus und seiner leiblichen Familie vergrößert. Meine Mutter und meine Brüder, Jesus ordnet biologische und eheliche Beziehungen der Treue zu Gott unter (Vgl. Anm. zu 5,11; Lk 9,61), obwohl das Griechische auch die Mutter und Schwester als vorbildliche Jüngerinnen bezeichnen könnte.

22 Und es begab sich an einem der Tage, dass er in ein Boot stieg mit seinen Jüngern; und er sprach zu ihnen: Lasst uns ans andere Ufer des Sees fahren. Und sie stießen vom Land ab. 23 Und als sie fuhren, schlief er ein. Und es kam ein Windwirbel über den See und die Wellen überfielen sie, und sie waren in großer Gefahr. 24 Da traten sie zu ihm und weckten ihn auf und sprachen: Meister, Meister, wir kommen um! Da stand er auf und bedrohte den Wind und die Wogen des Wassers, und sie legten sich und es ward eine Stille. 25 Er sprach aber zu ihnen: Wo ist euer Glaube? Sie fürchteten sich aber und verwunderten sich und sprachen untereinander: Wer ist dieser, dass er auch dem Wind und dem Wasser gebietet und sie sind ihm gehorsam?

Lk 8,22–25 Die Stillung des Sturms (Mt 8,23–27; Mk 4,35–41) 8,23 [Er] schlief ein, eine von vielen Verbindungen zwischen Jesus und Jona (Jona 1,5); vgl. auch Lk 11,29–32. 8,24 Bedrohte den Wind, ein Anzeichen für göttliche Kräfte (Ps 107,28–30).

26 Und sie fuhren weiter in die Gegend der Gerasener, die Galiläa gegenüberliegt. 27 Und als er ans Land trat, begegnete ihm ein Mann aus der Stadt, der war von Dämonen besessen; er trug seit langer Zeit keine Kleider mehr und blieb in keinem Hause, sondern in den Grabhöhlen. 28 Da er aber Jesus sah, schrie er auf und fiel vor ihm nieder und rief laut: Was habe ich mit dir zu schaffen, Jesus, du Sohn des höchsten Gottes? Ich bitte dich: Quäle mich nicht! 29 Denn er hatte dem unreinen Geist geboten, aus dem Menschen auszufahren. Denn der hatte ihn lange Zeit geplagt; und er wurde mit Ketten und Fesseln an den Füßen gebunden und gefangen gehalten, doch er zerriss seine Fesseln und wurde von dem Dämon in die Wüste getrieben. 30 Und Jesus fragte ihn: Wie heißt du? Er antwortete: Legion. Denn es waren viele Dämonen in ihn gefahren. 31 Und sie baten ihn, dass er ihnen nicht gebiete, in den Abgrund zu fahren.

32 Es war aber dort auf dem Berg eine große Herde Säue auf der Weide. Und sie baten ihn, dass er ihnen erlaube, in diese zu fahren. Und er erlaubte es ihnen. 33 Da fuhren die Dämonen von dem Menschen aus und fuhren in die Säue, und die Herde stürmte den Abhang hinunter in den See und ersoff.

34 Als aber die Hirten sahen, was da geschah, flohen sie und verkündeten es in der Stadt und auf dem Lande. 35 Da gingen die Leute hinaus, zu sehen, was geschehen war, und kamen zu Jesus und fanden den Menschen, von dem die Dämonen ausgefahren waren, sitzend zu den Füßen Jesu, bekleidet und vernünftig, und sie erschraken. 36 Und die es gesehen hatten, verkündeten ihnen, wie der Besessene gerettet worden war. 37 Und die ganze Menge aus dem umliegenden Land der Gerasener bat ihn, von ihnen fortzugehen; denn es hatte sie große Furcht ergriffen. Und er stieg ins Boot und kehrte zurück.

38 Aber der Mann, von dem die Dämonen ausgefahren waren, bat ihn, dass er bei ihm bleiben dürfe. Aber Jesus schickte ihn fort und sprach: 39 Geh wieder heim und sage, wie große Dinge Gott an dir getan hat. Und er ging hin und verkündigte überall in der Stadt, wie große Dinge Jesus an ihm getan hatte.

