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Lukas 1

1 Da es nun schon viele unternommen haben, Bericht zu geben von den Geschichten, die sich unter uns erfüllt haben, 2 wie uns das überliefert haben, die es von Anfang an selbst gesehen haben und Diener des Wortes gewesen sind, 3 habe auch ich‘s für gut gehalten, nachdem ich alles von Anfang an sorgfältig erkundet habe, es für dich, hochgeehrter Theophilus, in guter Ordnung aufzuschreiben, 4 auf dass du den sicheren Grund der Lehre erfährst, in der du unterrichtet bist.

Lk 1,1–4 Prolog Die Eröffnung, die im Griechischen aus nur einem Satz besteht, folgt hellenistischen Konventionen (vgl. Jos.Bell. 1,17; Apion. 1,1–18). 1,1 Der Ausdruck „geordneter Bericht“ deutet vielleicht an, dass Lukas unzufrieden mit den anderen Versionen der Erzählung der Evangelien war. Erfüllt, suggeriert prophetische Erfüllung. 1,3 Hochgeehrter Theophilus, die Anrede (auch in Apg 1,1) lässt an einen Mäzen denken. Ob Theophilus (ein verbreiteter Name, der „Freund Gottes“ bedeutet) ein realer oder impliziter Leser ist, kann nicht entschieden werden. 1,4 Unterrichtet, gr. katēchēthēs, woraus „Katechismus“ gebildet wurde (vgl. Jos.Vit. 336; Philo legat. 295–97); Lukas’ idealer Leserkreis hat bereits ein ungefähres Wissen über Jesus, er will aber sicherstellen, dass es korrekt und vollständig ist.

5 Zu der Zeit des Herodes, des Königs von Judäa, lebte ein Priester von der Ordnung Abija mit Namen Zacharias, und seine Frau war von den Töchtern Aaron, die hieß Elisabeth. 6 Sie waren aber alle beide gerecht und fromm vor Gott und lebten in allen Geboten und Satzungen des Herrn untadelig. 7 Und sie hatten kein Kind; denn Elisabeth war unfruchtbar, und beide waren hochbetagt.

8 Und es begab sich, als Zacharias den Priesterdienst vor Gott versah, da seine Ordnung an der Reihe war, 9 dass ihn nach dem Brauch der Priesterschaft das Los traf, das Räucheropfer darzubringen; und er ging in den Tempel des Herrn. 10 Und die ganze Menge des Volkes betete draußen zur Stunde des Räucheropfers. 11 Da erschien ihm der Engel des Herrn, der stand an der rechten Seite des Räucheraltars. 12 Und als Zacharias ihn sah, erschrak er, und Furcht überfiel ihn. 13 Aber der Engel sprach zu ihm: Fürchte dich nicht, Zacharias, denn dein Gebet ist erhört, und deine Frau Elisabeth wird dir einen Sohn gebären, dem sollst du den Namen Johannes geben. 14 Und du wirst Freude und Wonne haben, und viele werden sich über seine Geburt freuen. 15 Denn er wird groß sein vor dem Herrn; Wein und starkes Getränk wird er nicht trinken und wird schon von Mutterleib an erfüllt werden mit dem Heiligen Geist. 16 Und er wird viele der Israeliten zu dem Herrn, ihrem Gott, bekehren. 17 Und er wird vor ihm hergehen im Geist und in der Kraft des Elia, zu bekehren die Herzen der Väter zu den Kindern und die Ungehorsamen zu der Klugheit der Gerechten, zuzurichten dem Herrn ein Volk, das wohl vorbereitet ist.

