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7.8 Averroes (gestorben 1198)

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Averroes (Ibn Rušd) verbrachte und verdiente sein Leben als hoher Beamter. Wie vor ihm sein Großvater und sein Vater war er Oberster Richter zu Córdoba. Er identifiziert sich mit der islamischen Umma, indem er mehrmals von „unserer religiösen Gemeinde“ (millatunā) spricht.96 Er diente der besonders strenggläubigen und gegenüber Juden und Christen intoleranten Dynastie der Almohaden. Die Herrscher vertraten jedoch eine Auffassung Gottes, die sich mit der Philosophie unschwer vereinbaren ließ: ein ziemlich abstraktes Wesen, ohne Eigenschaften.

Nach Averroes ist es nicht statthaft, die Religion zu kritisieren, in der man aufgewachsen ist. Diejenigen, die die Religion dennoch kritisieren, wobei sie die Grundlagen der Polis untergraben, soll man töten.97

Averroes hat eine Auslegungsmethode des Korans vorgeschlagen und ein Werk über dieses Thema geschrieben. Gegen die Spitzfindigkeiten des Kalāms preist er einen dem einfachen Volke verständlichen Weg der Demonstration, der übrigens schon die vom Koran angewandte Methode war.98 Gegen al-Ġazālis Angriff verteidigt er die Philosophie: An den Irrtümern seien nur die späteren al-Fārābī und vor allem Avicenna schuld. Aristoteles habe dagegen das Höchste des Wissens erreicht, das dem menschlichen Geiste erreichbar ist. Deswegen versucht Averroes in den zahlreichen Kommentaren zu Aristoteles, die sein Hauptanliegen blieben, dessen Werke von den avicennischen Konkretionen reinzuwaschen.

In der Entscheidenden Abhandlung äußert er sich als Jurist über den Rechtswert (ḥukm) der philosophischen Tätigkeit: Sie sei für diejenigen, die sie kompetent ausüben können, nicht nur erlaubt, sondern stelle eine religiöse Pflicht dar; denjenigen, die dazu unfähig sind, sie zu verstehen, ist sie untersagt.99 Die Religion (šarīʿa), die den Weisen eigen ist, besteht darin, die Gesamtheit der seienden Dinge zu erforschen.100

Als politischer Denker nimmt Averroes die Vorstellung auf, nach der der Prophet eine vortreffliche Staatsordnung gestiftet habe. Seine Theorie der Prophetie ist aber ziemlich dürftig, abgesehen von einigen flüchtigen Bemerkungen im Kommentar zum Traktat des Aristoteles Über den Traum.101 Die Offenbarung (waḥy) vervollkommne die Erkenntnis, die der Intellekt verleiht; sie sei eine Gnadengabe Gottes an die Menschen.102 Interessanterweise lässt aber Averroes eine wichtige Frage unbeantwortet: Muss der Gründer der vortrefflichen Polis unbedingt ein Prophet sein?103

Die spätere Legende des gefährlichen Freidenkers Averroes, der die Idee einer „doppelten Wahrheit“ vertreten, ja das berüchtigte Buch von den Drei Betrügern verfasst habe, hat lange Zeit im Westen angehalten, entbehrt jedoch jeglicher Grundlage. Vielmehr haben gewisse Denker der Renaissance seine Abhandlung über die Beweismeihoden als für die islamische Position stellvertretend betrachtet.104

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