Lk 8,26–39 Der besessene Gerasener (Mt 8,28–34; Mk 5,1–20) 8,26 Gerasener, Gerasa, das Galiläa gegenüberliegt, also in Transjordanien, wo eine große nicht-jüdische Bevölkerung lebte. Mt 8,28 lokalisiert diese Begebenheit in Gadara, südöstlich vom galiläaischen Meer. 8,28 Sohn des höchsten Gottes, vgl. Anm. zu 1,32; das Wissen des Dämons wird mit der Verwirrung der Apostel kontrastiert (Lk 8,25). 8,30 Wie heißt du, Namenskenntnis sorgt für Vorteile (Gen 32,29). Legion, eine Einheit der römischen Armee von etwa fünftausend Soldaten, was hier auf eine große dämonische Macht hindeutet. 8,31 Abgrund, wo Gott Dämonen festhält (Offb 9,1–11; 11,7; 17,8; 20,1–3); die Dämonologie entwickelte sich ebenso wie die Angelologie im hellenistischen Zeitalter. 8,32 Säue, deutet ein nichtjüdisches Gebiet an; archäologische Untersuchungen im südlichen Galiläa förderten keine Schweineknochen zutage (Lev 11,7; Dtn 14,8). 8,39 Wie große Dinge Jesus […] getan hatte, im Gegensatz zu Jesu Gebot, zu verkündigen was „Gott“ getan hatte (vgl. aber Lk 4,8; 5,25).

40 Als Jesus zurückkam, nahm ihn das Volk auf; denn sie warteten alle auf ihn. 41 Und siehe, da kam ein Mann mit Namen Jaïrus, der ein Vorsteher der Synagoge war, und fiel Jesus zu Füßen und bat ihn, in sein Haus zu kommen; 42 denn er hatte eine einzige Tochter von etwa zwölf Jahren, die lag in den letzten Zügen. Und als er hinging, umdrängte ihn das Volk.

43 Und eine Frau hatte den Blutfluss seit zwölf Jahren; die hatte alles, was sie zum Leben hatte, für die Ärzte aufgewandt und konnte von niemandem geheilt werden. 44 Die trat von hinten heran und berührte den Saum seines Gewandes; und sogleich hörte ihr Blutfluss auf. 45 Und Jesus sprach: Wer hat mich berührt? Als es aber alle leugneten, sprach Petrus: Meister, das Volk drängt und drückt dich. 46 Jesus aber sprach: Es hat mich jemand berührt; denn ich habe gespürt, dass eine Kraft von mir ausgegangen ist. 47 Da aber die Frau sah, dass sie nicht verborgen blieb, kam sie mit Zittern und fiel vor ihm nieder und verkündete vor allem Volk, warum sie ihn angerührt hatte und wie sie sogleich gesund geworden war. 48 Er aber sprach zu ihr: Meine Tochter, dein Glaube hat dir geholfen. Geh hin in Frieden!

49 Als er noch redete, kam einer von den Leuten des Vorstehers der Synagoge und sprach: Deine Tochter ist gestorben; bemühe den Meister nicht mehr. 50 Als aber Jesus das hörte, antwortete er ihm: Fürchte dich nicht; glaube nur, so wird sie gesund!

51 Als er aber in das Haus kam, ließ er niemanden mit hineingehen als Petrus und Johannes und Jakobus und den Vater des Kindes und die Mutter. 52 Sie weinten aber alle und klagten um sie. Er aber sprach: Weint nicht, denn sie ist nicht gestorben, sondern sie schläft. 53 Und sie verlachten ihn, denn sie wussten, dass sie gestorben war. 54 Er aber nahm sie bei der Hand und rief: Kind, steh auf! 55 Und ihr Geist kam wieder und sie stand sogleich auf, und er befahl, man sollte ihr zu essen geben. 56 Und ihre Eltern entsetzten sich. Er aber gebot ihnen, niemandem zu sagen, was geschehen war.

Lk 8,40–56 Die Tochter des Jaïrus und die blutflüssige Frau (Mt 9,18–26; Mk 5,21–43) 8,41 Vorsteher der Synagoge, entweder ein Mäzen oder jemand, der sich um das Leben in der Gemeinde kümmerte. 8,42 Eine einzige Tochter, jüdische Eltern zeigen immer wieder Sorge um ihre Kinder (z.B. Lk 2,48; 9,38; 11,7.11–13; 14,5; 18,15). 8,43 Blutfluss, vermutlich vaginal oder uterin (Lev 15,25–30); die Frau ist rituell unrein; Jesus führt sie wieder in einen Zustand der Reinheit zurück; das Königreich Jesu gehört den rituell Reinen. 8,44 Saum, hebr. zizit, vgl. Num 15,38. 8,48 Tochter, eine von vielen Verbindungen mit der Tochter des Jaïrus. Hat dir geholfen, wörtl.: „hat dich gerettet“; vgl. Lk 7,50. 8,51 Petrus und Johannes und Jakobus, der engste Kreis (Lk 9,28). 8,54 Bei der Hand […] steh auf, bezüglich der Wiederbelebung eines toten Kindes vgl. 1Kön 17,21; 2Kön 4,34. 8,56 Niemandem […] sagen, vgl. Anm. zu 5,14.

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