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Оглавление1 Im fünfzehnten Jahr der Herrschaft des Kaisers Tiberius, als Pontius Pilatus Statthalter in Judäa war und Herodes Landesfürst von Galiläa und sein Bruder Philippus Landesfürst von Ituräa und der Landschaft Trachonitis und Lysanias Landesfürst von Abilene, 2 als Hannas und Kaiphas Hohepriester waren, da geschah das Wort Gottes zu Johannes, dem Sohn des Zacharias, in der Wüste. 3 Und er kam in die ganze Gegend um den Jordan und predigte die Taufe der Buße zur Vergebung der Sünden, 4 wie geschrieben steht im Buch der Worte des Propheten Jesaja (Jesaja 40,3–5): »Es ist eine Stimme eines Predigers[*] in der Wüste: Bereitet den Weg des Herrn, macht seine Steige eben! 5 Alle Täler sollen erhöht werden, und alle Berge und Hügel sollen erniedrigt werden; und was krumm ist, soll gerade werden, und was uneben ist, soll ebener Weg werden, 6 und alles Fleisch wird das Heil Gottes sehen.«
Lk 3,1–6 Johannes der Täufer (Mt 3,1–6; Mk 1,2–6). Vgl. Jos.Ant. 18,116. In der Forschung wird teilweise angenommen, dass die ursprüngliche Version des LkEv hier begann (vgl. die Einleitung sowie Mk 1). 3,1 Tiberius, herrschte von 14–37 u.Z. Pontius Pilatus, der römische Statthalter von Judäa und Idumäa (26–36 u.Z.). Herodes, Herodes Antipas (vgl. Lk 23,6–7) herrschte in Galiläa und Peräea (4 v.u.Z–29 u.Z.). Philippus, herrschte von 4 v.u.Z–34 u.Z.; vgl. Lk 3,19–20. Lysanias, der römische Tetrarch von Abilene (westlich von Damaskus), ca. 25–30 u.Z. 3,2 Hannas, Hohepriester von 6–15 u.Z., dann von Rom abgesetzt. Seine Söhne traten seine Nachfolge an, später sein Schwiegersohn Kaiphas (18–36 u.Z.). Bezüglich der biblischen Datierung aufgrund von herrschenden Mächten vgl. z.B. Jes 6,1; Jer 1,1–3; Ez 1,1–3. Geschah das Wort Gottes, hebr. wajehi dvar JHWH ’el[…] ist eine gängige Formel im Tanach. Zacharias, vgl. Lk 1,5–23.59–80. Wüste, vgl. Anm. zu 1,80. 3,3 Taufe, vom gr. Verb für „eintauchen“, ein rituelles Eintauchen. Anders als die mikwe-Tauchbäder zur rituellen Reinheit, war die Taufe des Johannes scheinbar ein einmaliges Ereignis. Josephus berichtet (Ant. 18,117), dass die Taufe des Johannes keine Sünden abwusch, sondern eher als öffentliches Bekenntnis der Buße diente. Zu Waschungen als Symbol für die Reinigung durch Gott vgl. z.B. Ez 36,25; Ps 51,4; zu Waschungen, die metaphorisch mit der Entfernung des Bösen verbunden sind, vgl. Jes 1,16. In 1QS 5,7–15 fungiert das Untertauchen auch als Initiationsritus; es gibt keinen direkten Beleg einer Verbindung zwischen Johannes und Qumran. „Jüdische Proselytentaufen“ (d.h. ein Tauchbad als Teil des Rituals beim Übertritt zum Judentum) scheinen erst nach 70 u.Z. durchgeführt worden zu sein (bJev 46a). 3,4–6 Vgl. Jes 40,3–5 (vgl. auch 1QS 8,12–16). In Jesaja bedeutet Heil die Rückkehr Israels aus dem Babylonischen Exil in sein Heimatland („Es ruft eine Stimme: ‚In der Wüste bereitet […]’ “). Für Lukas befindet sich Johannes in der Wüste, wo er das eschatologische Heil ankündigt. Die Kantillationszeichen (zum Singen des Textes in der Synagoge) verbinden „in der Wüste“ mit „bereitet den Weg“; die jüdische Tradition übernahm somit eine umfassendere Lesart der ursprünglichen Satzzäsur bei Jesaja. Vgl. auch Mal 3,1.
