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Anmerkungen über die von Herr Lavater eingeschickten Zusätze.
Оглавление| || Erster Zusatz. – Nicht so schlechtweg zugemuthet u.s.w. Ich habe nichts wider diese Distinction, aber sie mißfällt mir, um des Herrn Lavater willen; sie ist nicht in seinem Charakter.
Zweiter Zusatz. – Und was anders u. s. w. Gut.
Dritter Zusatz. – Und dann u. s. w. Ich wünschte, daß dieser nicht so mancherlei Behauptungen enthielte, die ich so unbedingt nicht kann gelten lassen. Sie führen mich zu Erörterungen, die ich so gern vermeiden möchte. Herr Lavater hat mich schon bei der mündlichen Unterredung gefragt: was für einen Unterschied ich machte zwischen einem Sokrates, Plato, und Jesus. Ich antwortete: Sokrates hat niemals mehr als ein Mensch sein wollen. Hätte er sich für eine Person der Gottheit oder für eine Mittelsperson zwischen Gott und den Menschen, oder gar für die einzige Mittelsperson ausgegeben; so hätte ich ihm, meiner Ueberzeugung nach, alle Hochachtung versagen müssen. | Philosophische und religiöse Vorurtheile kann man haben und von der moralischen Seite hochachtungswürdig sein; aber Anmaßungen von dieser Art gehören mit zum moralischen Charakter, und geben allen moralischen Eigenschaften eine sonderbare Richtung. – Hat sich aber Jesus, wie ich aufrichtig glaube, Dieses niemals anmaßen wollen; so habe ich meine philosophische Hochachtung schon eingestanden. Wozu wird also diese Frage so ausdrücklich berührt?
Einen Heiden? – Einen Juden – Schande, daß wir dem Sokrates und dem Plato Vorwürfe machen sollen, daß sie Heiden waren! War Dieses ein Fehler in ihren Sitten? Und Jesus ein Jude? – Ja, wen er, wie ich glaube, das Judenthum nicht hat aufheben wollen. Man bedenke, wohin mich diese Betrachtung führen würde!
Dem nach Aller Geständniß die Weltweisheit und guten Sitten unendlich viel und mehr u. s. w. – Wer sind die || Alle, die Dieß so schlechterdings eingestehen? Nicht ich. Ich bitte die Herren, welche Dieses zu lesen bekommen, demüthigst, über die Freiheit, die ich mir nehme, nicht ungehalten zu sein. Dieser sehr positive Machtspruch scheinet mir in einem Schreiben an einen Juden höchst unschicklich, wen er nicht ein Signal zum Streite sein soll. – Ueber den Einfluß der Religion in die Weltweisheit überhaupt hätte ich ein weitläufiges Capitel zu schreiben, das Manchem sehr paradox scheinen könnte. Man scheinet sich in Deutschland über gewisse Sätze stillschweigend vertragen zu haben, die meines Erachtens wohl verdienten untersucht zu werden. Aber ich wünsche von Herzen zu diesen Untersuchungen nicht veranlasset zu werden.
Vierter Zusatz. – Dieser ist bereits von mir eingerückt worden.
Fünfter Zusatz. – Dieser gehet das Bonnetsche Werk an. Bonnet sagt, er habe kein Vertheidiger; sondern bloß ein Forscher sein wollen. Kann ihm aber Dieses Herr Lavater nachsprechen? Welche Inconsequenz! Hat er nicht das Gegentheil mit dürren Worten behauptet? Herr Lavater will sich, wie es scheinet, nunmehr von Andern leiten lassen, und wird seinem Charakter untreu. – Ich glaube in meiner Nacherinerung dem Herrn Bonnet genug eingeräumt, und also diesen Zusatz unnöthig gemacht zu haben. – Ich könnte ihn auch allenfalls gelten lassen, aber ich würde in meiner Nacherinnerung, in Rücksicht auf denselben, | einige Veränderungen machen müssen, und wozu? Herr Lavater und Herr Bonnet können sich auf ihre hiesigen Freunde verlassen, sobald diese meine Erklärung zu ihrer Befriedigung hinreichend finden.
Sollte es indessen nicht angehen, daß diese Zusätze wegblieben, so wünschte ich, daß Herr Lavaters Antwort abgedruckt würde, und zwar ohne meine Nacherinerung. Ich würde mir alsdenn Zeit lassen müssen, in einem besondern Schreiben, meine Gedanken zu äußern.
Berlin, den 9. März 1770. | Moses Mendelssohn |
1 „Die kleinste Wendung, die man meinen Worten giebt, läßt auf meine Gesinnung ein falsches Licht fallen, in welchem ich sie mit gutem Gewissen nicht kann erscheinen lassen“ dieß sagt Herr Moses unbilligen Recensenten. Ich finde es sehr nöthig, dieß allen Lesern für ihn und für mich zu wiederholen.
2 Was läßt sich z.B. wider die egyptischen Zauberer sagen? Im A. T. (5. M. v. 2. u. f.) wird der Fall angegeben, in welchem man einem Propheten oder Träumer, wenn er auch Zeichen und Wunder thut, nicht gehorchen, sondern vielmehr ihn umbringen soll. Im N. T. heißt es ausdrücklich: Es werden falsche Christi und falsche Propheten aufstehen, und große Zeichen und Wunder thun, u. s. w. (Matth. C. 24. v. 24.) anderer Stellen nicht zu gedenken.
3 Der ganze Titel ist: Pflichten des christlichen Dichters in dem Dramatischen und Beurtheilung der Jungfer Meyern, Philippine Damien und des Marmontelschen Belisaire von J. B. Kölbele u. s. w. Frankfurt am Mayn 1769. – – – Alles ist in dieser kleinen Schrift Original, Schreibart, Critik, Denkungsart, bis auf die Orthographie sogar. Besonders ist angenehm zu sehen, von welcher Höhe der Verf. der Jungfer Meyern und Philippine Damien auf die Stümper Marmontel und Rousseau, Verf. des Belisaire und der Heloise, herabsiehet.
4 Majemonid. von den Segensformeln C. 10. § 11. nach der Vorschrift des Talmuds. Sie lautet: Gelobet seyest du, Herr unser Gott, Beherrscher der Welt, daß du von deiner Weisheit dem Fleische und Blute mitgetheilet hast. Fleisch und Blut heißt im Rabbinischen so viel als der Mensch, das menschliche Geschlecht. (vid. Buxt. Lex. rab.)