Читать книгу Islamische Philosophie im Mittelalter - Группа авторов - Страница 76
7.7 Ibn Ṭufayl (gestorben 1165)
ОглавлениеIbn Ṭufayl hat ein einziges Werk philosophischen Inhalts hinterlassen, den nach seiner Hauptfigur benannten Bildungsroman Ḥayy ibn Yaqẓān. In einem Vorwort stellt er sich als Strenggläubiger vor und klagt die Philosophen an: Sie seien dem Islam gegenüber zweideutig geworden, ja abtrünnig in mehreren Punkten des Dogmas, insbesondere das Schicksal der Seelen nach dem Tode betreffend.94 Er bezwecke eine Synthese des avicennischen Gedankenguts mit den Erfahrungen der Mystiker.
In der Erzählung wird die Entwicklung eines auf einer Insel aufwachsenden Einsamen geschildert. Er entdeckt, nur kraft der Anstrengung seines Geistes, das ganze System der avicennischen Philosophie wieder und widmet sich der mystischen Schau. Als er einem anderen Menschen von der benachbarten Insel begegnet, verstehen beide, dass die dort herrschende Religion bildliche Darstellungen derselben Wahrheiten enthält, welche die dem Autodidakten zugängliche Philosophie in ihrer Reinheit auffasst.95 Zwar bestätigen die kraft der bloßen Vernunft gewonnene philosophische Einsicht und die herkömmliche Religion einander. Wenn das stimmt, inwiefern bleibt aber die Offenbarung notwendig? Erlaubt es ferner die jeden Inhalts entbehrende religiöse Philosophie des Einsamen, eine Praxis zu begründen?