7 Da sprach Johannes zu der Menge, die hinausging, um sich von ihm taufen zu lassen: Ihr Otterngezücht, wer hat euch gewiss gemacht, dass ihr dem künftigen Zorn entrinnen werdet? 8 Seht zu, bringt rechtschaffene Früchte der Buße; und nehmt euch nicht vor zu sagen: Wir haben Abraham zum Vater. Denn ich sage euch: Gott kann dem Abraham aus diesen Steinen Kinder erwecken. 9 Es ist schon die Axt den Bäumen an die Wurzel gelegt; jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen.
10 Und die Menge fragte ihn und sprach: Was sollen wir nun tun? 11 Er antwortete aber und sprach zu ihnen: Wer zwei Hemden hat, der gebe dem, der keines hat; und wer Speise hat, tue ebenso. 12 Es kamen aber auch Zöllner, um sich taufen zu lassen, und sprachen zu ihm: Meister, was sollen denn wir tun? 13 Er sprach zu ihnen: Fordert nicht mehr, als euch vorgeschrieben ist! 14 Da fragten ihn auch Soldaten und sprachen: Was sollen denn wir tun? Und er sprach zu ihnen: Tut niemandem Gewalt noch Unrecht und lasst euch genügen an eurem Sold!
15 Als aber das Volk voll Erwartung war und alle dachten in ihren Herzen, ob Johannes vielleicht der Christus wäre, 16 antwortete Johannes und sprach zu allen: Ich taufe euch mit Wasser; es kommt aber der, der stärker ist als ich; ich bin nicht wert, dass ich ihm die Riemen seiner Schuhe löse; der wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen. 17 In seiner Hand ist die Worfschaufel, und er wird die Spreu vom Weizen trennen und den Weizen in seine Scheune sammeln, die Spreu aber wird er mit unauslöschlichem Feuer verbrennen. 18 Und mit vielem andern mehr ermahnte er das Volk und predigte ihm.
Lk 3,7–18 Die Lehre des Johannes 3,7 Menge, Mt 3,7–10 richtet die Drohworte des Johannes gegen die Pharisäer und Sadduzäer. Otterngezücht, bezeichnet bei Matthäus Pharisäer, Schriftgelehrte und Sadduzäer (Mt 3,7; 12,34; 23,33). Eine harsche Beleidigung: Man nahm an, dass Ottern sich ihren Weg durch den Körper ihrer Mutter nach außen fressen und sie dadurch töten. Künftiger Zorn, das endgültige Gericht Gottes. 3,8 Abraham zum Vater, vgl. Jes 51,1–2; Joh 8,33–39. Die jüdische Tradition spricht von der sechut ’avot, übers. das „Verdienst der Väter“ (vgl. z.B. bSchab 55a); vgl. auch Anm. zu 1,72. Steinen Kinder, ein aramäisches (’avnaja […] benaja) und hebräisches (’avanim […] banim) Wortspiel. Johannes lehnt die Vorstellung ab, man könne sich auf die eigene Abstammung als Zeichen göttlicher Gunst verlassen. 3,11 Gebe dem, eine wesentliche Lehre des Judentums ist die Fürsorge für Benachteiligte (vgl. z.B. Jes 1,10–20; 58,6–7; Ez 18,5–9; Tob 1,16–17; 4,16; bBer 5a; BerR 30 u.a.). 3,12 Zöllner, höchstwahrscheinlich Juden, die für Rom arbeiteten; sie wurden als Verräter betrachtet und waren für ihre korrupten Geschäfte bekannt. 3,13 Fordert nicht mehr, verlangt nicht mehr von der Bevölkerung als vorgegeben (Lk 19,8). 3,14 Soldaten, vermutlich Einheimische im Dienst des Herodes Antipas (Jos.Ant 18,113–14). Josephus beschreibt Johannes als einen „[…] edle[n] Mann […], der die Juden anhielt, nach Vollkommenheit zu streben, indem er sie ermahnte, Gerechtigkeit gegeneinander und Frömmigkeit gegen Gott zu üben […]“ (Ant. 18,117). 3,15 Manche hielten Johannes für den Messias, eine Lehre, die in der religiösen Gemeinschaft der Mandäer beibehalten wurde. 3,16–18Mt 3,11–12; Mk 1,7–8. Der wird euch mit dem Heiligen Geist […] taufen, vgl. Anm. zu 1,15; Apg 2,1–4; der Satz kombiniert Bezüge zu einem Initiationsritus, einem eschatologischen Status und eine Veränderung von einem profanen zu einem heiligen Zustand. 3,17 Den Weizen […] sammeln […] Feuer, die Erntesymbolik ist typisch für eschatologische Lehren. 3,18 Predigte, vgl. Anm. zu 1,19.
