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Völkerschlacht

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Dieser Krieg war einer der zerstörerischen Superlative. Bei Amiens in Frankreich durchbrachen erstmals Panzer die menschlichen Barrieren, am Skagerrak schlugen Großkampfschiffe die bis dahin größte Schlacht ihrer Geschichte, U-Boote verbreiteten auf den Meeren Angst und Schrecken und zum ersten Mal fielen Bomben aus Flugzeugen auf Truppen, vereinzelt auch auf Städte. 1917 eskalierte die europäische Völkerschlacht schließlich zum »Weltenbrand«. Die USA traten in den Krieg ein.

An der deutschen Heimatfront folgte auf die Kriegsbegeisterung tiefe Ernüchterung. Mangelwirtschaft und Hunger bestimmten den Alltag: Millionen von Männern kämpften auf den Schlachtfeldern, die Seeblockade führte zu Engpässen, letzte Reserven wurden mobilisiert. Bewusst sprach man nun nicht mehr vom Kampf der Mächtigen, sondern dem der Völker – aufgepeitscht von einer Propaganda, die Nationen zu »Erbfeinden« erklärte. Es waren Hassparolen mit nachhaltiger Wirkung.

In Berlin herrschte dennoch wieder Zuversicht. Denn in Russland beendete die »Rote Revolution« die Zarenherrschaft – dank Unterstützung Lenins durch deutsche Geheimdiplomatie. Nach einem vom Deutschen Reich diktierten Frieden im Osten wurden 1918 Kräfte frei, die im Westen dringend benötigt wurden. Doch war die materielle Überlegenheit der Gegner dort erdrückend: Von Frühsommer 1918 an trafen eine Million amerikanische Soldaten auf dem Kriegsschauplatz ein. Einer von ihnen war der 33-jährige George Patton, der vor Ort die ersten 500 US-Panzerfahrer ausbildete und in die Schlacht führte; am Ende des Zweiten Weltkriegs sollten seine »Tanks« beim Vormarsch der US-Truppen in Deutschland die entscheidende Speerspitze bilden. Die Deutschen waren nicht in der Lage, der materiellen Überlegenheit standzuhalten.

Im Sommer 1918 zog Ludendorff, General und mächtigster Mann in der Obersten Heeresleitung, die Notbremse und forderte die deutsche Regierung auf, einen Waffenstillstand zu erbitten. Einige Monate später meuterten in Kiel Marinesoldaten gegen den Befehl, die Flotte zu einem letzten »ehrenvollen« Gefecht auslaufen zu lassen, es war der Beginn einer Revolution, die ganz Deutschland erfasste.

»Er hat sich nichts mehr sagen lassen und ist dauernd aufgeregt und explosiv gewesen. Seit er sehen musste, wie die Dinge schlecht gehen, kämpft er wie ein Verzweifelter um sein Prestige.«

Konrad Krafft von Dellmensingen, Generalstabschef der 17. Armee, über Erich von Ludendorff

Am 9. November 1918 wurde der Kaiser, Wilhelm II., zur Abdankung gezwungen. Führende Sozialdemokraten übernahmen die Regierung. Phillip Scheidemann rief die Republik aus, um der Proklamation einer Räterepublik durch die Kommunisten um Karl Liebknecht zuvorzukommen. Das unrühmliche, überhastete und doch unaufhaltbare Ende des Kaiserreichs war besiegelt. Bei der Wahl zur Nationalversammlung siegten zwar die demokratischen Parteien, und die erste deutsche Republik gab sich in Weimar eine freiheitliche Verfassung; die Folgen des Krieges indes sollten den Weg zum Frieden von Anfang an gefährden.

Zwangsläufig scheitern aber musste Weimar nicht. Eine andere internationale Ausgangslage, eine andere wirtschaftliche Entwicklung hätten es der jungen Republik erleichtert, ihre Bürden zu ertragen und sie nach und nach ganz abzuwerfen. Für die Deutschen indes wirkten die Bedingungen der Sieger damals wie ein Schock. Sie maßen den Versailler Vertrag an den »klassischen« Friedensabkommen des 19. Jahrhunderts sowie an dem maßvollen 14-Punkte-Programm, das der amerikanische Präsident Woodrow Wilson zunächst als Grundlage für die Verhandlungen vorgeschlagen hatte. Das, was am Ende dann dabei herauskam, empfanden die meisten Deutschen als Verrat, als verletzendes Diktat. Es waren weniger die materiellen Konditionen, welche die Emotionen hochkochen ließen, als die moralischen. Und so sollte der französische General Ferdinand Foch auf fast gespenstische Weise recht behalten, als er nach der Unterzeichnung des Versailler Vertrags prophezeite, dieser Friede werde gerade einmal zwanzig Jahre halten.

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