Lk 1,5–10 Zacharias und Elisabeth 1,5 Zu der Zeit des Herodes, des Königs, er herrschte ca. von 37–4 v.u.Z.; Mt 2,1.15 datiert die Geburt Jesu in die letzten Lebensjahre des Herodes. Priester von der Ordnung Abija, die achte der vierundzwanzig Ordnungen der Leviten (1Chr 24,10); jede Abteilung diente zweimal jährlich am Jerusalemer Tempel. Aaron, Moses Bruder und Stammvater der priesterlichen Linie. 1,6 Gerecht […] und lebten in allen Geboten und Satzungen […] untadelig, Lukas unterstreicht ihre halachische Redlichkeit. 1,7 Elisabeth war unfruchtbar, und […] hochbetagt, das ältere, fromme und kinderlose Paar erwartet die Verkündigung eines Engels und die Empfängnis eines besonderen Sohnes (Gen 11,30; vgl. auch Gen 16,1; 25,21; 29,31; Ri 13,2–3; 1Sam 1,2; vgl. 2Kön 4,14). 1,9 Das Los traf, vgl. Apg 1,26; mTam 5,2–6,3. Das Räucheropfer darzubringen, da es so viele Priester gab, handelte es sich wahrscheinlich um den einzigen Dienst des Zacharias und somit um ein besonderes Privileg. 1,10 Stunde des Räucheropfers, vgl. Ex 30,7–8 (vgl. auch Ps 141,2); Josephus (Ant. 13,282) beschreibt, dass der Makkabäerkönig Johannes Hyrkanus eine göttliche Offenbarung während eines Rauchopfers erhalten hatte. Die Kombination des Räucheropfers, des öffentlichen Gebets und des täglichen Gottesdienstes könnte auf das Tamid-Opfer verweisen (mTam 6,3–7,3). Die ganze Menge, Lukas stellt hier die Jüdinnen und Juden in Jerusalem als gläubig und fromm dar.

18 Und Zacharias sprach zu dem Engel: Woran soll ich das erkennen? Denn ich bin alt und meine Frau ist hochbetagt. 19 Der Engel antwortete und sprach zu ihm: Ich bin Gabriel, der vor Gott steht, und bin gesandt, mit dir zu reden und dir dies zu verkündigen. 20 Und siehe, du wirst verstummen und nicht reden können bis zu dem Tag, an dem dies geschehen wird, weil du meinen Worten nicht geglaubt hast, die erfüllt werden sollen zu ihrer Zeit.

21 Und das Volk wartete auf Zacharias und wunderte sich, dass er so lange im Tempel blieb. 22 Als er aber herauskam, konnte er nicht mit ihnen reden; und sie merkten, dass er eine Erscheinung gehabt hatte im Tempel. Und er winkte ihnen und blieb stumm.

23 Und es begab sich, als die Zeit seines Dienstes um war, da ging er heim in sein Haus. 24 Nach diesen Tagen wurde seine Frau Elisabeth schwanger und hielt sich fünf Monate verborgen und sprach: 25 So hat der Herr an mir getan in den Tagen, als er mich angesehen hat, um meine Schmach unter den Menschen von mir zu nehmen.