19 Herodes aber, der Landesfürst, der von Johannes zurechtgewiesen wurde wegen Herodias, der Frau seines Bruders, und wegen all des Bösen, das er getan hatte, 20 fügte zu dem allen noch dies hinzu: Er warf Johannes ins Gefängnis.
Lk 3,19–20 Die Gefangennahme des Johannes (Mt 14,3–4; Mk 6,17–18) Herodes Antipas verstieß die Tochter des Nabatäerkönigs, damit er Herodias, seine Nichte, heiraten konnte, die sich von seinem Bruder, Herodes Philippus, hatte scheiden lassen. Josephus gibt weitere Einzelheiten an (Ant. 18,109–115). Das jüdische Gesetz verbot die Heirat der Frau des eigenen Bruders (Lev 18,16; 20,21). 3,19 Zurechtgewiesen, vgl. Lev 19,17; bTam 28a; Sifra 89a–89b; BerR 54,3.
21 Und es begab sich, als alles Volk sich taufen ließ und Jesus auch getauft worden war und betete, da tat sich der Himmel auf, 22 und der Heilige Geist fuhr hernieder auf ihn in leiblicher Gestalt wie eine Taube, und eine Stimme kam aus dem Himmel: Du bist mein lieber Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen.
Lk 3,21–22 Die Taufe Jesu (Mt 3,13–17; Mk 1,9–11) 3,21 Betete, deutet jüdische Frömmigkeit an (Lk 5,16; 6,12; 9,18.28; 11,1; 22,32.41–46). Der Himmel [tat sich auf], Jes 6,1–4; Ez 1,1; syrBar 22,1); eine direkte, göttliche Offenbarung. 3,22 Heiliger Geist, vgl. Anm. zu 1,15. Eine Stimme kam aus dem Himmel, hebr. bat qol (übers.: „Tochter der Stimme“), ein seltenes Mittel der göttlichen Kommunikation (z.B. bBM 59b; vgl. auch Lk 9,35). Sohn, eine Anspielung auf 2Sam 7 und Ps 2,7. Lieber, vgl. Gen 22,2 (Isaak). Für eine jüdisch-messianische Interpretation von Ps 2 vgl. PsSal 17,23–24; 4QFlor. Habe ich Wohlgefallen, vgl. Jes 42,1.
23 Und Jesus war, als er auftrat, etwa dreißig Jahre alt und wurde gehalten für einen Sohn Josefs, der war ein Sohn Elis, 24 der war ein Sohn Mattats, der war ein Sohn Levis, der war ein Sohn Melchis, der war ein Sohn Jannais, der war ein Sohn Josefs, 25 der war ein Sohn Mattitjas, der war ein Sohn des Amos, der war ein Sohn Nahums, der war ein Sohn Heslis, der war ein Sohn Naggais, 26 der war ein Sohn Mahats, der war ein Sohn Mattitjas, der war ein Sohn Schimis, der war ein Sohn Josechs, der war ein Sohn Jodas, 27 der war ein Sohn Johanans, der war ein Sohn Resas, der war ein Sohn Serubbabels, der war ein Sohn Schealtiëls, der war ein Sohn Neris, 28 der war ein Sohn Melchis, der war ein Sohn Addis, der war ein Sohn Kosams, der war ein Sohn Elmadams, der war ein Sohn Gers, 29 der war ein Sohn Joschuas, der war ein Sohn Eliësers, der war ein Sohn Jorims, der war ein Sohn Mattats, der war ein Sohn Levis, 30 der war ein Sohn Simeons, der war ein Sohn Judas, der war ein Sohn Josefs, der war ein Sohn Jonams, der war ein Sohn Eljakims, 31 der war ein Sohn Meleas, der war ein Sohn Mennas, der war ein Sohn Mattatas, der war ein Sohn Natams, der war ein Sohn Davids, 32 der war ein Sohn Isais, der war ein Sohn Obeds, der war ein Sohn des Boas, der war ein Sohn Salas, der war ein Sohn Nachschons, 33 der war ein Sohn Amminadabs, der war ein Sohn Admins, der war ein Sohn Arnis, der war ein Sohn Hezrons, der war ein Sohn des Perez, der war ein Sohn Judas, 34 der war ein Sohn Jakobs, der war ein Sohn Isaaks, der war ein Sohn Abrahams, der war ein Sohn Terachs, der war ein Sohn Nahors, 35 der war ein Sohn Serugs, der war ein Sohn Regus, der war ein Sohn Pelegs, der war ein Sohn Ebers, der war ein Sohn Schelachs, 36 der war ein Sohn Kenans, der war ein Sohn Arpachschads, der war ein Sohn Sems, der war ein Sohn Noahs, der war ein Sohn Lamechs, 37 der war ein Sohn Metuschelachs, der war ein Sohn Henochs, der war ein Sohn Jereds, der war ein Sohn Mahalalels, der war ein Sohn Kenans, 38 der war ein Sohn des Enosch, der war ein Sohn Sets, der war ein Sohn Adams. Der war Gottes.
