Читать книгу Sammelband "Tatort Hunsrück" Teil 1 - Hannes Wildecker - Страница 25
Kapitel 19
Оглавление„Das sind die Männer, die Täter von damals, Meg“, sagte Satorius und legte einige vergilbte Zeitungsartikel vor Maggie auf den Tisch. Sie hatten sich für ihr Treffen die gleiche Gaststätte ausgesucht, in der sie das letzte Mal zusammen gegessen hatten, das Restaurant am Hunsrück-Steig. Ihr Tisch stand unmittelbar an der Fensterfront des Gastraumes und so hatten sie eine gute Sicht auf das Treiben der um diese Zeit belebten Geschäftsstraße.
„Und ihre Anschriften?“ Maggie sah Satorius erwartungsvoll an.
„Die Anschriften haben sich geändert. Ich weiß nicht, wo sie sich derzeit aufhalten. Zwei von ihnen leben nicht mehr.“
Es klang beiläufig, als Satorius es sagte, doch Maggies Körper straffte sich plötzlich.
„Tot? Wie sind sie … wann …?“, stotterte sie und Satorius sah sie erstaunt an.
„Sind Sie sich sicher, dass Sie mit mir an dieser Sache arbeiten wollen“, fragte er und sah sie lange an, ehe er weiterfuhr. „Es scheint Sie irgendwie mitzunehmen. Kannten Sie die Männer etwa?“
„Mörder? Trauen Sie mir zu, dass ich Mörder zu Bekannten habe?“
Satorius überging die Frage. „Zwei dieser vier Männer wurden ermordet.“ Satorius wartete auf eine Reaktion Maggies, doch sie zeigte keine Regung.
„Wie sind sie zu Tode gekommen?“, fragte sie und neigte sich etwas über den Tisch auf Satorius zu.
„Ich habe den Eindruck, die Polizei vermutet einen Zusammenhang mit den Taten von vor 18 Jahren. Es heißt, man habe sie brutal erschlagen. Mehr weiß ich nicht. Noch nicht.“
„Erschlagen?“ Satorius glaubte für einen Moment, ein flüchtiges Lächeln in Maggies Gesicht festgestellt zu haben. Auf den zweiten Blick war jedoch alles wie vorher. Maggie schob ihre leere Kaffeetasse mit einer langsamen Bewegung zur Seite und beugte sich noch etwas weiter auf Satorius zu.
„Dann haben Sie ja nun eine aktuelle Story und brauchen nicht mehr in der Vergangenheit zu stöbern“, sagte Maggie, doch Satorius lächelte.
„Nur gemeinsam mit der Geschichte der Vergangenheit wird die aktuelle Situation zu dem Reißer, wie sich ihn unsere Leser wünschen. Wir müssen die Geschichte der Täter von damals bis ins Kleinste recherchieren. Wir müssen alles noch einmal aufwärmen. Was geschah damals? Wie haben sie ihre Zeit im Knast verbracht? Haben sie Familie? Was tun sie heute?“
„Und warum mussten bereits zwei der Täter sterben? Diese Frage wird doch wohl am meisten interessieren?“
„Das glaube ich kaum, dass es diese Frage sein wird. Vielmehr wird für unsere Leser interessanter sein, zu erfahren, was mit den anderen beiden passiert. In dieser Erwartungshaltung werden sie die Angelegenheit verfolgen. Die Sensationsgier, verstehen Sie? Außerdem wird es den Lesern wie uns gehen. Sie werden schnell herausfinden, dass es sich um Racheakte handelt.“
„Racheakte? Wie kommen Sie darauf, dass es sich um Racheakte handelt?“, fragte Maggie erstaunt. „Wer sollte das tun? Die Taten liegen 18 Jahre zurück. Zum Rächen war doch Zeit genug in den vergangenen Jahren.“
„Sie vergessen, dass die Täter bis vor nicht allzu langer Zeit im Gefängnis gesessen haben. Wie hätte sich jemand in dieser Zeit rächen sollen. Jemanden zu einem Mord im Gefängnis veranlassen, ich glaube, solche Dinge passieren in unsrem Land nicht so einfach.“
„Was glauben Sie, Hans, wer das getan hat?“
„Fragen Sie mich lieber, wer ein Motiv hat, solches zu tun. Und da fallen mir auf Anhieb nicht viele Personen ein.“
„Ja, da es ja niemand von der betroffenen Familie von damals gibt …“
„Das stimmt nicht ganz, Meg. Das Ehepaar von damals lebt nicht mehr, das ist wohl richtig. Aber da gibt es noch eine Tochter, wie ich Ihnen bereits bei unserem ersten Treffen sagte.“
„Sie glauben doch nicht, dass diese Frau die Morde begangen hat?“, rief Maggie und es klang erstaunt und entrüstet zugleich. „Eine junge hilflose Frau?“
„Auf jeden Fall müssen wir herausfinden, wo sie sich aufhält, genauso, wie wir auch die beiden noch lebenden Männer ausfindig machen müssen. Wir werden mit ihnen reden. Wir werden sie warnen, ein großes Interview führen, für unsere Leser.“
Satorius konnte seinen Eifer für die journalistische Sache kaum noch zügeln. „Sie werden sehen, falls der Täter weitere Morde vorhat, wir werden sie durch unsere Recherchen verhindern.“