Lk 1,11–23 Die Ankündigung der Empfängnis von Johannes 1,11 Engel, himmlische Boten (vgl. Anm. zu 1,7), die in nachbiblisch-jüdischen Texten individuelle Charakterzüge erhielten. 1,13 Fürchte, typische Reaktion auf die Erscheinung eines Engels oder einer Gottheit. Dein Gebet ist erhört, deutet an, dass Zacharias für ein Kind gebetet hatte. Dem sollst du den Namen […] geben, vgl. Gen 16,11; 17,19; vgl. auch Lk 1,31. Johannes, hebr. Jochanan, übers. „JHWH ist gnädig“; der Name ist in Jer 40,8 und zunehmend in späteren jüdischen Texten bezeugt. 1,15 Wein und starkes Getränk, priesterliche Anforderungen (Lev 10,9), die Johannes mit Simson, Samuel und der Lebensweise von Nasiräern verbinden (Num 6,1–4; 1Sam 1,11.22; vgl. auch Ri 13,4–6). Heiliger Geist, ein bedeutendes lukanisches Motiv, das göttliche Präsenz und Zustimmung andeutet (z.B. Ps 51,13; Weish 9,17); diese Vorstellung entwickelte sich später im jüdischen Denken vor allem unter dem Begriff der schechina (abgeleitet vom hebr. Verb für „wohnen“ [z.B. Ex 29,45], ein Begriff, der mit der hebr. mischkan, übers. „Stiftshütte“, verwandt ist), der weiblichen Präsenz Gottes, die unter Israel wohnt (z.B. bSan 39a, 103b; bJom 56b). Die Verbindung zu den Nasiräern und insbesondere zu Ri 13,25 (der Geist erweckt Simson) deutet an, dass mit Johannes genau wie mit Simson der Rettungsvorgang Israels beginnen wird. 1,16 Israeliten, Jüdinnen und Juden; die eschatologischen Versprechen gelten zuerst für Israel. 1,17 Elia, der Prophet (1Kön 17–19.21), von dem erwartet wurde, dass er das messianische Zeitalter ankündigen werde (Mal 3,23; Mt 11,14); sein traditioneller Auftritt während des Pesachseder antizipiert diese endgültige Befreiung. Zu bekehren die Herzen der Väter, die Rolle des Elia in Mal 3,24; Sir 48,10. Herr, gr. kyrios, was „Herrscher“ bedeuten kann (hebr.: ’adon), aber auch die Standardübersetzung von JHWH in der LXX ist; im Christentum wird dieser Titel Jesus zuerkannt. 1,18 Woran soll ich das erkennen, seine Bitte um ein Zeichen an den Engel verbindet Zacharias mit Gideon (Ri 6,17). Meine Frau ist hochbetagt, vgl. Gen 18,12. 1,19 Gabriel, zusammen mit Michael einer der zwei Engel, die im Tanach einen Namen tragen (Dan 8,16; vgl. äthHen 9; 20; 40; Jub 2,18; 54,6; 1QH 6,13; 1QM 9,14–16; 15,14). In Dan 9,20–25 sagt Gabriel das messianische Zeitalter an. Der vor Gott steht, im himmlischen Thronsaal. Verkündigen, das Substantiv des hier verwendeten Verbs euangelion, übers. „Evangelium“, wurde in Rom für säkulare Angelegenheiten verwendet, etwa Steuererleichterungen oder den Geburtstag des Kaisers; in der LXX (Jes 40,9; Ps 40,10; 68,11; 96,2 u.a.) kann sich das Verb (hebr. basar, Substantiv besora) auf die göttliche Errettung beziehen. 1,20 Du wirst verstummen, vgl. Ez 3,26; 24,27; 33,22. 1,22 Erscheinung […] im Tempel, vgl. Apg 22,17–21.

Lk 1,24–25 Die Empfängnis des Johannes 1,25 Schmach, vgl. Gen 30,23 in Bezug auf Rahel, die Josef gebärt. Gott öffnet und verschließt Mutterleiber (Gen 16,2; 25,21; 1Sam 1,1–18). Diese Texte erklären Unfruchtbarkeit nicht durch Sünde (im Gegensatz zu manchen zeitgenössischen Interpretationen).

26 Und im sechsten Monat wurde der Engel Gabriel von Gott gesandt in eine Stadt in Galiläa, die heißt Nazareth, 27 zu einer Jungfrau, die vertraut[*] war einem Mann mit Namen Josef vom Hause David; und die Jungfrau hieß Maria. 28 Und der Engel kam zu ihr hinein und sprach: Sei gegrüßt, du Begnadete[*]! Der Herr ist mit dir! 29 Sie aber erschrak über die Rede und dachte: Welch ein Gruß ist das? 30 Und der Engel sprach zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria! Du hast Gnade bei Gott gefunden. 31 Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären, dem sollst du den Namen Jesus geben. 32 Der wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden; und Gott der Herr wird ihm den Thron seines Vaters David geben, 33 und er wird König sein über das Haus Jakob in Ewigkeit, und sein Reich wird kein Ende haben.

34 Da sprach Maria zu dem Engel: Wie soll das zugehen, da ich doch von keinem Manne weiß? 35 Der Engel antwortete und sprach zu ihr: Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten; darum wird auch das Heilige, das geboren wird, Gottes Sohn genannt werden. 36 Und siehe, Elisabeth, deine Verwandte, ist auch schwanger mit einem Sohn, in ihrem Alter, und ist jetzt im sechsten Monat, sie, von der man sagt, dass sie unfruchtbar sei. 37 Denn bei Gott ist kein Ding unmöglich. 38 Maria aber sprach: Siehe, ich bin des Herrn Magd; mir geschehe, wie du gesagt hast. Und der Engel schied von ihr.