Lk 3,23–38 Jesu Stammbaum (Mt 1,1–17) Lukas zeichnet Jesu Abstammung bis Adam (Gen 5,1), der auch als Sohn Gottes gesehen wird (V. 38; vgl. Philo virt. 204–05). Der matthäische Stammbaum nimmt Salomo (Mt 1,6) statt Natham auf (2Sam 5,14; Lk 3,31). 3,23 Dreißig, das übliche Alter des Dienstes: Gen 41,46 (Josef); Num 4,3.23; 2Sam 5,4 (David); Dion.Hal.ant.Rom. 4,6. Eli, Mt 1,15–16 nennt Josefs Vater Jakob, wohl als Anspielung auf den Jakob und Josef der Genesis. Die siebenundsiebzig Namen bei Lukas (vgl. die drei Gruppen aus vierzehn Namen bei Matthäus) legen eine Vervollkommnung nahe. Zu Adam bis David, vgl. Gen 5,3–32; 11,10–26; Rut 4,18–22; 1Chr 1,1–4.24–28; 2,1–15. 3,38 Sohn Adams. Der war Gottes, die jüdische Tradition bezeichnet Adam üblicherweise nicht als „Sohn Gottes“.
1 Jesus aber, voll Heiligen Geistes, kam zurück vom Jordan. Und er wurde vom Geist in der Wüste umhergeführt 2 vierzig Tage lang und von dem Teufel versucht. Und er aß nichts in diesen Tagen, und als sie ein Ende hatten, hungerte ihn. 3 Der Teufel aber sprach zu ihm: Bist du Gottes Sohn, so sprich zu diesem Stein, dass er Brot werde. 4 Und Jesus antwortete ihm: Es steht geschrieben (Deuteronomium 8,3): »Der Mensch lebt nicht vom Brot allein.«[*]
5 Und der Teufel führte ihn hoch hinauf und zeigte ihm alle Reiche der ganzen Welt in einem Augenblick 6 und sprach zu ihm: Alle diese Macht will ich dir geben und ihre Herrlichkeit; denn sie ist mir übergeben und ich gebe sie, wem ich will. 7 Wenn du mich nun anbetest, so soll sie ganz dein sein. 8 Jesus antwortete und sprach zu ihm: Es steht geschrieben (Deuteronomium 6,13): »Du sollst den Herrn, deinen Gott, anbeten und ihm allein dienen.«
9 Und er führte ihn nach Jerusalem und stellte ihn auf die Zinne des Tempels und sprach zu ihm: Bist du Gottes Sohn, so wirf dich von hier hinunter; 10 denn es steht geschrieben (Psalm 91,11–12): »Er wird befehlen seinen Engeln für dich, dass sie dich bewahren.« 11 Und: »Sie werden dich auf den Händen tragen, damit du deinen Fuß nicht an einen Stein stößt.« 12 Jesus antwortete und sprach zu ihm: Es ist gesagt (Deuteronomium 6,16): »Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen.«
