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7.1 Al-Kindī (gestorben um 870)

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Al-Kindī gilt häufig als der älteste der islamischen Philosophen und bekommt, wegen seiner adligen, rein arabischen Abstammung den Ehrennamen „Philosoph der Araber“ (faylasūf al-ʿarab). Als Mäzen hat er Übersetzungen neuplatonischer Texte gefördert, unter anderem der berühmten und rätselhaften Theologie des Aristoteles – tatsächlich eine Blütenlese aus Plotins letzten drei Enneaden, in der von „Theologie“ so gut wie nirgendwo die Rede ist. Al-Kindī hat aber keine Schule der Philosophie gegründet, und die späteren Denker aristotelischer Richtung, die sogenannten falāsifa, erwähnen ihn kein einziges Mal.

Unter all den arabischen Philosophen ist er wohl derjenige, dessen Anhängerschaft zur Religion am eindeutigsten ist. Er nimmt Bezug auf Gedanken, die im Koran vorkommen und deutet sie im Licht der damals herrschenden philosophischen Kosmologie neuplatonischer Färbung. Seine Auffassung des „Einen“ liest sich als eine philosophische Umdeutung und Rechtfertigung der ersten Hälfte des Glaubensbekenntnisses (šahāda) „Kein Gott außer Allah“ sowie des Glaubens an die Schöpfung. Die Welt sieht er eindeutig als geschaffen im wörtlichen Sinne an, das heißt durch einen Akt des göttlichen Willens aus dem Nichts ins Sein gerufen. In seiner Epistel über die Bücher des Aristoteles interpretiert er in diesem Sinne die berühmte Äußerung: „Wenn Er etwas will, sagt er dazu nur: Sei!, dann ist es (kun fa-yakūnu)“ (Q 2.117 u.a.).63 Er erklärt auch, dass der Vers „die Sterne und Bäume fallen [vor Gott] nieder“ (Q 55.6) die Seinsweise der Geschöpfe, vor allem der Himmelssphären, ausdrückt.64

Islamische Philosophie im Mittelalter

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