Lk 1,26–38 Die Ankündigung 1,26 Im sechsten Monat, nach der Empfängnis des Johannes. Statt die Datierungen mit politischen Führungspersönlichkeiten zu korrelieren (Lk 1,5; 3,1), bevorzugt Lukas jetzt die Zeitpunkte der Schwangerschaften. Gabriel, vgl. Anm. zu 1,19. Galiläa, Nordisrael. Nazareth, ein kleines Dorf (Joh 1,46) im Süden von Galiläa, das außerhalb des Neuen Testaments in der Literatur des ersten Jahrhunderts nicht bezeugt wird. Obwohl Matthäus und Lukas Jesu Geburt in Bethlehem lokalisieren (Mt 2,6 nennt zusätzlich Judäa), war bekannt, dass Jesus aus Nazareth stammte (vgl. z.B. Joh 1,46). 1,27 Jungfrau, gr. parthenos; Lukas hebt dies hervor (auch in V. 34), zitiert aber Jes 7,14[LXX] (anders als Mt 1,23) nicht. Vertraut war, der Ehevertrag (ketuba) war bereits unterschrieben worden. Das ideale Alter zur Heirat für Männer wird in mAv 5,21 auf 18 Jahren festgelegt; Josephus, der sich an die römischen Konventionen hielt, ging mit circa 30 Jahren eine Ehe ein. Frauen heirateten üblicherweise in ihren späten Jugendjahren. Hause David, die vorherrschende jüdische Auffassung besagte, dass der Messias ein Nachkomme Davids sein würde (2Sam 7,12). Vgl. Anm. zu 20,41–44. Maria, gr. Mariam aus dem hebr. Mirjam; der Name, der an Mirjam, die Schwester von Mose, sowie an die hasmonäische Frau des Herodes, Mariamne, erinnert, war unter jüdischen Frauen im ersten Jahrhundert verbreitet. 1,28Sei gegrüßt, eine traditionelle griechische Grußformel, die auch mit „Heil“ übersetzt wird, wie in „Heil Maria“ (lat. Ave Maria). Begnadete, lat. gratia plena, übers. „voll der Gnade“. Der Herr ist mit dir, eine übliche Begrüßung und affirmative Formel (Ri 6,12; 2Sam 7,3; 2Chr 15,2). 1,29 Erschrak, gr. diatarassō; vgl. Lk 1,12. 1,31 Dem sollst du den Namen […] geben, vgl. Anm. zu 1,13. Jesus, gr. Iesous, von hebr. Yehoschua, übers. „der Herr rettet“ (Mt 1,21), ein häufiger Name im Tanach (mit Varianten wie „Josua“ oder „Hosea“) und in späterer Zeit. 1,32 Sohn des Höchsten, deutet königliche Macht (2Sam 7,13–16) und Rechtschaffenheit (Sir 4,10; vgl. auch Dan 7,25) an; „Höchster“ ist eine Übersetzung des hebr. Elijon (z.B. Gen 14,18–22; Ps 18,14; 78,35). Thron seines Vaters David, vgl. Anm. zu 1,27 und Anm. zu 20,41–44; bezüglich der Versprechen an David vgl. auch Jer 23,5–8; Ps 89; PsSal 17,4.6.21 u.a. 1,33 Haus Jakob, ein Synonym für Israel (Ex 19,3; Jes 46,3; 48,1; Jer 2,4; Ps 114,1 u.a.). Sein Reich wird kein Ende haben, bezüglich der davidischen Dynastie vgl. 2Sam 7,13.16 (hebr. ‘ad ‘olam, übers. „auf ewig“). 1,35 Der Heilige Geist […] überschatten, vgl. Anm. zu 1,15; Ex 40,35. Gottes Sohn, in Lk 3,38 ist Adam ein Sohn Gottes; vgl. 2Sam 7,14. Die Bezeichnung kann sich auch auf Gottheiten beziehen, z.B. Ps 29,1. Die jungfräuliche Empfängnis wird nur in Mt 1,23 deutlich. Kein jüdischer Text betrachtet Jes 7,14 als Prophezeiung der Geburt des Messias oder versteht Sohn Gottes als Hinweis auf irgendetwas anderes als eine göttliche Adoption (2Sam 7,14; Ps 2,7; 4QFlor 10–13). 1,36 Elisabeth, deine Verwandte, deutet die priesterliche Abstammung der Maria an. 1,37 Kein Ding [ist] unmöglich, vgl. Gen 18,14 in Bezug auf die Geburt Isaaks; vgl. auch Jer 32,17; Sach 8,6. 1,38 Magd, gr. doulē, übers. „Sklavin“.