13 Und als der Teufel alle Versuchung vollendet hatte, wich er von ihm bis zur bestimmten Zeit.
Lk 4,1–13 Die Versuchung (Mt 4,1–11; Mk 1,12–13) 4,1 Heiliger Geist, vgl. Anm. zu 1,15. 4,2 Vierzig Tage [in der Wüste], erinnert an die Versuchung Israels (Dtn 8,2; Ps 106). Versucht, oder „geprüft“ (Lk 11,16). Er aß nichts, Dtn 9,9; 1Kön 19,8; Jesus verkörpert die Rollen von Mose (Ex 34,28; Dtn 9,9.18) und Elia (1Kön 19,8). 4,3 Teufel, Satan; ist im jüdischen Denken (z.B. Sach 3,1–2 und Hiob 1–2 [der satan, d.h. der „Ankläger“]) sowohl ein Mitglied des himmlischen Rates, dessen Aufgabe es ist die Gerechten zu prüfen, als auch ein böses Wesen, das gegen Gott auftritt (z.B. 1Chr 21,1). 4,4 Vom Brot allein, vgl. Dtn 8,3. Jesus kontert die Provokationen Satans indem er das Deuteronomium zitiert (die Zitate stehen der LXX näher als dem MT). 4,5 Vgl. Dtn 34,1–4, Mose blickt über das verheißene Land. 4,6 Sie ist mir übergeben, deutet an, dass Satan gerade die Welt regiert. 4,8 Es steht geschrieben, vgl. Dtn 6,13, vgl. auch Lk 10,20. Den Herrn, deinen Gott, kann sich hier auch subtil auf Jesus beziehen (vgl. Anm. zu 1,17). 4,9 Jerusalem, vgl. Anm. zu 2,22. Matthäus platziert diese Versuchung an die zweite Stelle und endet mit der Versuchung der umfassenden Herrschaft. Zinne, Josephus (Ant. 15,412) spricht vom Tempel und bemerkt: „Denn über dem Tale, welches so tief war, dass man, wenn man hinabsah, anfing schwindelig zu werden, war noch eine unermesslich hohe Halle erbaut, so dass derjenige, der vom Dache dieser Halle aus beide Höhen zugleich mit seinem Auge ermessen wollte, schon vom Schwindel erfasst wurde, ehe noch sein Blick den Grund der ungeheuren Tiefe erreichen konnte“. Eusebius (Eus.h.e. 2,23,11) behauptet, dass der Herrenbruder Jakobus von der Zinne des Tempels in den Tod gestoßen wurde. 4,10–11 Es steht geschrieben, vgl. Ps 91,11–12. Ironischerweise wurde der Psalm zur Abwehr von Dämonen verwendet (11QPsª; Targum zu Ps 91; jSchab 6,2/8b [„Das Lied der Heimgesuchten“]). 4,12 Es ist gesagt, vgl. Dtn 6,16. Den Herrn, euren Gott, vgl. Anm. zu V. 8. 4,13 Bestimmte Zeit, vgl. Lk 22,3.28.
14 Und Jesus kam in der Kraft des Geistes wieder nach Galiläa; und die Kunde von ihm erscholl durch das ganze umliegende Land. 15 Und er lehrte in ihren Synagogen und wurde von jedermann gepriesen.
Lk 4,14–15 Lehrtätigkeit in Galiläa (Mt 4,12–17; Mk 1,14–15) 4,14 Geist, vgl. Anm. zu 1,15. 4,15 Synagogen, Orte des jüdischen Gebets, der Lehre und der Versammlung der Gemeinschaft; vgl. Lk 4,44; vgl. auch „Die Synagoge“. Von jedermann gepriesen, die anfängliche jüdische Aufnahme ist unmissverständlich positiv.
16 Und er kam nach Nazareth, wo er aufgewachsen war, und ging nach seiner Gewohnheit am Sabbat in die Synagoge und stand auf, um zu lesen. 17 Da wurde ihm das Buch des Propheten Jesaja gereicht. Und als er das Buch auftat, fand er die Stelle, wo geschrieben steht (Jesaja 61,1–2): 18 »Der Geist des Herrn ist auf mir, weil er mich gesalbt hat und gesandt, zu verkündigen das Evangelium den Armen, zu predigen den Gefangenen, dass sie frei sein sollen, und den Blinden, dass sie sehen sollen, und die Zerschlagenen zu entlassen in die Freiheit 19 und zu verkündigen das Gnadenjahr des Herrn.«
20 Und als er das Buch zutat, gab er‘s dem Diener und setzte sich. Und aller Augen in der Synagoge sahen auf ihn. 21 Und er fing an, zu ihnen zu reden: Heute ist dieses Wort der Schrift erfüllt vor euren Ohren.
