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Über die Empfindungen 1755

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Erstdruck: Über die Empfindungen. Berlin, bey Christian Friedrich Voß, 1755, 210 S. [hier: |]

JubA, Bd. 1, S. 41–123. [hier: ||]

Dieser von Shaftesbury und Sulzers Theorie des Vergnügens (1751/52) inspirierte philosophische Briefwechsel erschien unter dem Autorennamen Mendelssohns im selben Jahr und beim selben Verleger wie die Philosophischen Gespräche, aber er behandelt einen ganz anderen Gegenstand, nämlich die Ästhetik. Gefragt wird nach dem Grund der angenehmen Empfindungen und der Natur des Vergnügens. Dabei kreuzen sich im Briefwechsel zwei verschiedene Modelle von Ästhetik, von denen das eine an die Kosmologie der besten aller Welten, das andere an die Monadenlehre von Leibniz rührt. Grund des Vergnügens im ersten Modell ist die in der „Uebereinstimmung des Mannigfaltigen“(5. Brief) gegebene teleologische Vollkommenheit des Kosmos im ganzen; es handelt sich hier also um eine in der zweckhaften Vollkommenheit des Objekts Welt begründete Vollkommenheitsästhetik. Im zweiten Modell liegt der Grund des Vergnügens in den subjektiven Empfindungen und in dem Genuß der Vorstellungstätigkeit der Monade, d.h. des Menschen selbst, nicht im Gegenstand ihrer Betrachtung, der sogar unvollkommen sein kann.

Mendelssohn löst die Spannung zwischen diesen beiden Modellen in den Briefen Über die Empfindungen nicht in Richtung von Subjektivität und Psychologisierung, sondern in Richtung der Vollkommenheitsästhetik auf: Auch die subjektiv begründeten Empfindungen von Vergnügen und Lust tragen zur größeren physiologischen Vollkommenheit des Körpers bei. Höhere Vollkommenheit des Körpers und Vollkommenheit des Betrachteten ergänzen sich zum doppelten Vergnügen von Körper und Seele bei einer vernünftigen Weltbetrachtung. Die Quelle des Vergnügens ist dabei eine dreifache: „Das Einerley im Mannigfaltigen oder die sinnliche Schönheit, die Einhelligkeit des Mannigfaltigen, oder die Vollkomenheit, und endlich der verbesserte Zustand unserer Leibesbeschaffenheit, oder die sinnliche Lust“ (11. Brief).

Am Ende der Abhandlung (9., 13., 14. u. 15. Brief) nimmt Mendelssohn in einem Exkurs den Suizid des englischen Schriftstellers Charles Blount (1654–1693) und dessen Verteidigung durch seinen Freund Charles Gildon unter dem Pseudonym Lindamour zum Anlaß einer Diskussion des Selbstmords aus unterschiedlichen philosophischen Perspektiven. Der Zusammenhang zu den anderen Briefen besteht darin, daß der Selbstmord in Hinsicht auf ein vermeintliches Mißverhältnis von Vergnügen und Mißvergnügen abgehandelt wird, aufgrund dessen ein Mensch seinem Leben ein Ende setzt. Aus der Perspektive von Leibniz’ Theodizee ist der Selbstmörder stets im Unrecht, denn er lebt in der besten aller Welten. Mendelssohn macht zugleich deutlich, daß dieser metaphysische Standpunkt z.B. bei einem Naturalisten keine Überzeugungskraft besitzt. Der Selbstmord sei auf der Schaubühne effektvoll, im wirklichen Leben jedoch verwerflich.

Die Briefe Über die Empfindungen sind mit ganz wenigen Änderungen in die Philosophischen Schriften von 1761 und 1771 aufgenommen worden. Eine Übersetzung ins Französische erschien 1761, ins Holländische 1769, eine italienische Übersetzung erschien postum 1797 in Triest. Herder, Michaelis und Lessing haben die Briefe positiv rezensiert.

Literatur:

Alexander Altmann, Moses Mendelssohns Frühschriften zur Metaphysik, Tübingen 1969, S. 85–183; Otto F. Best (Hg.), Moses Mendelssohn, Ästhetische Schriften in Auswahl, Darmstadt 1974, Einleitung, S. 1–24.

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