39 Maria aber machte sich auf in diesen Tagen und ging eilends in das Gebirge zu einer Stadt in Juda 40 und kam in das Haus des Zacharias und begrüßte Elisabeth. 41 Und es begab sich, als Elisabeth den Gruß Marias hörte, hüpfte das Kind in ihrem Leibe. Und Elisabeth wurde vom Heiligen Geist erfüllt 42 und rief laut und sprach: Gesegnet bist du unter den Frauen, und gesegnet ist die Frucht deines Leibes! 43 Und wie geschieht mir, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt? 44 Denn siehe, als ich die Stimme deines Grußes hörte, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leibe. 45 Ja, selig ist, die da geglaubt hat! Denn es wird vollendet werden, was ihr gesagt ist von dem Herrn.

Lk 1,39–45 Die Heimsuchung Das Treffen zwischen Maria und Elisabeth bestätigt die Verbindung zwischen dem Wirken von Johannes dem Täufer und Jesus. 1,39 Juda, im Süden Israels, wo auch Jerusalem liegt. 1,41 Vom Heiligen Geist erfüllt, vgl. Anm. zu 1,15. 1,43 Herrn, gr. kyrios, hier ein Hoheitstitel.

46 Und Maria sprach:

Meine Seele erhebt den Herrn,

47 und mein Geist freuet sich Gottes, meines Heilandes;

48 denn er hat die Niedrigkeit seiner Magd angesehen.

Siehe, von nun an werden mich selig preisen alle Kindeskinder.

49 Denn er hat große Dinge an mir getan,

der da mächtig ist und dessen Name heilig ist.

50 Und seine Barmherzigkeit währet für und für

bei denen, die ihn fürchten.

51 Er übt Gewalt mit seinem Arm

und zerstreut, die hoffärtig sind in ihres Herzens Sinn.

52 Er stößt die Gewaltigen vom Thron

und erhebt die Niedrigen.

53 Die Hungrigen füllt er mit Gütern

und lässt die Reichen leer ausgehen.

54 Er gedenkt der Barmherzigkeit

und hilft seinem Diener Israel auf,[*]

55 wie er geredet hat zu unsern Vätern,

Abraham und seinen Nachkommen in Ewigkeit.

56 Und Maria blieb bei ihr etwa drei Monate; danach kehrte sie wieder heim.

Lk 1,46–56 Das Magnificat der Maria Der erste der vier Lobgesänge in Lk 1–2. Das Lied ist dem Lobgesang der Hanna nachempfunden (1Sam 2,1–10; bezüglich ähnlicher Lieder mit politischer Bedeutung, die von Frauen gesungen werden, vgl. Ex 15,20–21 [Mirjam]; Ri 5,1–31 [Debora]; Jdt 16,1–17 [Judit]). 1,46 Und Maria sprach, einige lateinische Handschriften schreiben das Magnificat der Elisabeth zu. Erhebt, lat. magnificat. 1,48 Vgl. 1Sam 1,11[LXX]; Marias Niedrigkeit ist dasselbe gr. Wort (tapeinōsis, übers. „Erniedrigung“) wie Hannas „Elend“ (hebr. ‘oni). 1,49 Er hat große Dinge […] getan, vgl. Dtn 10,21. Dessen Name heilig ist, vgl. Anm. zu 11,2. 1,50 Die ihn fürchten, vgl. Anm. zu 12,5; Spr 1,7. Für und für, wörtl.: „von Generation zu Generation“ (hebr. dor [le] dor), vgl. Ex 17,16; Jes 34,10; Ps 79,13; TestLev 18,8 u.a. 1,54 Diener Israel, vgl. Jes 44,1; Ps 136,22; 1Chr 16,13. 1,55 Wie er geredet hat, vgl. Gen 12,3; 15,5; 17,7; 18,18; 22,17; Mi 7,20 u.a. Lukas spielt einerseits auf die Bundesschlüsse mit David und Abraham an und hebt andererseits hervor, dass die Verheißung sich zuerst an Israel und danach – durch Israel – an die Völker richtet.

