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7. „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieb haben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Vermögen.“

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Wer seinen Gott so liebet, wird die Schuldigkeit einsehen, ihm für das Böse, das er uns wiederfahren läßt, eben so inbrünstig zu danken, als für das Gute. – Unter der tyrannischen Regierung der Griechen ward einst den Israeliten bey Lebensstrafe verboten, in ihrem Gesetze zu lesen. Rabbi Akiba hielt gleichwohl öffentliche Versammlung, und unterwieß im Gesetze. Ihn fand Pappus, Sohn Juda, und sprach: Akiba! Fürchtest du nicht die Drohungen dieser Grausamen? – Ich will dir eine Fabel erzehlen, sprach R. Akiba, die mit unsern Umständen viel Aehnliches hat. Der Fuchs gieng einst am Ufer des Flusses auf und nieder, und sah die Fische bald hier bald dort sich zusammendrängen. – Was lauft ihr | da so ängstlich umher? fragte der Fuchs. – Die Menschenkinder werfen dort ihre Netze aus, antworteten die Fische, und wir suchen ihnen zu entkommen. – Wißt Ihr was? erwiederte der Fuchs. Kommt zu mir aufs Trockne! Wir wollen an einen sichern Ort ziehen, wo euch kein Fischer nachstellen soll. – Bist du der Fuchs, war ihre Antwort, den man sonst für das klügste unter den Thieren hält? Du mußt das einfältigste seyn, wenn du uns diesen Rath im Ernste ertheilest. Siehe! Hier ist für uns das Element des Lebens. Weil wir hier unsicher sind, räthst du uns, in das Element des Todes zu fliehen? – Die Anwendung, Sohn Juda! ist leicht. Die Lehre Gottes ist für uns Element des Lebens; denn so stehet von ihr geschrieben: Sie ist dir Leben und Länge der Tage. Werden wir gleich in diesem Elemente verfolgt, so müssen wir es darum nicht verlassen und ins Element des Todes flüchten. |

Nicht lange, so ward Rabbi Akiba verrathen, in Verhaft genommen und in einen Kerker gesperrt. Aber Pappus, der Sohn Juda, ward auch verläumdet, eingezogen und in dasselbe Gefängniß gesetzt. – Was hat dich hiehergebracht, Pappus? fragte Rabbi Akiba. – O wohl dir, Rabbi Akiba! antwortete Pappus, der du leidest, weil du dich der Lehre Gottes angenommen hast; aber wehe dem Pappus, der leiden muß, weil er sie vernachläßiget hat!

Rabbi Akiba ward zum Tode geführt. Unter den entsetzlichsten Martern, womit sie ihn hinrichteten, kam die Stunde, das: Höre Israel! zu lesen. „Höre Israel! der Herr, unser Gott, ist ein einiger Gott. Und || du sollst den Herrn, deinen Gott, lieb haben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Vermögen.“3 – In der Vorbereitungsandacht | unterwarf sich Rabbi Akiba der göttlichen Regierung mit Freude und kindlicher Ergebenheit. Seine Schüler verwunderten sich über diese Fassung seines Gemüths unter solchen Quaalen. – O meine Lieben! sprach ihr Lehrer; zeitlebens habe ich nach der Gelegenheit gebanget, dieses göttliche Gebot halten zu können, den Herrn, meinen Gott, von ganzem Herzen und von ganzer Seele zu lieben. Jetzt, da sie mir geworden, muß ich sie nicht vernachläßigen. Er weilte so lange bey den Worten: ein einiger Gott! bis sein Geist ihn verließ. Und eine Stimme ließ sich vom Himmel vernehmen: Wohl dir, Akiba, dessen Geist sich unter solchen Worten emporschwang! Gehe ein zu der ewigen Seligkeit, die hier dein Lohn ist!

1 Aus dem Talmud und dem Midrasch gezogen. Die Erzehlungen beziehen sich auf Sprüche der Schrift, die eben darum voranstehn.

2 Eine Ceremonie der Juden beym Ein- und Ausgange eines Festtages, und vornehmlich des Sabbaths.

3 Dieses Kapitel der Schrift wiederholt jeder Jude zweymal des Tages, nachdem er sich durch Vorbereitungsgebete dazu angeschickt hat.

Moses Mendelssohn

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