22 Und sie gaben alle Zeugnis von ihm und wunderten sich über die Worte der Gnade, die aus seinem Munde kamen, und sprachen: Ist das nicht Josefs Sohn? 23 Und er sprach zu ihnen: Ihr werdet mir freilich dies Sprichwort sagen: Arzt, hilf dir selber! Denn wie große Dinge haben wir gehört, die in Kapernaum geschehen sind! Tu so auch hier in deiner Vaterstadt! 24 Er sprach aber: Wahrlich, ich sage euch: Kein Prophet ist willkommen in seinem Vaterland. 25 Aber wahrhaftig, ich sage euch: Es waren viele Witwen in Israel zur Zeit des Elia, als der Himmel verschlossen war drei Jahre und sechs Monate und eine große Hungersnot herrschte im ganzen Lande, 26 und zu keiner von ihnen wurde Elia gesandt als allein nach Sarepta im Gebiet von Sidon zu einer Witwe. 27 Und viele Aussätzige waren in Israel zur Zeit des Propheten Elisa, und keiner von ihnen wurde rein als allein Naaman, der Syrer.
28 Und alle, die in der Synagoge waren, wurden von Zorn erfüllt, als sie das hörten. 29 Und sie standen auf und stießen ihn zur Stadt hinaus und führten ihn an den Abhang des Berges, auf dem ihre Stadt gebaut war, um ihn hinabzustürzen. 30 Aber er ging mitten durch sie hinweg.
Lk 4,16–30 Die Ablehnung in Nazareth Vgl. Mt 13,53–58; Mk 6,1–6; eine Szene, die nur im LkEv geschildert wird (vielleicht eine Neufassung von Mk 6,1–6; vgl. Mt 13,53–58). Vgl. „Jesu Predigt in der Synagoge“. 4,16 Nach seiner Gewohnheit, Bezug auf V. 15. Um zu lesen, die meisten Menschen in der Antike waren Analphabeten. 4,17 Buch des Propheten Jesaja, ob Nazareth ein eigenes Synagogengebäude hatte oder wohlhabend genug war, eine eigene Jesajarolle zu besitzen, bleibt umstritten (die vollständig erhaltene Jesajarolle aus Qumran (1QIsaa) ist 73,4 cm hoch und hat vierundfünfzig Spalten). Jesus liest die Haftara, einen Abschnitt aus den Propheten (Nevi’im), der den wöchentlichen Toraabschnitt ergänzt. Der früheste rabbinische Hinweis auf diese Praxis ist tMeg 4(3),1; allerdings deuten bereits Lk 4 und Apg 13,15 diese Praxis an und in der Forschung wurde dargelegt, dass Philo einen Haftarazyklus vom 17. Tammus bis Jom Kippur kennt. Der Textabschnitt, den Jesus liest, taucht in keinem jüdischen Haftaraverzeichnis auf, das heute benutzt wird. 4,18–19 Der Geist […] ist auf mir, vgl. Lk 3,22. Das Evangelium den Armen […] das Gnadenjahr des Herrn, vgl. Jes 61,1–2; vgl. auch Jes 58,6 und die Tradition des Jobeljahrs in Lev 25 (vgl. bSan 102a). Bezüglich messianischer Interpretation von Jes 61 vgl. 1QH 18,14; 11QMelch 1,18. Den Gefangenen, dass sie frei sein sollen, ironisch angesichts der Gefangenschaft des Johannes (Lk 3,19–20). Bei Lukas fehlt der jesajanische Verweis auf den „Tag der Rache“ (Jes 61,2). 4,22 Josefs Sohn, vgl. Lk 2,33.48; 3,23. 4,23 Arzt, hilf dir selber, ein ähnliches Sprichwort erscheint in BerR 23,4. Große Dinge […] die in Kapernaum geschehen sind, Lukas beschreibt diese Begebenheiten nicht; vgl. Lk 4,31–41. Kapernaum, von kefar-Nachum, dem Dorf Nachums, ein Fischereizentrum am Galiläischen Meer. 4,24 Wahrlich, gr./hebr. amen, wörtl.: „so sei es“; das einzige hebräische Wort, das Lukas benutzt. Der Ausdruck steht meist am Ende eines Gebetes, aber die Verwendungsweise hier ist nicht speziell jesuanisch, vgl. z.B. Jer 28,6. 4,25–26 Vgl. 1Kön 17,8–16. 4,27 Vgl. 2Kön 5,1–4. 4,28 Von Zorn erfüllt, nicht wegen der Wohltätigkeit, die Nichtjuden erwiesen wurde, sondern weil Jesus ihnen seine Macht vorenthielt. 4,30 Und er ging mitten durch sie hindurch, könnte übernatürliche Fähigkeiten andeuten.