57 Und für Elisabeth kam die Zeit, dass sie gebären sollte; und sie gebar einen Sohn. 58 Und ihre Nachbarn und Verwandten hörten, dass der Herr große Barmherzigkeit an ihr getan hatte, und freuten sich mit ihr. 59 Und es begab sich am achten Tag, da kamen sie, das Kindlein zu beschneiden, und wollten es nach seinem Vater Zacharias nennen. 60 Aber seine Mutter antwortete und sprach: Nein, sondern er soll Johannes heißen. 61 Und sie sprachen zu ihr: Ist doch niemand in deiner Verwandtschaft, der so heißt. 62 Und sie winkten seinem Vater, wie er ihn nennen lassen wollte. 63 Und er forderte eine kleine Tafel und schrieb: Er heißt Johannes. Und sie wunderten sich alle. 64 Und sogleich wurde sein Mund und seine Zunge aufgetan, und er redete und lobte Gott.

65 Und es kam Furcht über alle Nachbarn; und diese ganze Geschichte wurde bekannt auf dem ganzen Gebirge Judäas. 66 Und alle, die es hörten, nahmen‘s zu Herzen und sprachen: Was wird aus diesem Kindlein werden? Denn die Hand des Herrn war mit ihm.

Lk 1,57–66 Die Geburt und Namensgebung des Johannes 1,59 Beschneiden, in Einklang mit Gen 17,11–12; 21,4; Lev 12,3. Es ist das Zeichen des Bundes (hebr. berit) zwischen Gott und Israel; vgl. auch Lk 2,21; mSchab 18,3. Nach seinem Vater Zacharias, Tob 1,1; Jos.Bell. 5,534; Ant. 14,10), eine Tradition, die in der sephardischen (im Mittelmeerraum), aber nicht in der aschkenasischen (osteuropäischen) jüdischen Kultur aufrecht erhalten wurde; in letzterer werden Kinder nach verstorbenen Verwandten benannt. Die Namensgebung im Zuge der Beschneidung wird in jüdischen Quellen nicht vor dem achten Jahrhundert bezeugt. 1,60 Johannes, vgl. Anm. zu 1,13. 1,66 Die Hand des Herrn, vgl. Ex 9,3; 16,3; Jos 4,24; 22,31; Jes 41,20; 66,14; Ez 33,22 (auch in verbunden mit Stummheit) und anderswo, häufig im Kontext des Gerichts.

67 Und sein Vater Zacharias wurde vom Heiligen Geist erfüllt, weissagte und sprach:

68 Gelobt sei der Herr, der Gott Israels!

Denn er hat besucht und erlöst sein Volk

69 und hat uns aufgerichtet ein Horn des Heils

im Hause seines Dieners David –

70 wie er vorzeiten geredet hat

durch den Mund seiner heiligen Propheten –,

71 dass er uns errettete von unsern Feinden

und aus der Hand aller, die uns hassen,

72 und Barmherzigkeit erzeigte unsern Vätern

und gedächte an seinen heiligen Bund,

73 an den Eid, den er geschworen hat unserm Vater Abraham,

uns zu geben, 74 dass wir, erlöst aus der Hand der Feinde,

ihm dienten ohne Furcht 75 unser Leben lang

in Heiligkeit und Gerechtigkeit vor seinen Augen.

76 Und du, Kindlein, wirst Prophet des Höchsten heißen.

Denn du wirst dem Herrn vorangehen, dass du seinen Weg bereitest

77 und Erkenntnis des Heils gebest seinem Volk

in der Vergebung ihrer Sünden,

78 durch die herzliche Barmherzigkeit unseres Gottes,

durch die uns besuchen wird das aufgehende Licht aus der Höhe,

79 auf dass es erscheine denen, die sitzen in Finsternis und Schatten des Todes,

und richte unsere Füße auf den Weg des Friedens.

80 Und das Kindlein wuchs und wurde stark im Geist. Und er war in der Wüste bis zu dem Tag, an dem er vor das Volk Israel treten sollte.

Das Neue Testament - jüdisch erklärt

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